Zukunftskongress Logistik 2021: Blockchain für digitales Gefahrgutmanagement

Das Fraunhofer IML adressiert mit der Anwendung das steigende Gefahrgutaufkommen auf deutschen Straßen.

Mit "Dragon" sollen sich beliebige mobile Devices im Gefahrgutbereich blockchainfähig machen lassen. (Foto: Fraunhofer IML)
Mit "Dragon" sollen sich beliebige mobile Devices im Gefahrgutbereich blockchainfähig machen lassen. (Foto: Fraunhofer IML)
Therese Meitinger

Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) hat am 14. September einen Prototyp des Blockchain Device „Dragon“ auf dem „Zukunftskongress Logistik – 39. Dortmunder Gespräche“ vorgestellt. Mithilfe der Anwendung sollen sich Gefahrgut-Transporte rechts- und manipulationssicher organisieren lassen. Das Fraunhofer IML adressiert mit der Anwendung das steigende Gefahrgutaufkommen auf deutschen Straßen.

Rund 4,4 Millionen Tonnen Gefahrgut fahren jährlich über Deutschlands Straßen – Tendenz steigend. Das liegt vor allem an immer mehr akkubetriebenen Haushaltsgeräten sowie dem steigenden Anteil an Elektrofahrzeugen in Deutschland. Die bei jedem anfallenden Transport aufkommenden Begleitdokumente lägen jedoch meist nicht digital vor – und würden dementsprechend auch nicht manipulations- und rechtssicher abgespeichert, heißt es einer Pressemitteilung.

Die im Rahmen des Europäischen Blockchain-Instituts entwickelte Lösung Dragon (Device for reliable dangerous goods transport) soll nun Abhilfe schaffen.

„Mit Dragon gibt es für den Gefahrgutbereich erstmals eine Lösung, um beliebige mobile Endgeräte blockchainfähig zu machen. Blockchainfähige Devices leisten angesichts des stetig steigenden Gefahrgutaufkommens einen wichtigen Beitrag für die Modernisierung des Gefahrgutmanagements. Der Ansatz ,Bring your own Device‘ macht es möglich, das große Potenzial der Blockchain-Technologie in die operative Gefahrgutlogistik zu bringen“, unterstreicht Prof. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML.

Relevante Dokumente und Änderungen immer verfügbar

Gerade bei einem stark rechtlich geprägten Thema wie dem Gefahrguttransport, bei dem vom Absender über den Verlader und Beförderer bis zum Empfänger zudem viele Akteure beteiligt seien, entfalte die Technologie großes Potenzial. 

Mit Dragon sollen künftig relevante Begleitdokumente aus der Blockchain abgerufen, Ereignisse kontinuierlich getrackt und sogenannte Smart Contracts ausgelöst werden. Dadurch lassen sich nach Anbieterangaben wiederkehrende Prozesse der Gefahrgutabwicklung automatisieren und rechtssicher speichern. Das spare viel Zeit und minimiere menschliche Fehler, heißt es vonseiten des Fraunhofer IML. Das Device begleiten soll zudem ein elektronisches Beförderungspapier, das den Informationsaustausch zwischen den Prozessbeteiligten vereinfachen soll, manipulationssicher ist und immer den aktuellsten Informationsstand enthält. Eine Möglichkeit zur Verwaltung der digitalen Papiere wird aktuell im Teilprojekt „Dangerous“ im Rahmen des Europäischen Blockchain-Instituts entwickelt und soll Open Source zur Verfügung gestellt werden.

Bereits im Oktober 2020 hatte das Fraunhofer IML einen ersten Prototyp eines Blockchain Device als erste von mehreren Blockchain-basierten Geräteentwicklungen made in NRW vorgestellt. Das Projekt zum Aufbau des Europäischen Blockchain-Instituts in Nordrhein-Westfalen wird seit Mai 2020 mit rund 7,6 Millionen Euro vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Es ist eng verzahnt mit dem Projekt „Silicon Economy“, das durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wird.