World Robotics Report 2020: Cobots werden zum Erfolgsmodell

Während die Absätze für Industrieroboter 2019 generell rückläufig waren, legten kollaborative Roboter um elf Prozent zu.

Der Bestand an Industrierobotern hat 2019 in Europa einen historischen Höchststand erreicht. (Bild: Style Photography/AdobeStock)
Der Bestand an Industrierobotern hat 2019 in Europa einen historischen Höchststand erreicht. (Bild: Style Photography/AdobeStock)
Therese Meitinger

Die International Federation of Robotics (IFR) hat am 24. September die Ergebnisse ihres Jahrbuchs „World Robotics 2020“ vorgestellt. Deutschland ist demnach in der Europäischen Union mit rund 221.500 Industrie-Robotern die am stärksten automatisierte Volkswirtschaft – der Bestand stieg um drei Prozent (2019). Damit sind der IFR zufolge in den Fabriken der deutschen Wirtschaft rund dreimal so viele Industrie-Roboter im Einsatz wie in Italien (74.400 Einheiten), rund fünf Mal so viele wie in Frankreich (42.000 Einheiten) und rund zehn Mal so viele wie in Großbritannien (21.700 Einheiten).

„Der Einsatz von Industrie-Robotern in Europa hat mit rund 580.000 Einheiten einen historischen Höchststand erreicht – der Bestand stieg um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Milton Guerry, Präsident der International Federation of Robotics.

Deutschlands Anteil am europäischen Roboterbestand liegt bei 38 Prozent. Damit liegt das Land im weltweiten Vergleich nach China, Japan, Korea und den USA auf Rang 5. Das gilt 2019 auch für die jährlichen Verkaufszahlen. Hier bewegt sich die deutsche Wirtschaft schon seit vielen Jahren (2014 - 2017) nach den Zahlen der IFR auf dem sehr hohen Niveau von rund 20.000 Einheiten per anno – mit 20.400 verkauften Robotern wurde diese Marke 2019 erneut erzielt. Das Rekordergebnis 2018 mit rund 27.000 verkauften Industrie-Robotern sei auf eine sehr dynamische Sonderkonjunktur zurückzuführen gewesen, argumentiert die IFR. Hauptsächlich seien diese durch Investitionen der Automobilindustrie ausgelöst gewesen. Auch weltweit ging der Verkauf neuer Robotersysteme 2019 zurück: 373.000 verkaufte Einheiten entsprechen einem Rückgang von zwölf Prozent.

Die Erholung kann dauern

Der Einsatz von kollaborativen Robotern (Cobots), die mit den Menschen Hand-in-Hand und ohne Schutzzaun zusammenarbeiten können, ist auf dem Vormarsch. So stieg der Absatz von Cobots 2019 um 11 Prozent - ganz entgegen dem Trend für die traditionellen Industrieroboter. Da immer mehr Hersteller kollaborative Roboter anbieten und sich gleichzeitig das Anwendungsspektrum vergrößert, stieg der Marktanteil 2019 auf 4,8 Prozent. Trotz dieser dynamischen Entwicklung steckt der Markt noch immer in den Kinderschuhen. Von den 373.000 abgesetzten Industrie-Robotern sind bisher nur rund 18.000 Einheiten Cobots.

„Die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft können derzeit noch nicht vollständig abgeschätzt werden“, fährt Milton Guerry fort. „Das Geschäftsjahr 2020 wird davon geprägt sein, dass sich die Branche erst einmal an die 'neue Normalität' anpasst. Ein starker Impuls durch Großaufträge dürfte im laufenden Geschäftsjahr unwahrscheinlich sein. Eine Ausnahme bildet eventuell China.“

Generell werde es noch einige Monate dauern, bis sich positive Trends in neuen Automatisierungsprojekten und der Roboternachfrage niederschlagen. Für das Jahr 2021 rechnet die IFR mit einer Erholung - es könnte aber bis 2022 oder 2023 dauern, bis das Vorkrisenniveau erreicht ist. In der Covid-19-Pandemie sieht die IFR langfristig auch Potenziale: Sie biete mit der Modernisierung und Digitalisierung in der Produktion auch Chancen für eine Erholung. Die Vorteile von Robotik und Automation blieben zudem langfristig gesehen unverändert, so die IFR.