Wissenschaft: Hochschule Rhein-Main forscht zu Sharing-Konzepten im B2B-Bereich
Für kleine Unternehmen ist es häufig nicht leicht sogenannte Sharing-Economy-Konzepte aufzubauen, also Strukturen, die auf dem Prinzip des Teilens basieren und Zugang zu Ressourcen gewährleisten, ohne dabei finanzielle oder soziale Kosten des Eigentums in Anspruch zu nehmen. Welche Chancen und Risiken mit dem Aufbau eines solchen Geschäftsmodells für kleinere Firmen verbunden sind, untersucht nun ein Forschungsprojekt an der Hochschule Rhein-Main. Wie aus einer Pressemeldung der Hochschule vom Mitte April hervorgeht, findet das wissenschaftliche Projekt in Kooperation mit der Frankfurt University of Applied Sciences, der Mewa Textil-Service AG & Co. Management OHG, der Handwerkskammer Wiesbaden sowie der IHK Wiesbaden statt. Das Vorhaben werde aus Mitteln des Landes Hessen und des House of Mobility and Logistics im Rahmen der Maßnahme „Innovationen im Bereich Logistik und Mobilität“ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen mit einem Gesamtvolumen von 99.800 Euro gefördert.
„Wir wollen geeignete Geschäftsmodelle für Kleinunternehmen, umgesetzt durch spezielle Logistiklösungen, untersuchen. Die im Projekt untersuchten Sharing-Konzepte zielen auf institutionelle Abwicklungen, also zwischen Unternehmen (B2B). Zunächst führen wir eine explorative Studie durch, um die Wirkungszusammenhänge gewerblichen Teilens zu verstehen. In einer Feldstudie wollen wir dann die Ergebnisse empirisch und sachlogisch validieren. Das institutionelle Teilen wird schließlich über ausgesuchte Logistiklösungen im urbanen Umfeld realisiert“, erklärt Prof. Dr. Hartmut Werner vom Fachbereich Wiesbaden Business School das Forschungsdesign.
Die Ergebnisse sollen dabei helfen, den idealen Ort asynchroner Warenübergaben zu finden und städtische Verkehrsströme umweltgerecht zu bündeln. Eine geeignete Plattform wiederum soll die physischen Austauschprozesse zwischen Sharing-Anbieter und Sharing-Nutzer systematisch ermöglichen. Zum besseren Verständnis von „Open B2B Sharing“ gibt Prof. Dr. Werner ein Beispiel:
„Ein Handwerksbetrieb kauft seine Arbeitskleidung nicht länger, sondern mietet diese von einem Textildienstleister. Die verschmutzte Kleidung wird vom Dienstleister eingesammelt, gereinigt und wieder ausgefahren. In unserem Forschungsvorhaben untersuchen wir nun, ob dieser Vorgang nicht länger mittels klassischem Direkttransport, sondern über die Nutzung moderner Logistik-Hubs abgewickelt werden kann, zum Beispiel Packstationen. Zur Kommunikation zwischen Sharing-Geber und Sharing-Nehmer wird eine geeignete Plattform benötigt. Wir erforschen unter anderem, inwieweit Textildienstleister und Handwerksbetriebe ein Interesse daran haben, aktiv an diesem Prinzip teilzunehmen, um etwa gereinigte Textilien in einem Mikrodepot zu lagern oder die Textilien daraus eigenständig zu entnehmen. Schließlich kann das System 24/7 genutzt werden“, so der Forscher.
Die Wissenschaftler möchten im Rahmen dessen auch ermitteln, inwieweit clever positionierte Umschlagplätze den innerstädtischen Verkehr entlasten, welche elektrifizierten Logistiklösungen sinnvoll auf der letzten Meile einzusetzen sind und wie leicht Ideen zur Sharing-Economy im institutionellen Kontext (B2B) umsetzbar sind.
Die zentralen Forschungsfragen aus Sicht der Kleinstunternehmen sind laut der Hochschule dabei, welche Nutzenkomponenten für B2B-Abwicklungen in der Sharing Economy eine Rolle spielen und welche Güter (Sharing-Objekte) überhaupt nachgefragt werden. Für die Anbieter, die Plattform und die Logistik stehe im Fokus, wie eine offene Plattform als ergänzender Sales Channel dienen kann und welche Netzwerte zu erwarten sind. „Außerdem stellen wir uns die Frage, ab welchem Punkt sich eine derartige Abwicklung für die beteiligten Akteure rechnet, welche Aspekte einen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit haben und wie der physische Austausch von Gütern logistisch optimal erfolgen kann“, erklärt Prof. Dr. Benjamin Bierwirth von der Frankfurt University of Applied Sciences.
„Auch volkswirtschaftliche Aspekte werden von uns betrachtet, nämlich inwieweit die Bündelung von Verkehrsströmen zu einer Absenkung des Verkehrsaufkommens und damit zu einer Verringerung von Emissionen im urbanen Kontext führt“, sagt der Wissenschaftler.
Zudem solle das Projekt dazu dienen, mehr Daten aus logistischen Verkehrsströmen zu sammeln.
„Die logistischen Hintergründe einzelner Wirtschaftsverkehre sind bisher allerdings nur wenig untersucht. Durch das gemeinsame Forschungsvorhaben wollen wir neue Daten und Wirkzusammenhänge gewinnen, die eine systematische Betrachtung und Analyse von Wirtschaftsverkehren ermöglichen“, sagt Prof. Dr. Hartmut Werner.
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