Wirtschaftskriminalität: Logistikunternehmen stark betroffen

Wettbewerbswidrige Absprachen verursachen laut Studie die höchsten Schäden.
Matthias Pieringer

Unterschlagung, Betrug, Korruption und andere Delikte schädigen gut die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche. Damit ist die Branche in etwa genauso stark von Wirtschaftskriminalität betroffen wie die deutschen Unternehmen insgesamt. Dies geht aus der Branchenauswertung „Wirtschaftskriminalität – Transport und Logistik“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und der Universität Halle-Wittenberg hervor. Für die sechste Studie zur Wirtschaftskriminalität wurden im Sommer 2011 deutschlandweit 830 Unternehmen befragt, darunter 80 aus der Transport- und Logistikbranche.

Die Auswertung zeigt auch, dass sich das Risikoprofil im Transport- und Logistikgewerbe von dem in der Gesamtwirtschaft unterscheidet: Besonders groß ist laut der Untersuchung die Diskrepanz bei den wettbewerbswidrigen Absprachen: Während 13 Prozent der Transport- und Logistikunternehmen mindestens einmal mit diesem Delikt konfrontiert waren, trifft dies insgesamt nur auf sechs Prozent der Befragten zu. Mehr als jeder vierte Transporteur oder Logistiker (27 Prozent) schätzt den branchenspezifischen Anteil von Absprachen auf 20 bis 30 Prozent. Wie PwC mitteilte, verursachen wettbewerbswidrige Absprachen die mit Abstand höchsten Schäden: Im Durchschnitt veranschlagten die betroffenen Unternehmen fast vier Mio. Euro, während sich der durchschnittliche Schaden durch alle Delikte in der Transport- und Logistikbranche auf rund eine Million Euro belief.

Um die Risiken in den Griff zu bekommen, die mit Korruption und wettbewerbswidrigen Absprachen verbunden sind, bräuchten Transport- und Logistikunternehmen Compliance-Programme, sagte PwC-Partnerin Christina Stecker. Dabei gehe es keineswegs nur um Kontrolle. Notwendig seien beispielsweise Trainings für Mitarbeiter in besonders korruptionsanfälligen Ländern oder auch regelmäßige Anleitungen, wie mit den Anforderungen aus dem Kartellrecht umzugehen ist. Wie aus der Studie zur Wirtschaftskriminalität weiter hervorgeht, hat bislang nur ein Viertel (26 Prozent) der Transport- und Logistikunternehmen ein Compliance-Programm eingeführt. Damit liege die Branche weit unter dem Durchschnitt (52 Prozent).