Wasserstoff: Kion will Brennstoffzellen für Intralogistik fertigen

Rob Smith, Vorstandsvorsitzender der Kion Group AG, sieht in der Brennstoffzellen-Fertigung ein Alleinstellungsmerkmal auf dem europäischen Markt für Intralogistik.

Kion-Tochter Still unterstützt Firmen schon seit Jahren bei der Umsetzung von Wasserstoff-Projekten. Nun zieht der Mutterkonzern nach. (Bild: Kion)
Kion-Tochter Still unterstützt Firmen schon seit Jahren bei der Umsetzung von Wasserstoff-Projekten. Nun zieht der Mutterkonzern nach. (Bild: Kion)
Therese Meitinger
(erschienen bei Transport von Nadine Bradl)

Die Kion Group will ihr Portfolio im Bereich des Wasserstoffantriebs stärken. Der Intralogistik-Konzern entwickelt und produziert deshalb künftig auch eigene Brennstoffzellensysteme für seine Flurförderzeuge, wie das Unternehmen am 11. Januar bekannt gab. Dafür plant der Konzern nach eigenen Angaben mehr als elf Millionen Euro zu investieren. Im Frühjahr dieses Jahres werde die Gruppe ein eigenes 24-Volt-Brennstoffzellensystem für Lagertechnikgeräte auf den Markt bringen, heißt es. Die Vervollständigung des Brennstoffzellenportfolios soll in den kommenden Jahren folgen. 

„Die Kion Group wird, Stand heute, der einzige Flurförderzeughersteller auf dem europäischen Markt mit einer eigenen Brennstoffzellen-Fertigung sein – ein absolutes Alleinstellungsmerkmal“, sagt Rob Smith, Vorstandsvorsitzender der Kion Group AG. „Die Nachfrage unserer Kunden ist groß, und wir wollen mit dieser Technik den steigenden Anforderungen nach einer ressourcenschonenden und nachhaltigen Intralogistik in Verbindung mit schneller Betankung gerecht werden.“

Der Konzern plant, die ersten Fahrzeuge mit eigenen Brennstoffzellensystemen in diesem Jahr an Kunden auszuliefern.

Die Vorteile der Brennstoffzellentechnologie sind laut Kion vielfältig. So erzeuge das Energiesystem im Betrieb keinerlei Emissionen – und sei damit besonders geeignet für den Einsatz in geschlossenen Lagerhallen. Kommt der Wasserstoff zudem aus regenerativen Quellen, wie etwa Biogas oder Elektrolyse durch Sonnen- oder Windenergie, ist der Einsatz zudem klimaneutral. Ein kompletter Tankvorgang nimmt an der Wasserstofftankstelle laut Kion gerade einmal ein bis drei Minuten in Anspruch. Damit würden Einsatzunterbrechungen minimiert und die Verfügbarkeit der Fahrzeuge gesteigert – große Vorteile im Mehrschichtbetrieb und bei großen Flotten. Dass keine giftigen Säuren oder andere Schadstoffe enthalten sind, sei ein weiteres Plus – nicht nur beim Thema Recycling, sondern auch in der täglichen Praxis: So ist der Brennstoffzellenantrieb etwa in hygienekritischen Branchen wie der Pharma- und Lebensmittelindustrie eine attraktive Alternative zur Blei-Säure-Batterie.

Wasserstofferzeugung zur CO2-Reduktion am Standort Aschaffenburg

Parallel zur Entwicklung und Produktion der Brennstoffzellensysteme errichtet der Konzern auch eine eigene Wasserstofferzeugung am Standort Aschaffenburg. Die Arbeiten für eine staatlich geförderte Wasserstofftankstelle inklusive Elektrolyseur seien bereits so gut wie abgeschlossen. Nach Fertigstellung der Wasserstoffinfrastruktur sollen dort 21 Stapler mit Brennstoffzellenhybrid-System eingesetzt werden und einen Großteil der Stapler mit Verbrennungsmotor ersetzen, die derzeit dort im Einsatz sind.

Dass Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie für die Intralogistik großes Potenzial bergen, haben die Marken der Kion Group nach eigenen Angaben bereits früh erkannt. Die Kion-Tochter Linde Material Handling GmbH (Linde MH) beschäftige sich bereits seit 1997 intensiv mit dieser Technologie und hat bereits 2010 erste Geräte in die Serienfertigung aufgenommen.

Auch bei der Kion-Tochter Still GmbH sei die Technologie schon lange fester Bestandteil ihres Portfolios. Seit 2003 setzt Still bei Kunden regelmäßig Wasserstoffprojekte mit unterschiedlichen Fahrzeugtypen um. So betreibe Still bei einem Kunden in Frankreich derzeit eine der europaweit größten Staplerflotten mit Wasserstoffantrieb. Um seine Kunden auch in Sachen Brennstoffzellentechnologie umfassend zu beraten und zu unterstützen, ist Still eine Partnerschaft mit der Hydrogentle GmbH eingegangen, die Sonderanlagenbau projektiert, Machbarkeitsanalysen erstellt und Kunden zum Thema Wasserstoffinfrastruktur berät – auf Wunsch bis zur Übergabe einer fertigen Wasserstoffinfrastruktur zur Betankung von Flurförderzeugen.

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