VW-Zulieferstreit: Kettenreaktion in der Supply Chain

Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik rechnet mit erheblichen Folgewirkungen.
Am Beispiel des aktuellen VW-Lieferantenkonflikts zeigt sich dem BME zufolge einmal mehr die Wichtigkeit des Risikomangementsment in Einkauf und Logistik. (Foto: Fotolia.com/ Brian Jackson)
Am Beispiel des aktuellen VW-Lieferantenkonflikts zeigt sich dem BME zufolge einmal mehr die Wichtigkeit des Risikomangementsment in Einkauf und Logistik. (Foto: Fotolia.com/ Brian Jackson)
Matthias Pieringer

Nach Ansicht des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) könnte sich der Streit der Volkswagen AG mit zwei Zulieferern nach der Abgas-Affäre zu einer weiteren großen Belastungsprobe für die Automobilindustrie in Deutschland entwickeln. „Die Folgewirkungen für die gesamte Wertschöpfungskette sind schon heute beträchtlich“, sagte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am 22. August in Frankfurt.

Problem für zahlreiche Lieferanten

Aufgrund der Produktionsunterbrechungen bei VW drohe nicht nur in mehreren Fabriken Kurzarbeit. Hinter der Produktion des „Golf“ stehen laut Feldmann auch rund 500-Top-Lieferanten, die zunehmend in Schwierigkeiten gerieten. Aufgrund der aktuellen Montage-Engpässe bei VW könnten diese Firmen ihre Teile nicht ausliefern und müssten Bestände aufbauen. Damit ziehe sich das Problem wie eine Kettenreaktion durch die gesamte Lieferkette.

Just in time-Prinzip:Massive Verwerfungen

BME-Hauptgeschäftsführer Feldmann verwies auch darauf, dass vor allem die Automobilindustrie „Just in time“ arbeite. Daher bringe jede Störung der Supply Chain die Produktionsketten durcheinander und führe umgehend zu massiven Verwerfungen.

Einkauf in der Pflicht

Am Beispiel von VW zeigt sich laut Feldmann einmal mehr, „wie wichtig ein vorausschauendes und vor allem gut strukturiertes Risikomanagement in Einkauf, Supply Chain und Logistik ist“. Hier stehe vor allem der Einkauf in der Pflicht. Von ihm hänge es maßgeblich ab, ob das bestehende Lieferantennetzwerk engmaschig genug geknüpft ist, um bei einem plötzlichen Ausfall sofort reagieren zu können. Sonst bestehe, wie im Falle von VW die Gefahr, sich von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einzelner Supplier zu stark abhängig zu machen.

Der BME trete seit jeher für einen fairen Umgang mit den Lieferanten ein. Denn, so Feldmann weiter, „Partnerschaft schafft Mehrwert“. Konflikte ließen sich auf diese Weise bereits frühzeitig lokalisieren und schneller eindämmen. Zwar müssten alle Firmen kostenoptimiert einkaufen, dennoch sollte die Zusammenarbeit „vertrauensvoll und wertig entlang der gesamten Prozesskette erfolgen“. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft, bei der sich der Einkauf als Werttreiber sieht, unerlässlich.