Verpackungen: Der Verband der Wellpappen-Industrie sieht keine Verknappung von Kartons

Wie der VDW mitteilt, gibt die Wellpappen-Industrie den Preisanstieg für Rohstoffe nicht komplett an die Unternehmen weiter.

Die im VDW organisierten Unternehmen geben die stark gestiegenen Preise für Wellpappenrohpapier nach eigenen Angaben nicht komplett an die Nutzer weiter. (Foto: VDW)
Die im VDW organisierten Unternehmen geben die stark gestiegenen Preise für Wellpappenrohpapier nach eigenen Angaben nicht komplett an die Nutzer weiter. (Foto: VDW)
Sandra Lehmann

Am 30. August hatte der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) in einer Pressemitteilung auf eine unter seinen Mitgliedern durchgeführte Befragung zum Thema Versandkartons hingewiesen (LOGISTIK HEUTE berichtete). Dabei kam der Verband zu dem Schluss, dass Drei Viertel der E-Retailer nicht über eine ausreichende Menge an Versandkartons verfügen. Grund dafür sind dem bevh zufolge die stark steigenden Kosten für Kartonagen sowie ein befürchteter Mangel an Brennstoffen wie Gas, der aus Sicht des Verbands die Lieferfähigkeit der Papierindustrie einschränken könnte.

LOGISTIK HEUTE hat in diesem Zusammenhang den Verband der Wellpappen-Industrie (VDW) um eine Stellungnahme zur Umfrage des bevh gebeten. Der VDW kommentierte das gegenüber dem Münchner Fachmagazin am 6. September wie folgt:

„Das Stichwort ‚unterversorgt‘, das in der Pressemitteilung des bevh fällt, können wir ausgehend von den uns vorliegenden Marktdaten nicht bestätigen. Wir verzeichnen aktuell keine Verknappung von Produkten aus Wellpappe. Von ansteigenden Kosten, die der bevh beklagt, sieht sich die Wellpappenindustrie selbst ebenfalls extrem stark betroffen. Bereits seit September 2020 sind die im VDW organisierten Unternehmen mit massiv erhöhten Papierpreisen konfrontiert. In welchem Ausmaß einzelne Unternehmen der Wellpappenindustrie vor diesem Hintergrund Preisanpassungen vorgenommen haben oder vornehmen müssen, wägen diese jeweils individuell auf Basis ihrer wirtschaftlichen Situation ab. Insgesamt haben die im VDW organisierten Unternehmen jedoch den immensen Kostendruck, dem sie bei den Rohstoffen ausgesetzt sind, keineswegs eins zu eins an die Abnehmerseite weitergegeben: Das Gesamtpreisniveau für Wellpappenrohpapier, dem wichtigsten Rohstoff für die Wellpappenproduktion, ist von September 2020 bis Mai 2022 um insgesamt 85,3 Prozent gestiegen. Das Preisniveau für Wellpappe hingegen lag im Mai 2022 lediglich 43,7 Prozent über dem Level vom September 2020. Die Wellpappenindustrie konnte also einen erheblichen Teil der erhöhten Preislast nicht im eigentlich notwendigen Maße weitergeben. Unabhängig von den derzeit an vielen Stellen und in zahlreichen Wirtschaftsbereichen zu beobachtenden Preissteigerungen überzeugen Wellpappenverpackungen weiterhin mit ihren Vorteilen: Sie sind besonders flexibel und für diverse Produktgruppen einsetzbar, bieten große Stabilität und Belastbarkeit bei vergleichsweise geringem Gewicht und werden in gebrauchtem Zustand zum wertvollen Rohstoff für das Recycling. Was den zuverlässigen Produktschutz angeht, sollte man aus unserer Sicht gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten keine Kompromisse eingehen – denn ungeeignete oder unzureichende Verpackungen führen unweigerlich zu mehr Transportschäden und entsprechenden Verlusten.“