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Verpackung: Wellpappenindustrie verbucht für 2022 Absatzrückgang

Trotz eines Absatzminus von 7,3 Prozent erwirtschafteten die Wellpappenanbieter im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 21,3 Prozent.

2022 setzen deutsche Produzenten weniger Wellpappe ab als noch im Jahr zuvor. Grund dafür ist das abgekühlte Konsumklima. (Symbolbild: RPhotoworks/AdobeStock)
2022 setzen deutsche Produzenten weniger Wellpappe ab als noch im Jahr zuvor. Grund dafür ist das abgekühlte Konsumklima. (Symbolbild: RPhotoworks/AdobeStock)
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Sandra Lehmann

Die deutsche Wellpappenindustrie musste 2022 ein Absatzminus von 7,3 Prozent hinnehmen. Das berichtete der Verband der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW) am 18. April im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin. Demnach verzeichneten die im VDW organisierten Unternehmen mit 8.029 Millionen Quadratmetern gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 635 Millionen Quadratmeter. Grund dafür sind nach Angaben des VDW die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, wie etwa die gesunkene Kauflust.

„2022 war geprägt von Marktverwerfungen infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine, der Energiekrise und einem sich zunehmend verschlechternden Konsumklima. Entsprechend hart wurde die Wellpappenindustrie von der Entwicklung getroffen, denn über zwei Drittel aller in Deutschland transportierten Waren werden in Wellpappe verpackt“, erklärt der VDW-Vorsitzende Dr. Steffen P. Würth im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Verbandes.

Bei den Durchschnittserlösen konnte die Branche 2022 gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 17,9 Cent pro Quadratmeter auf durchschnittlich 75,7 Cent pro Quadratmeter verbuchen, was einem Plus von 31 Prozent entspricht. Beim Umsatz erzielte die Wellpappenindustrie 2022 bedingt durch die höheren Erlöse ein Plus von 21,3 Prozent.

„Diese positiven Entwicklungen bei den Durchschnittserlösen und beim Umsatz konnten den extremen Kostendruck beim Wellpappenrohpapier und in der Energieversorgung jedoch bei Weitem nicht ausgleichen“, fasst Würth zusammen.

Wie der VDW-Vorsitzende erläuterte, war der Wirtschaftszweig 2022 mit neuen Rekordwerten bei den Papierpreisen konfrontiert. Nachdem die Kosten für den wichtigsten Rohstoff der Branche schon 2021 in die Höhe geklettert seien, verteuerte sich Wellpappenrohpapier laut dem VDW von Januar bis Juni 2022 um weitere 11,2 Prozent. Dann folgte eine hoch angesiedelte Plateauphase, die bis in den Oktober anhielt. Erst danach begann das Preisniveau zu sinken – lag aber im Dezember 2022 immer noch 40,8 Prozent über dem letzten Tiefpunkt im September 2020, berichtet der Verband.

„Damit blieb der Kostendruck beim Wellpappenrohpapier in der Gesamtbetrachtung 2022 weiter auf einem Level, das man nur als massive Belastung für unsere Industrie werten kann“, betont der VDW-Vorsitzende.

Hinzu seien die preislichen Auswirkungen der Energiekrise gekommen. Der Erzeugerpreisindex des Statistischen Bundesamtes für Gas bei Abgabe an die Industrie kletterte allein von März bis September um 104 Prozent in die Höhe und habe damit die Lage der Wellpappenindustrie verschärft. Wie Würth erläuterte sei Erdgas als Energieträger in der Produktion von Wellpappe nur schwer zu ersetzen.

Im Rahmen der Pressekonferenz ging der Verbandsvorsitzende auch auf den Entwurf der Europäischen Verpackungsverordnung ein, der derzeit auf EU-Ebene diskutiert wird. Die Branche unterstütze zwar ausdrücklich wichtige übergeordnete Ziele des Vorhabens, wie etwa den Klimaschutz und die Schonung von Ressourcen, lehne aber die im Entwurf vorgesehenen Mehrwegquoten ab. Diese sollen nach dem Willen der EU-Kommission bei Transportverpackungen bei 90 Prozent bis 2030 und im E-Commerce bei 50 Prozent bis 2040 liegen.

„Die Studienlage zeigt für uns ganz klar, dass blinde Quotenvorgaben nicht die Lösung sein können. Sie könnten verpackende Industrien in der Praxis sogar zwingen, eine weniger nachhaltige Option nutzen zu müssen. Denn in zwei aktuellen Studien zu E-Commerce- sowie zu Transportverpackungen konnte sich Wellpappe in konkreten Vergleichsfällen durchaus gegen Mehrweg durchsetzen. Die immer wieder vorkommende Behauptung, dass Mehrweg in jedem Fall die ökologisch bessere Wahl sei, halten wir vor diesem Hintergrund für einen Mythos“, erklärte Würth.

Zusätzlich zu den genannten Quotierungen strebt die EU-Kommission ein generelles Verbot für Obst und Gemüseverpackungen bis 1,5 Kilogramm an, von dem auch Wellpappe betroffen wäre.

„Hier werden kreislauffähige Wellpappenverpackungen völlig undifferenziert mit Einwegplastik auf fossiler Rohstoffbasis über einen Kamm geschoren. Wir sehen daher den dringenden Bedarf, Wellpappe von dieser geplanten Regelung auszunehmen“, forderte der VDW-Vorsitzende.

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