Der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung in Deutschland hatte 2023 für die Wellpappenindustrie, die als Zulieferin der Transportverpackung Nummer eins eine Schlüsselrolle in den Lieferketten spielt, deutliche negative Folgen. Zusätzlich belastet wurde die Branche durch Pläne der Europäischen Kommission, für E-Commerce- und bestimmte Transportverpackungen rigide Mehrwegquoten einzuführen. Diese drohten nicht nur Wellpappe in ungerechtfertigter Weise zu benachteiligen, sondern auch erklärte Nachhaltigkeitsziele der Europäischen Union zu gefährden. Das teilte der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) am 25. April im Rahmen einer Pressekonferenz mit.
„Die erhoffte wirtschaftliche Erholung ließ 2023 auf sich warten. Zwar erlebte unsere Branche nach dem turbulenten Auf und Ab der Vorjahre erstmals wieder stabilere Verhältnisse – bedingt durch die negative Gesamtlage bewegten sich jedoch Absatz, Auftragseingang und Produktion auf deutlich niedrigerem Niveau. Somit mussten wir gegenüber 2022 erhebliche Einbußen hinnehmen“, sagte der Vorsitzende des VDW Dr. Steffen P. Würth.
Beim Absatz verzeichneten die im VDW organisierten Unternehmen 2023 gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 8,1 Prozent. Mit 7.348 Millionen Quadratmetern ist der Wellpappenabsatz im Vergleich zu 2022 um 681 Millionen Quadratmeter gesunken. Die Verluste beim Umsatz fielen noch härter aus; hier ergab sich für 2023 ein Minus von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein ähnlich starkes Absinken beim Umsatz erlebte der Wirtschaftszweig zuletzt 2009 im Zuge der damaligen Finanzkrise. Die Durchschnittserlöse sanken ebenfalls: Hier summierte sich der Rückgang im Jahresverlauf auf insgesamt 13,3 Cent pro Quadratmeter.
„Da Wellpappe mit 67,1 Prozent nach wie vor die mit Abstand wichtigste Transportverpackung in Deutschland darstellt und unsere Branche entsprechend eng an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist, überraschen die herben Verluste nicht. Sie führen aber auch klar vor Augen, dass die Wellpappenindustrie 2023 weiterhin starken Belastungen ausgesetzt war“, so Würth.
Trotz dieser Situation hätten die VDW-Mitglieder auf den gesunkenen Preisdruck beim Wellpappenrohpapier reagiert und ihre eigenen Preise angepasst.
„Unsere Kundinnen und Kunden konnten also inmitten einer gesamtwirtschaftlich herausfordernden Lage davon profitieren, dass die Wellpappenindustrie die Abnehmerseite entlastet hat“, betonte Würth.
Dies gelte umso mehr, als sich der durchschnittliche Wellpappenrohpapierpreis von Sommer bis Herbst 2023 auf einem hohen Niveau eingependelt hatte, das immer noch klar über demjenigen des Vor-Pandemiejahres 2019 lag. Auch seien 2023 Kosten in vielen Bereichen gestiegen, so etwa beim Personal (plus 6,2 Prozent pro beschäftigter Person). Hinzu kämen erhöhte Belastungen durch vermehrte regulative Auflagen.
Auf politischer Seite sah sich die Wellpappenindustrie 2023 insbesondere mit der Herausforderung der europäischen Verpackungsverordnung konfrontiert. Hier hätte der ursprüngliche Entwurf der Europäischen Kommission aus Sicht des Verbands nicht nur ungerechtfertigte Einschnitte für Wellpappenverpackungen bedeutet, sondern wäre darüber hinaus Nachhaltigkeitszielen zuwidergelaufen. Im späteren Trilog-Verfahren sei dann im März 2024 eine vorläufige Einigung erzielt worden, die es der Wellpappenindustrie auch in Zukunft ermöglichen würde, ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten.
„Dass nun das Europäische Parlament in seiner gestrigen Sitzung diesem Trilog-Ergebnis zugestimmt hat, bedeutet einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Verabschiedung. Im Sinne der angestrebten Nachhaltigkeitsziele bewerten wir das Votum der Volksvertreterinnen und Volksvertreter als sehr positiv – denn es erkennt an, dass Wellpappenverpackungen schon heute einen überzeugenden Recyclingkreislauf vorweisen können“, so der VDW-Vorsitzende.
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