Der Verband der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW) vermeldet in einer Zwischenbilanz für das Jahr 2022 sinkenden Absatz in der Branche. Wachsende Durchschnittserlöse waren in diesem Zeitraum kein ausreichender Ausgleich für den extremen Kostendruck beim Wellpappenrohpapier und in der Energieversorgung, so der VDW. In einer sich abkühlenden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung mit sinkender Nachfrage konnte die Wellpappenindustrie ihre vorhandenen Kapazitäten zur Unterstützung der Lieferketten 2022 bislang nicht voll ausspielen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands vom 9. Dezember.
„Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Jahr 2022 mit seinen drastischen Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie auch der Wellpappenindustrie erheblich zugesetzt hat“, erklärt der VDW-Vorsitzende Dr. Steffen P. Würth.
Im Zeitraum von Januar bis August habe der arbeitstägliche Absatz der Verbandsmitglieder bei 32,759 Milliarden Quadratmeter Wellpappe gelegen, was einem Minus von 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspreche. Zwar habe unter anderem die zum Jahresbeginn noch gute Auftragslage dazu beigetragen, dass die Durchschnittserlöse im VDW von Januar bis August 2022 um 17,1 Cent/Quadratmeter auf 79,9 Cent/Quadratmeter ansteigen konnten. Würth stellt jedoch klar:
„Diese positive Tendenz bei den Durchschnittserlösen gleicht die schwindelerregende Preisspirale, der unsere Mitglieder beim Rohstoff Papier und bei der Energieversorgung über viele Monate hinweg ausgesetzt waren, bei Weitem nicht aus.“
Das vom VDW ermittelte durchschnittliche Preisniveau von Wellpappenrohpapier kletterte im zweiten Quartal 2022 um weitere 11,2 Prozent in die Höhe und sank danach bis Oktober geringfügig um 2,9 Prozent ab. „Damit lag der durchschnittliche Preis für Wellpappenrohpapier im Oktober jedoch immer noch um 80,1 Prozent höher als im September 2020, dem letzten Tiefpunkt der Preiskurve. Der Kostendruck hat sich also auf äußerst hohem Niveau fortgesetzt“, erklärt der VDW-Vorsitzende.
Steigende Strompreise belasten
Zusätzlich hätten die drastisch angestiegenen Energiepreise als Belastungsfaktor auf die Wellpappenindustrie eingewirkt. Der Preis für Erdgas bei Abgabe an die Industrie lag laut des Statistischen Bundesamtes im August 2022 um 264,9 Prozent über dem Kostenlevel vom August 2021. Beim Strompreis für industrielle Abnehmer mit einem Verbrauch von mindestens 625.000 Kilowattstunden im Jahr war im August 2022 ein um 247 Prozent höheres Preisniveau zu verzeichnen als im entsprechenden Vorjahresmonat.
Angesichts des nach wie vor hohen Kostendrucks zieht Würth das Fazit:
„Ein Klima der Unsicherheit, bedingt durch den nun schon Monate währenden Krieg Russlands gegen die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise, hat die Nachfrage generell sinken lassen. Zugleich blieb die Anpassung unseres eigenen Preisniveaus eine Herausforderung – denn unsere Branche konnte die massiven Kostensteigerungen bei ihrem wichtigsten Rohstoff Papier und bei der Energieversorgung nicht im erforderlichen Maße an die abnehmenden Industrien weitergeben.“
Da der VDW auch für die kommenden Monate keine Verbesserung der Situation sieht, gab der Verband für 2023 vorerst eine verhaltene Prognose ab. Für die ersten drei Quartale rechnet der VDW demnach mit einer negativen Entwicklung. Von Januar bis März etwa prognostiziert der Verband ein Ergebnis von minus 10,1 Prozent. Erst ab dem vierten Quartal 2023 erhofft man sich vonseiten der Interessenvertretung ein leichtes Plus von 1,6 Prozent. Insgesamt geht man beim VDW für das kommende Jahr von einem Gesamtergebnis von minus 3,2 Prozent aus.
2023 orientiert sich der Verband auch geografisch neu. Wie der VDW im Rahmen einer Presseveranstaltung am 8. Dezember mitteilte, werde die Interessenvertretung im nächsten Jahr von Darmstadt nach Berlin verlegen. Dort wolle man Allianzen mit anderen Verbänden der papierverarbeitenden Industrie schließen und näher am Puls der Bundespolitik sein.
„Wir möchten gesetzliche Entwicklungen, die unsere Branche betreffen gern noch besser als bislang mit unserer Expertise begleiten. Darüber hinaus müssen wir als Wirtschaftszweig mit einer Stimme sprechen – in Deutschland und in Europa“, sagte Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des VDW, am Rande der Veranstaltung.
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