Vernetzte Produktion: Bosch nutzt KI zur Fehlerminimierung

Eine entsprechende KI-Anwendung soll 2021 weltweit in rund 50 Werken der Bosch-Antriebssparte ausgerollt und an über 800 Fertigungslinien angebunden werden.

Bosch verspricht sich erhebliche Einsparungspotenziale vom Einsatz eines KI-basierten Analysetools im Fertigungsprozess. (Foto: Bosch)
Bosch verspricht sich erhebliche Einsparungspotenziale vom Einsatz eines KI-basierten Analysetools im Fertigungsprozess. (Foto: Bosch)
Therese Meitinger

Das Bosch Center for Artificial Intelligence (BCAI) hat ein KI-basiertes System entwickelt, das Anomalien und Störungen im Fertigungsprozess frühzeitig erkennen, den Ausschuss zuverlässig reduzieren und die Produktqualität erhöhen soll. Das besagt eine Pressemitteilung vom 3. März. Bosch plant die vom BCAI entwickelte KI-Lösung 2021 zunächst in rund 50 Werken der Antriebssparte weltweit auszurollen und an über 800 Fertigungslinien anzubinden. Täglich sollen nach Firmenangaben dann über eine Milliarde Datennachrichten in der Analyse-Plattform gespeichert werden. Anschließend will der Anbieter die KI-Lösung unternehmensweit in seinen rund 240 Werken einzusetzen. Zudem fließen die gewonnenen Erfahrungen und das Technologie-Know-how in die Entwicklung neuer KI-Techniken für die Fertigung ein.

„Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden Fabriken effizienter, produktiver, umweltfreundlicher – und Produkte noch besser. Unsere neue KI-Lösung sorgt in Werken für Kosteneinsparungen in Millionenhöhe“, sagte Bosch-CDO/CTO Dr. Michael Bolle am 3. März, anlässlich der digitalen KI-Konferenz „AI CON“ von Bosch.

In Pilotwerken, in denen die KI-Lösung bereits zum Einsatz kommt, ließen sich nach Firmenangaben pro Jahr zwischen einer und zwei Millionen Euro einsparen. Im Hildesheimer Werk beispielsweise wurden Bosch zufolge dank der KI Störungen in den Prozessabläufen identifiziert und beseitigt. Die Taktzeiten der Linien seien so um rund 15 Prozent gesunken, gibt das Unternehmen an. Von einem flächendeckenden Einsatz von KI in Deutschland profitiert laut dem Verband der Internetwirtschaft vor allem Industrie 4.0. Verteilt auf die unterschiedlichen Branchen, stecke mit über 50 Prozent (182 Milliarden Euro) das größte Kosteneinsparpotenzial in einer von KI unterstützten Produktion, so der Verband 2019 in einer Studie.

Mobility Solutions als Pilotanwender

Pilotanwender der neuen KI-Analyse-Plattform ist Bosch zufolge die Antriebssparte des Unternehmensbereichs Mobility Solutions. In den nächsten Jahren will das Unternehmen hier rund 500 Millionen Euro in die Digitalisierung und Vernetzung der Werke investieren. Dabei rechnet der Anbieter mit einer Ersparnis in Höhe von rund einer Milliarde Euro bis 2025. Ein integraler Bestandteil des Projekts sei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, so Bosch. In Zusammenarbeit zwischen dem BCAI und den Werken des Geschäftsbereichs sei eine universelle KI-Lösung für die Fertigung entstanden, die mithilfe des „Nexeed“ Manufacturing Execution System (MES) von Bosch Connected Industry Messwerte aus unterschiedlichen Quellen automatisiert sammele, aufbereite und nahezu in Echtzeit analysiere.

Sensordaten von Maschinen dienen dabei Bosch zufolge als Grundlage, um etwa Schwankungen in unterschiedlichen Fertigungsverfahren zu ermitteln. Die Industrie-4.0-Software Nexeed „übersetzt“ demnach und visualisiert die Daten und Codes, die KI gibt eine Handlungsempfehlung ab, der Mitarbeiter entscheidet. Genutzt werden dafür nach Firmenangaben vor allem „Dashboards“, individuell konfiguriert und auf lokale Anwendungsfälle und die entsprechende KI-Analyse zugeschnitten. So seien potenzielle Ursachen von Fehlern leichter zu finden, heißt es. Auch selbstanpassende Prozesse für Maschinen und Montagelinien ließen sich integrieren. Weiche beispielsweise ein Bohrloch von der definierten Platzierung ab, leite die KI selbstständig die notwendigen Schritte ein. Unterstützt wird die KI laut Bosch mitunter durch Kameras, die entlang von Fertigungslinien den Produktionsprozess aufzeichnen. Anhand von Mustern identifiziert die KI Abweichungen, Maßnahmen lassen sich umgehend ergreifen.