VDA Logistik Award 2021: BMW und Volkswagen siegen

BMW wird für eine Cloud-basierte Pickplattform ausgezeichnet, Volkswagen für ein Corona-Krisenmanagement-Konzept.

Freuten sich über jeweils Platz 1 (untere Reihe v.l.): Dr. Nela Murauer, Julia Pfrang und Robert Engelhorn von der BMW Group sowie Christoph Hartmann von Volkswagen Konzernlogistik. (Screenshot: VDA)
Freuten sich über jeweils Platz 1 (untere Reihe v.l.): Dr. Nela Murauer, Julia Pfrang und Robert Engelhorn von der BMW Group sowie Christoph Hartmann von Volkswagen Konzernlogistik. (Screenshot: VDA)
Therese Meitinger

Der VDA Logistik Award 2021, der im Rahmen des Forums Automobillogistik vergeben wird, hat in diesem Jahr zum ersten Mal zwei Sieger auf Platz 1: Die Auszeichnung wurde für herausragende Innovationen an die Volkswagen Konzernlogistik und die BMW Group vergeben. Der VDA Logistik Award würdigt nach Angaben des VDA jährlich herausragende Logistiklösungen, die als Vorbild für andere Unternehmen der Automobilindustrie dienen.

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), sagte in ihrer Keynote anlässlich der Preisverleihung:

„Insbesondere in Corona-Zeiten haben die Unternehmen gezeigt, dass sie in Logistik, Produktion und Aftermarket neue, maßgeschneiderte Lösungen entwickeln und umsetzen. Damit hat die deutsche Automobilindustrie mit ihren Logistikern entscheidend dazu beigetragen, trotz dieser Krise die Versorgung der Menschen aufrechtzuerhalten.“

Prof. Dr. Wolfgang Stölzle, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Supply Chain Management an der Universität St. Gallen und Vorsitzender der Jury des VDA Logistik Awards, äußerte sich zum Entscheidungspozess der Jury: Diese habe sich in diesem Jahr komplett virtuell augetauscht und auch Besichtigungen im virtuellen Modus vorgenommen. Auch der Bewerbungsprozess für den VDA Logistik Award 2021 sei stark von der Ausnahmesituation geprägt gewesen. Stölzles Ansicht nach haben jedoch zahlreiche Unternehmen gezeigt, dass Logistiker in der Lage sind, innovative Logistikkonzepte in ihren Bewerbungen zu präsentieren.

„Die beiden Preisträger des VDA Logistik Awards 2021 haben mit ihren Vorschlägen die Jury überzeugt: Volkswagen mit einem ständig weiterentwickelten und verfeinerten Konzept des Krisenmanagements zur Aufrechterhaltung der logistischen Leistungsfähigkeit, BMW mit der konsequenten Umsetzung technologischer Innovationen - ausgerichtet auf die Mitarbeitenden im Pick-Bereich“, fasste Stölzle die Entscheidung für die beiden Konzepte zusammen.

Volkswagen Konzernlogistik: Learnings aus Corona-Zeiten

Mit der Auszeichnung an die Volkswagen Konzernlogistik würdigte die Jury das „Produktionssteuerungswerkzeug zum Management von Shutdowns und Relaunches im Volkswagen Konzern“. Dieses hatten die Netzwerk-Cluster der Konzernlogistik zum Supply-Chain-Krisenmanagement im Covid-19-Shutdown entwickelt und implementiert.

Die weltweit in verschiedenen Phasen aufgetretenen Lockdowns im Zuge der Verbreitung des Covid-19-Virus seien für die Logistik der Volkswagen AG eine in dieser Größenordnung und Komplexität neuartige Herausforderung gewesen, hieß es vonseiten der Jury. Es galt, die Versorgung mit Fertigungsmaterial von rund 8.000 direkt durch Corona-Maßnahmen betroffenen Lieferantenstandorten mit rund 600.000 Teilenummern zu koordinieren, und gleichzeitig die Fertigung auf die ebenfalls durch die Lockdowns stark reduzierten regionalen Nachfragen abzustimmen.

Diese Herausforderung wurde laut Jury erfolgreich bewältigt durch Entwicklung und Einsatz eines neuen Management-Tools zum Krisenmanagement innerhalb einer globalen Supply Chain für Material- und Fahrzeugfluss. Dabei sei dieses Instrument weit mehr als ein „IT-Tool“: Es ist vielmehr als umfassender Werkzeugkasten im klassischen Sinn zu verstehen, der sowohl die relevanten Prozesse des Krisenmanagements als auch die in einem hoch arbeitsteiligen System erforderliche hochfrequente und synchrone Kommunikation umfasst.

Das Management-Tool beschreibt laut Volkwagen Konzernlogistik die systematische Entwicklung und Dokumentation von 25 relevanten Handlungsfeldern des Krisenmanagements, die den gesamten Bereich der Supply Chain mit Produktionssteuerung, Material- und Fahrzeuglogistik umfassen.

Der Einsatz dieses Management-Tools ermöglichte in der ersten weltweiten Corona-Welle eine deutliche Reduzierung der unternehmerischen Risiken und trug damit entscheidend zur Liquiditätssicherung für den Volkswagen Konzern bei. Das Tool ist modular und generisch aufgebaut, so dass es in der Zukunft für vergleichbare globale Krisen sofort einsatzbereit zur Verfügung steht.

BMW Group: Pickplattform mit freier Device-Auswahl

Die Pickplattform der BMW Group sieht die Jury als eine innovative cloudbasierte Software zur effizienten Verknüpfung diverser Kommissionierlösungen in der Produktionslogistik. Sie ermögliche hardware- und standortunabhängiges Arbeiten, unabhängig davon, welche Datenquellen oder Wearables eingesetzt werden.

Die Pickplattform bildet nach Unternehmensangaben die Basis für eine weltweite Nutzung von Pick-by-X-Systemen bei der BMW Group. Diese Assistenzsysteme (zum Beispiel Pick-by-Light oder Pick-by-Tablet) können Mitarbeiter demnach ergonomisch unterstützen und deutliche Prozessverbesserungen bewirken. Im Rahmen der BWM Group Digitalisierungsoffensive wird laut dem OEM an weiteren innovativen Kommissionierlösungen, wie Pick-by-Vision (mit Smartglasses), gearbeitet. Durch die gebündelte Anbindung dieser Systeme mithilfe der neuen Pickplattform könnten Softwarekosten und Zeitaufwand im Kommissionierprozess erheblich reduziert werden, heißt es.

Die Prozessspezialisten in der Werkslogistik können laut Unternehmen dank der Pickplattform neue Arbeitsplätze ohne zusätzliche IT-Kapazitäten selbstständig einrichten und in Betrieb nehmen. Der Mitarbeiter logge sich zu Schichtbeginn mit einem Endgerät seiner Wahl – zum Beispiel Smartwatch oder Smartglasses – ein und könne unmittelbar mit der Kommissionierung starten, so BMW.