Die Vereinigten Staaten von Amerika haben gewählt. Donald Trump wird der nächste Präsident. (Bild: Fotolia/ADesign)
László Dobos

Mehrere für den Logistik-Bereich relevante Wirtschaftsvertreter haben sich zu Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten geäußert. Dabei schlagen sie unterschiedliche Töne an. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, Zölle und andere Handelshemmnisse aufzubauen.

Die BVL behält die Ruhe

Eher gelassen blickt der Vorsitzende der Bundesvereinigung Logistik (BVL), Prof. Dr. Raimund Klinkner, auf das Ergebnis der Wahl. Selbst mit Trump werde nicht von heute auf morgen alles auf den Kopf gestellt, sagte Klinkner. „Auch dieser Präsident entscheidet nicht im Alleingang, sondern gemeinsam mit dem Kongress.“ Trump werde nun „in jedem Fall“ den Wahlkampfmodus verlassen, und damit werden die tatsächlichen Linien seiner Politik klarer. Er ist zuversichtlich, dass der erfahrene Unternehmer Trump weiß, dass „wirtschaftlicher Erfolg auf dem Weg des reinen Protektionismus nicht zu erreichen ist“. Internationaler Handel und Arbeitsteilung seien für die USA genauso wichtig wie für Europa, fügte Klinkner an. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) schlug in dieselbe Kerbe. Auf dem BME-Symposium Einkauf und Logistik in Berlin erklärte Dr. Christoph Feldmann gegenüber Journalisten: „Ich glaube, dass am Ende die amerikanischen Entscheidungsträger den Weg der Abschottung nicht gehen werden.“

Klinkner will eigenständigeres Europa

Der BVL-Vorsitzende Klinkner ist optimistisch, dass Europa sich nun wieder auf seine Stärken besinnt. Es müsse seine Rolle als „Follower“ der USA verlassen und wieder zum Player werden. Dazu sei die Einigkeit der EU-Länder noch stärker gefragt. Der größte Fehler, den Europa jetzt machen könne, sei es, sich als „hilfloses Opfer“ von Ereignissen in den USA zu sehen. Damit würde sich Europa viel kleiner machen, als es ist. Ein proaktives, gemeinsames Handeln in Europa sei zwar anstrengender als die Follower-Rolle, aber auch erfolgversprechender.

BDI, VDA und VDMA machen sich Sorgen

Auf Trumps Wahl reagierten der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit Sorge. Der von Trump angekündigte protektionistische Kurs würde allen schaden, schreibt der VDMA in einer Pressemitteilung. VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann sagte, dass darunter vor allem die USA leiden würden. Aber auch andere trügen Schaden davon: „Falls die größte Wirtschaftsmacht der Welt einen protektionistischen Kurs fährt, wird das rund um den Globus zu spüren sein. Wir können nur hoffen, dass er seinen Worten keine entsprechenden Taten folgen lässt“, sagte Brodtmann.

Ähnlich äußerte sich VDA-Präsident Matthias Wissmann. Zusätzliche Handelsbarrieren würden den USA genauso schaden wie Deutschland, erklärte er. Für ihn sei die US-Wahl ein Zeichen dafür, dass der Wettbewerb der großen Industrienationen um Produktionsstandorte härter werde. Deutschland und Europa müssten deshalb ihre Wettbewerbsfähigkeit im Blick behalten. BDI-Präsident Ulrich Grillo forderte Trump auf, die „isolationistische Wahlkampfrhetorik“ zu beenden. „Die Vereinigten Staaten müssen weiter auf offene Märkte setzen. Alles andere wäre Gift für die US-Wirtschaft“, sagte er. US-Unternehmen seien auf Technologie und Zwischenprodukte aus anderen Märkten angewiesen. Und für Deutschland seien die USA immens wichtig. Sie sind laut BDI der weltweit größte Absatzmarkt für deutsche Waren. Anders als der BVL-Vorsitzende Klinkner hofft Grillo, dass die USA „ihrer globalen Führungsrolle gerecht werden“.

IT-Verbände wollen gegen Populismus kämpfen

Kämpferisch äußerten sich die IT-Vereinigung Bitkom und der Bundesverband IT-Mittelstand (BITMi). Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder sagte: „Die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen sind ein Signal, die digitale Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen und die Inklusion weltweit zu stärken und eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern.“ Die digitale Wirtschaft werde sich für eine bessere Bildung einsetzen. „Die besten Mittel gegen diffuse Ängste und Populismus sind eine ausgezeichnete Bildung und ein eigener klarer Kopf“, sagte Rohleder.

Der BITMi-Präsident Dr. Oliver Grün schlug ähnliche Töne an: „Das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl erfüllt uns mit Sorge. Es scheint vor allem auszudrücken, dass eine Mehrheit der Bürger von der bestehenden Politik und den positiven Elementen der Globalisierung nicht mehr erreicht werden und einen Wechsel wollen. Gerade im Hinblick auf die Digitalisierung und die Wichtigkeit der Einigkeit in Europa müssen wir gegen Populismus und Nationalisierung kämpfen und den Menschen die Vorteile der Digitalisierung viel deutlicher klarmachen als bisher.“