Urbane Logistik: Zukunftsfähige Lösungen für die City

Eine Expertenrunde diskutierte auf der EXPO REAL die Ergebnisse der 6. Logix-Publikation.

Diskutierten über Lösungen für die Citylogistik (v.l.n.r.): Janine Zimmermann, Olaf Ley, Alexander Handschuh, Fred-Markus Bohne und Frauke Heistermann. (Foto: Sandra Lehmann)
Diskutierten über Lösungen für die Citylogistik (v.l.n.r.): Janine Zimmermann, Olaf Ley, Alexander Handschuh, Fred-Markus Bohne und Frauke Heistermann. (Foto: Sandra Lehmann)
Sandra Lehmann

Der boomende E-Commerce und das steigende Verkehrsaufkommen, das auch durch den Lieferverkehr entsteht, machen Innenstädten schwer zu schaffen. Das sind die zentralen Ergebnisse der 6. Logix-Publikation, die am 12. Oktober im Rahmen des Diskussionsformats „Let’s talk logistics“ auf der Immobilienfachmesse EXPO REAL der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Deshalb nimmt die Studie, die jährlich von der Logix-Initiative herausgegeben wird, dieses Mal die Frage in den Fokus, welchen Stellenwert City-Logistikimmobilien bei Gestaltung zukunftsfähiger Stadtzentren und Quartiere einnehmen können.

Vorstellung der Studie

Dazu stellte Janine Zimmermann, Head of Logistics beim Immobilienspezialisten Drees & Sommer und Mitautorin der Publikation zunächst Lösungsansätze für die Letzte Meile sowie die Konzeption von Wohnquartieren mit integrierten Logistik-Hubs vor. Im Anschluss diskutierten Zimmermann, Fred-Markus Bohne, Managing Partner bei Panattoni, Alexander Handschuh, Spokesman Deutscher Städte- und Gemeindebund, sowie Olaf Ley, Director Investment & Business Development bei Unibail-Rodamco-Westfield Germany, unter der Leitung von Frauke Heistermann, Sprecherin der Initiative Die Wirtschaftsmacher, über die Ergebnisse der Studie.

Für Fred-Markus Bohne ist in Bezug auf die Neugestaltung der Innenstädte und die Rolle der Logistik dabei essenziell, dass es keine Einzellösung gibt, die alle Herausforderungen abdeckt. Vielmehr plädierte der Immobilienfachmann für einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen, da die bereits vorhandene Infrastruktur in Ballungsräumen und Innenstädten sehr verschieden sei, ebenso wie die Bedürfnisse der Bewohner. Damit neue Lösungen überhaupt zustande kommen und auch die Logistik ihren Platz in urbanen wie in ländlichen Räumen findet, müssen vor Beginn eines Projekts alle Akteure an einen Tisch gebracht werden, sagte Alexander Handschuh. Der Verbandsvertreter betonte im Panel außerdem, dass es der Kompromissbereitschaft aller bedürfe, um mehr Logistikansiedlungen Wirklichkeit werden zu lassen.

„Wir müssen uns hier ein Stück weit ehrlich machen und auch bereit sein, uns von bisherigen Vorstellungen und auch Vorurteilen zu verabschieden. Es geht darum, miteinander Konzepte zu entwickeln, nicht gegeneinander.“

Bohne sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, mehr Objektivität in Sachen Logistikimmobilien walten zu lassen. So dürften Vertreter von Städten und Gemeinden nicht von vornherein ablehnend gegenüber Logistikansiedlungen sein. Gleichzeitig müssten Entwickler auch aber auch mehr Sensibilität für die Sorgen und Erwartungen der Kommunen aufbringen.

Zudem sollten bereits vorhandene Potenziale in den Innenstadtlagen genutzt und bei Bedarf einer neuen Verwendung zugeführt werden, so Olaf Ley. Insbesondere Einkaufszentren eignen sich aus Sicht des Experten auch für logistische Zwecke.

„In den USA gibt es da bereits mehrere Best Practices. Erdgeschosslagen können etwa für die Anlieferung und Abwicklung von E-Commerce-Geschäft dienen, höhere Lagen könnten zu Showrooms der Geschäfte oder auch zu Wohnungen umfunktioniert werden“, sagte Ley.

Solche Konzepte bräuchten allerdings Mut und einen langen Atem, ergänzte Janine Zimmermann. Deshalb plädierte sie dafür, nicht nur im Kontext von Mieteinnahmen und Rendite zu denken, sondern die Frage in den Mittelpunkt zu stellen, wie Logistik zu einer verbesserten Lebensqualität in den Stadtquartieren beitragen kann.

„Es geht weniger um Finanzierbarkeit als um neue Geschäftsmodelle und den Servicegedanken. Dazu gehören allerdings nicht nur die Entwickler und Investoren, sondern auch die Konsumenten selbst. Hier sollte man die Frage stellen: Was ist es Menschen wert, in einer lebenswerten Umgebung zu wohnen?“, so Zimmermann.

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