Urbane Logistik: Potenzial von Lastenrädern richtig einschätzen
Lastenfahrräder könnten in Innenstädten eine deutlich größere Rolle bei der Zustellung von Paketpost spielen als bislang. Dies zeigt eine neue Studie der Technischen Universität München (TUM) und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) am Beispiel von München und Regensburg, wo nach Angaben der Forscher rund ein Siebtel der CO2-Emissionen, die durch die Auslieferungen verursacht werden, eingespart werden könnte. Die Erhebung zeigt auch, so die Hochschulen, dass das Einsatzpotenzial von Lastenrädern je nach Einsatzort variiert. Eine Auswertung verschiedener Szenarien ergab: In München besteht das Potenzial, rund 28 Prozent des Paketaufkommens mit Lastenrädern auszuliefern, in Regensburg etwa 37 Prozent. Die bislang von Lieferwagen zurückgelegten Kilometer könnten so in München um 16 Prozent reduziert werden, in Regensburg um 18 Prozent. Damit würden die CO2-Emissionen, die durch die Zustellung verursacht werden, im ersten Fall um 14 Prozent, im zweiten Fall um 17 Prozent verringert werden.
Kosteneffizienz kein Selbstläufer
Die Modellrechnungen zeigen nach Angaben der Forschungspartner auch, dass der Einsatz der Lastenräder für die Firmen lediglich eine geringe Kostenersparnis bedeuten würde. Zwar verursachen Lieferwagen höhere Grundkosten, aber die Gesamtzahl der Touren wäre aufgrund der geringeren Ladung von Lastenfahrrädern zwangsläufig höher.
Einsparpotenzial generieren
Weiteres Einsparpotenzial gäbe es, wenn mehrere Logistikunternehmen zusammenarbeiten würden, um überlappende Touren zu vermeiden. Das Forschungsteam hat errechnet, dass sich bei zwei Partnern die gefahrenen Kilometer bei der Paketauslieferung um bis zu 29 Prozent reduzieren könnten, bei drei Partnern um bis zu 42 Prozent.
„Bei einer solchen Konsolidierung der Logistik, also einer Kooperation mehrerer Dienstleister, können auch größere Kostenvorteile entstehen“, erläutert Pirmin Fontaine, Juniorprofessor für Operations Management an der KU Eichstätt-Ingolstadt.
Damit Unternehmen Lastenräder effizient in die Logistik integrieren können, hat das Forschungsteam das Planungstool entwickelt, mit dem Unternehmen und Kommunen das Potenzial der Lastenräder für einzelne Stadtgebiete ermitteln können. Ein dazugehöriger Leitfaden wird, wie die Planungshilfe auch, kostenfrei zur Verfügung gestellt.
„Wir zeigen mit unserer Studie, welche zusätzliche Infrastruktur notwendig ist, damit die Fahrräder effizient eingesetzt werden können: sogenannte Mikro-Depots, die es strategisch geschickt in den Städten zu platzieren gilt“, erklärt Fontaine.
Dabei werden Waren mit Lastwagen zu diesen Containern gebracht und von dort mit Lastenrädern zu den Kunden geliefert. Die Depots können zu Zeiten mit geringem Verkehrsaufkommen beliefert werden.
„Der Einsatz von Lastenfahrrädern in Innenstädten hat ein Henne-Ei-Problem“, ergänzt Rolf Moeckel, Professor für Modellierung räumlicher Mobilität an der TUM. „Wenn Dienstleister keine geeignete Infrastruktur vorfinden, bleibt es für sie unattraktiv, ihre Logistik entsprechend umzustellen.“
Deshalb sei angesichts knapper Flächen besonders für die Platzierung von Mikrodepots politische Unterstützung nötig.
Das Projekt „RadLast“ wurde vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans gefördert.
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