Umfrage: Eskalation des China-Taiwan-Konflikts träfe deutsche Wirtschaft empfindlich
Was würde ein möglicher Angriff Chinas auf Taiwan für deutsche Unternehmen bedeuten? Die auf Lieferketten spezialisierte Kloepfel Consulting hat dazu 104 Manager mittelständischer Unternehmen verschiedener Branchen stichprobenartig befragt. Die größte Gruppe stellte der Maschinen- und Anlagenbau mit einem Anteil von 30 Prozent dar, gefolgt von der Elektroindustrie und dem Handel mit jeweils zehn Prozent.
Die Online-Umfrage, die vom 15. April bis zum 17. Mai 2023 stattfand, soll Einblicke bieten, um die möglichen Auswirkungen eines solchen Angriffs auf deutsche Unternehmen besser zu verstehen. Die Umfrageergebnisse, die am 24. Mai veröffentlich wurden, zeigen der Beratung zufolge eine klare Tendenz hinsichtlich der Bedeutung von Handelsbeziehungen mit China und Taiwan sowie der Abhängigkeit von elektronischen Komponenten und potenziellen Auswirkungen auf die Lieferketten.
Handelsbeziehungen mit China werden von der Mehrheit der Unternehmen als wichtig bis sehr wichtig eingestuft. Laut der Umfrage halten 79 Prozent der Befragten diese Beziehungen für bedeutend, während nur 14 Prozent angaben, dass sie weniger wichtig seien. Für sieben Prozent der Unternehmen haben die Handelsbeziehungen mit China keine Relevanz.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Handelsbeziehungen mit Taiwan. Etwa die Hälfte der Unternehmen, konkret 52 Prozent, betrachten diese Beziehungen als von hoher bis sehr hoher Bedeutung. Für 30 Prozent der Befragten sind sie weniger wichtig, während 18 Prozent angaben, dass diese Beziehungen für ihr Unternehmen keine Rolle spielen.
Schwerwiegende Auswirkungen auf Lieferketten befürchtet
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen nach Ansicht von Kloepfel Consulting auch, dass ein Krieg zwischen China und Taiwan erhebliche Auswirkungen auf die Lieferketten der Unternehmen haben würde. 78 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass eine solche Unterbrechung ihre Lieferketten stark bis sehr stark beeinträchtigen würde. Lediglich 15 Prozent erwarten nur geringfügige Auswirkungen, während sieben Prozent angaben, dass ihre Lieferketten überhaupt nicht betroffen wären.
Marc Kloepfel, CEO der Kloepfel Group, erklärt:
„Um die Auswirkungen eines Konflikts zwischen China und Taiwan auf Lieferketten zu mildern, müssen Unternehmen alternative Lieferquellen sondieren. Geographische Diversifizierung der Lieferketten, Identifizierung von Backup-Lieferanten sowie eine Neubewertung von Make-or-Buy-Strategien können dazu beitragen, die Auswirkungen einer Unterbrechung zu minimieren und die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen zu stärken.“
64 Prozent der Befragten gaben an, dass elektronische Komponenten wie Halbleiter für ihr Unternehmen wichtig bis sehr wichtig sind. Für 19 Prozent der Unternehmen sind sie weniger wichtig, während 17 Prozent angaben, dass sie für ihr Unternehmen unbedeutend sind.
Halbleiter für die meisten Unternehmen wichtig
Die Umfrageergebnisse zeigen nach Überzeugung der Beratung, dass eine Unterbrechung der Lieferkette von elektronischen Komponenten aus Taiwan für 60 Prozent der Unternehmen eine starke bis sehr starke Beeinträchtigung bedeuten würde. Für 23 Prozent wäre die Auswirkung geringfügig, während 17 Prozent angeben, dass ihr Unternehmen überhaupt nicht betroffen wäre.
Die Umfrage zeigt laut Kloepfel Consulting zudem, dass Europa und China die Hauptbezugsquellen für elektronische Komponenten der Unternehmen sind. 65 Prozent der befragten Unternehmen beziehen diese Komponenten aus Europa, gefolgt von China mit 63 Prozent. Taiwan liegt mit 44 Prozent auf dem dritten Platz. 33 Prozent der Unternehmen beziehen Komponenten aus den USA, während 29 Prozent aus Japan beziehen. Südkorea steht mit 23 Prozent ebenfalls auf der Liste der Bezugsquellen. Für 15 Prozent der Unternehmen stammt der Bezug aus anderen Gebieten. Es ist anzumerken, dass 26 Prozent der Unternehmen angaben, keine elektronischen Komponenten zu beziehen. Bei dieser Frage waren Mehrfachantworten möglich.
Die Bezugsquelle Europa schließt nicht aus, dass Vorprodukte trotzdem aus China und Taiwan stammen. Es stimmt hingegen zuversichtlich, dass die Elektroikbeschaffung bereits über mehrere Länder verteilt ist. Das suggeriert einen gewissen Spielraum für eine geographische Verlagerung weg von China und Taiwan.
Zweifel am europäischen Chip-Gesetz
Abschließend liefert die Umfrage Einschätzungen zur Erreichung der Ziele des europäischen Chip-Gesetzes. Laut der Umfrage sind 25 Prozent der Teilnehmer der Meinung, dass die Ziele des europäischen Chip-Gesetzes erreicht werden können, jedoch nicht ohne Herausforderungen. 33 Prozent der Befragten gaben an, unentschlossen zu sein, während 20 Prozent skeptisch sind und nicht glauben, dass die Ziele erreicht werden können. 22 Prozent haben zu diesem Thema keine Meinung.
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