Umfrage: Eskalation in der Ukraine für Einkauf hochbrisant
Die Zuspitzung des Russland-Ukraine-Konflikts wird von deutschen Unternehmen mit großer Sorge verfolgt und als wachsende Gefahr für das eigene Geschäft betrachtet. Zu dieser Analyse kommt die Umfrage „BME Pulse Check“, für die der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) zwischen dem 10. und 18. Februar 116 Einkäufer aus den Bereichen Automotive, Maschinenbau, Chemie, Pharma und Energie befragte. Viele der Firmen aus dem Beschaffungssektor würden die kritische Lage erkennen und entsprechende Vorbereitungen ergreifen, um den Schaden so niedrig wie möglich zu halten, heißt es vonseiten des Verbands.
„Eine aktuelle Mitgliederumfrage hat uns angesichts der zu erwartenden negativen Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten und Beschaffungsprozesse ein genaues Stimmungsbild geliefert“, sagte Gundula Ullah, BME-Vorstandsvorsitzende, bei der Präsentation der Ergebnisse.
Aktuelle Lage: Den jetzt vorliegenden Ergebnissen zufolge schätzen fast die Hälfte der Befragten die gegenwärtige Situation als hochbrisant ein. Das gilt insbesondere bei einer militärischen Auseinandersetzung zwischen beiden Konfliktparteien. Im Falle westlicher Sanktionen sehen jeweils rund 30 Prozent in der Beschränkung von Handelswegen und dem Stopp der Ostsee-Pipeline „Nord Stream 2“ direkte Auswirkungen auf ihren Geschäftsbetrieb.
„Finanzmarktbeschränkungen werden von unseren Befragten zwar aktuell als weniger gefährlich angesehen. Jedoch könnten diese Sanktionen gravierende Auswirkungen auf alle Handelsströme haben und sollten deshalb nicht unterschätzt werden“, warnte BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov.
Konkrete Maßnahmen zur Risikominimierung
Preise: Als weiteres zentrales Umfrageergebnis benennt der BME, dass mehr als 90 Prozent der Unternehmen deutlich höhere Einkaufspreise erwarten, die den Inflationsdruck weiter erhöhen. Dabei dürften vor allem die Energie- und Rohstoffkosten kräftig anziehen. Es sei darüber hinaus auch mit einer Verteuerung der Endprodukte zu rechnen, so der Verband.
Strategie: Einige der Befragten erwägen einen Strategiewechsel in ihren Unternehmen. So wollen fast zwei Drittel (64 Prozent) auf alternative Beschaffungs- und Absatzmärkte ausweichen. Knapp 13 Prozent spielen laut der Umfrage mit dem Gedanken, ihre ausländischen Direktinvestitionen in Russland und der Ukraine zu reduzieren. 23 Prozent überprüfen die Sicherheit ihrer Logistikwege, Beschaffungsquellen und Geldflüsse.
Der BME wollte auch wissen, ob Einkäufer die in beiden Ländern beschafften Waren und Rohstoffe zeitnah durch Lieferungen aus anderen Regionen ersetzen könnten. Hier ergab die Umfrage, dass nur eine Minderheit der Unternehmen (15 Prozent) nicht in der Lage wäre, diese Güter woanders einzukaufen.
Zur Risikominimierung haben die Befragten der Umfrage zufolge bereits konkrete Maßnahmen getroffen beziehungsweise planen diese. So wurde die Suche nach alternativen Beschaffungsmöglichkeiten (Double Sourcing) intensiviert. Gleichzeitig erhöhen viele Firmen (39 Prozent) ihre Lagerbestände – soweit das bei der ohnehin angespannten Beschaffungssituation überhaupt möglich ist. Die Substitution von Rohstoffen und Materialien wird ebenfalls verstärkt geprüft, um die Abhängigkeit von Russland und der Ukraine zu verringern.
„Genannt wurde auch die Umstellung der Beschaffung weg vom Spot- und hin zum Terminmarkt. Dies kann vor allem das Risiko von Preissteigerungen in einem verträglichen Rahmen halten“, erläuterte Gundula Ullah.
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