Umfrage: Deutsche Außenwirtschaft kämpft mit Lieferketten

Laut dem AHK World Business Outlook zählen neben Reisebeschränkungen SCM- und Logistikprobleme zu den dringendsten Herausforderungen.

Laut einer Studie des DIHK trübt sich die Weltkonjunktur derzeit ein. (Foto: TMLsPhotoG / AdobeStock)
Laut einer Studie des DIHK trübt sich die Weltkonjunktur derzeit ein. (Foto: TMLsPhotoG / AdobeStock)
Therese Meitinger

Das globale wirtschaftliche Umfeld wird ungemütlicher. Zu diesem Ergebnis kommt der am 4. November vorgestellte „AHK World Business Outlook“, in dem der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Rückmeldungen von weltweit mehr als 3.200 im Ausland vertretenen deutschen Unternehmen zusammenfasst.

Laut der Erhebung haben neben den steigenden Rohstoffpreisen und den immer noch bestehenden Reiseeinschränkungen die Lieferkettenstörungen in den vergangenen Monaten sogar nochmals zugenommen – inzwischen ist mehr als jedes zweite international aktive deutsche Unternehmen davon betroffen.

Die Einschätzungen der Unternehmen zur Konjunktur in den internationalen Märkten trüben sich demzufolge gegenüber der Frühjahrsumfrage leicht ein. In diesem etwas verschlechterten globalen Wachstumsszenario behauptet sich die deutsche Außenwirtschaft allerdings wacker: Die Erwartungen der Unternehmen an ihr Auslandsgeschäft verbessern sich dem DIHK zufolge moderat.

„Obwohl die Konjunktur in vielen Regionen ins Stocken gerät, packen die deutschen Unternehmen an ihren internationalen Standorten an und behaupten sich auf den Weltmärkten“, fasste DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Ergebnisse im Rahmen einer Pressekonferenz zusammen. „Der DIHK rechnet 2022 mit einem deutschen Exportwachstum von 7,0 Prozent – welches immerhin über dem langfristigen Durchschnitt von 4,5 Prozent liegt.“

Unternehmen optimistischer als im Frühjahr

Insgesamt bewerten die Auslandsunternehmen in der Erhebung ihre aktuelle Geschäftslage positiver als im Frühjahr: Weltweit bezeichnen 52 Prozent ihre Lage als gut, nur elf Prozent als schlecht. Insbesondere in Europa verzeichnen die Befragten gute Geschäfte: In der Eurozone sind es 55 Prozent, in sonstigen europäischen Staaten (inklusive Großbritannien, Schweiz und Norwegen) 60 Prozent und in Ost- und Südosteuropa (ohne EU) sogar 67 Prozent.

Und auch mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten sind die deutschen Unternehmen mehrheitlich optimistischer als zuletzt. Über alle Weltregionen hinweg erwarten laut dem DIHK 56 Prozent bessere, nur sechs Prozent schlechtere Geschäfte. Auch die globalen Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen steigen an. Nach Treiers Worten ist dies umso bemerkenswerter, als die Erholung der Weltwirtschaft insgesamt an Fahrt verliert.

Konjunktur-Lokomotiven China und USA ziehen weniger stark

Zwar rechnen immerhin 41 Prozent der weltweit befragten Unternehmen mit einer besseren Konjunkturentwicklung vor Ort, 17 Prozent mit einer schlechteren. Insbesondere in China und Nordamerika trüben sich die Konjunkturerwartungen jedoch merklich ein. Während im Frühjahr noch 70 Prozent der deutschen Unternehmen in China von einem positiven Konjunkturtrend vor Ort ausgingen, sind es aktuell nur noch 36 Prozent. In den USA sinkt dieser Wert von 74 auf 50 Prozent.

„Die Unternehmen sehen mit Sorge, dass in den beiden Weltkonjunktur-Lokomotiven der letzten Monate offenbar die Luft dünner wird“, kommentiert der DIHK-Außenwirtschaftschef die Zahlen. „Für den wirtschaftlichen Aufholprozess nach der Coronakrise sind das keine guten Vorzeichen.“

Fachkräftemangel bleibt kritischer Faktor

So wird das wirtschaftliche Umfeld für Auslandsgeschäfte in vielen Weltregionen schwieriger. Für 44 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland stellen steigende Rohstoffpreise aktuell das größte Risiko für die Weltwirtschaft dar, gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wie Steuern, Zölle oder Sanktionen mit 40 Prozent. Auch Fachkräfteengpässe gewinnen an Bedeutung (von 29 auf 37 Prozent).

Als direkte Auswirkungen der Coronakrise belasten zudem Reiseeinschränkungen (65 Prozent) sowie Probleme bei Lieferketten und Logistik (Anstieg von 40 auf 54 Prozent) die internationalen Geschäfte der Unternehmen.

„Was wir hier sehen, ist eine gefährliche Gemengelage wirtschaftspolitischer Risiken, die den Kostendruck auf die Unternehmen erhöhen“, so Treier. „Geben sie diese Kosten an ihre Kunden weiter, steigt die Inflation. Es könnte sich ein Stagflation-Szenario wie in den 70er-Jahren entspinnen.“   

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