Ukraine-Krieg: Transportrouten vieler Verkehrsträger schwer beeinträchtigt

Seefracht, Schienengüterverkehr und Luftfracht sind von Störungen ihrer Transportwege betroffen, analysiert Jochum Reuter, Vice President EMEA bei FourKites. Alternative Routen sind zeitintensiver und kostspieliger.

Auch der Luftraum in Russland, der Ukraine, Großbritannien und der EU ist von weitreichenden Sperrungen betroffen. (Symbolbild: Gudellaphoto / Fotolia)
Auch der Luftraum in Russland, der Ukraine, Großbritannien und der EU ist von weitreichenden Sperrungen betroffen. (Symbolbild: Gudellaphoto / Fotolia)
Therese Meitinger
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Die SCM-Plattform FourKites hat zwischen dem 24. und 28. Februar Daten zur Disruption von Transportwegen im Zuge des Ukraine-Kriegs gesammelt und sich dabei auf verschiedene Modalitäten bezogen. Alle Verkehrsträger seien in einem hohen Ausmaß von Störungen betroffen, so Jochum Reuter, Vice President EMEA bei FourKites, zur aktuellen Lage in der Ukraine und den angrenzenden Regionen. Umwege, die Unternehmen daher in Kauf nähmen, führten zu erheblichen Verzögerungen und erhöhten die Kosten deutlich.

„Die Sanktionen beginnen bereits zu greifen und verursachen erhebliche Probleme, wenn Schiffe inspiziert oder beschlagnahmt werden“, ist Reuter überzeugt.

Es gebe „wilde Schwankungen“ der Preise für Rohstoffe, darunter Treibstoff und Lebensmittel. Reuter prognostiziert erhebliche Preissteigerungen, wenn der Konflikt weitergeht. Es werde zu einem Welleneffekt kommen, durch den die Verzögerungen in Osteuropa zunächst in chinesischen und US-amerikanischen Häfen Probleme bereiten würden. Diese stünden jedoch aufgrund der Coronapandemie, Wetterereignissen und anderen Faktoren bereits jetzt stark unter Druck.

Schwarzmeerschifffahrt zum Erliegen gekommen

Nach Informationen von FourKites wurden die Seerouten von und nach Odessa und in andere Häfen am Schwarzen Meer weitgehend eingestellt. Mindestens zwei Handelsschiffe seien von Militäraktionen betroffen. Die meisten internationalen Fluggesellschaften haben demnach die Region ebenfalls evakuiert. Die Reederei Maersk teilte bereits kurz nach Kriegsbeginn mit, dass sie alle Hafenanläufe in der Ukraine eingestellt und ihr Hauptbüro in Odessa an der Schwarzmeerküste als Reaktion auf den Konflikt mit Russland geschlossen habe.

Die Schwarzmeerschifffahrt scheine zum Erliegen gekommen zu sein, so FourKites. Darauf deutet auch eine große Zahl Twitter-Botschaften hin, aus denen hervorgeht, dass sich in der Ukraine nichts mehr bewegt. Auch haben Versicherungen die Preise für Policen bei Handelsschiffen im Schwarzen Meer erhöht – was zu steigenden Transportkosten in der Region führt.

Auf der Schiene bleibt mehr Spielraum

Auf der Schiene gibt es FourKites zufolge noch einige Bewegungen, aber die Flüchtlingszahlen setzten die Strecken durch Weißrussland und Polen unter Druck. Manche Bahnunternehmen bleiben dennoch optimistisch. Klar ist jedoch, dass auch dieser Verkehrsträger stark betroffen ist. Der Schienengüterverkehr zwischen der Slowakei und der Ukraine wurde ausgesetzt. Allerdings erklärte die Rail Cargo Group (RCG) am vergangenen Donnerstag gegenüber dem International Rail Journal, dass der Krieg bisher keine Auswirkungen auf ihre Verkehre habe.

Die Deutsche Bahn (DB) teilte mit, dass der Logistikbetrieb in der Ukraine unterbrochen und die Mitarbeiter aufgefordert wurden, zu Hause zu bleiben. Derzeit werden die Züge aus der Ukraine weg umgeleitet. Laut der Nachrichtenplattform The Conversation sind Schienengüterverkehrsexperten dennoch zuversichtlich, dass die Störungen auf ein Minimum reduziert werden können. Länder wie Litauen erwarten dennoch, dass ihr Schienenverkehr durch die Sanktionen gegen Russland stark beeinträchtigt wird.

Luftraumsperrungen machen sich bemerkbar

Betroffen ist FourKites zufolge außerdem der Luftverkehr. Die Ukraine hat ihren Luftraum geschlossen, nachdem russische Truppen die Flughäfen angegriffen hatten, und Flüge aus Moskau und anderswo wurden in der Region umgeleitet. Gegenseitige Sanktionen haben dazu geführt, dass viele westliche Fluggesellschaften aus Russland verbannt wurden, während russische Flugzeuge aus dem westeuropäischen Luftraum ausgeschlossen wurden.