Ukraine-Krieg: Lufthansa Cargo verliert zehn Prozent Frachtvolumen im Asienverkehr

Auf der Jahrespressekonferenz der Fluglinie gab CEO Dorothea von Boxberg auch einen Ausblick auf die Pläne der Airline in Sachen SAF und Mittelstreckenfrachter.

2021 hat Lufthansa Cargo seine Flotte auf die zweistrahlige Boeing 777F umgestellt. (Foto: Lufthansa Cargo)
2021 hat Lufthansa Cargo seine Flotte auf die zweistrahlige Boeing 777F umgestellt. (Foto: Lufthansa Cargo)
Therese Meitinger

Der Krieg in der Ukraine war auch auf der Jahrespressekonferenz von Lufthansa Cargo am 4. März Thema. Man sei über das Leiden der Ukrainer bestürzt und wolle Hilfsorganisationen logistische Unterstützung bieten, ging Dorothea von Boxberg zu Beginn der Veranstaltung auf die aktuellen Geschehnisse ein. Lkw aus dem Road-Feeder-Service sollen Hilfsgüter von Frankfurt ins polnische Katowice bringen, der Kurierdienst Time:matters ist für den Transport nach Frankfurt und den Weitertransport zum Zentrallager der polnischen Regierung zuständig. Erste Anfragen vom THW und Deutschen Roten Kreuz gebe es bereits, so von Boxberg.

Auf den Flugbetrieb sowohl von Lufthansa Cargo als auch der Luftfracht generell wirken sich die kriegerischen Handlungen ebenfalls aus. Konkret sind Flüge zu den asiatischen Kernmärkten China, Korea und Japan betroffen. Da die deutsche Airline derzeit den russischen Luftraum nicht überfliegen kann, sieht sie sich gezwungen, südlich über die Türkei auszuweichen – was nicht nur 1,5 bis 2,5 Stunden zusätzliche Flugzeit und höhere Betriebskosten bedeutet.

„Weil wir dabei zusätzlichen Treibstoff mitnehmen müssen, können wir rund zehn Prozent weniger Fracht transportieren“, sagt von Boxberg.

Auf etwa zehn Prozent schätzt sie auch den Rückgang der gesamten Luftfrachtkapazität im Verkehr zwischen Europa und Asien-Pazifik ein. Hier mache sich der Ausfall der russischen Carrier im europäischen Luftraum sowie reduzierte Luftfrachtkapazitäten der europäischen Linien mit Blick auf Russland bemerkbar. Frachtlinien aus dem Mittleren Osten seien nicht betroffen.

"Haihaut" soll Luftwiderstand reduzieren und Treibstoff sparen

Von Boxberg gab außerdem Einblicke in die Planungen von Lufthansa Cargo für 2022. Ein Fokusthema ist hier die Nachhaltigkeit, wo sich die Linie vor allem die Dekarbonisierung auf die Fahnen geschrieben hat.   

 „Wir freuen uns über zahlreiche Interessenten an unseren Angeboten rund um Sustainable Aviation Fuel und wollen die Nutzung von nachhaltigen Flugkraftstoffen mit verschiedenen Kunden ausbauen“, erläutert von Boxberg.

2022 will Lufthansa Cargo außerdem damit beginnen, seine Frachter mit der Sharkskin-Technologie auszustatten, die den Luftwiderstand um ein Prozent reduzieren und so Treibstoff sparen helfen soll. Im Bereich Digitalisierung ist neben anderen Projekten die Umstellung auf vollständig elektronische Luftfrachtbriefe geplant.  

Die Luftfrachtlinie stellt sich auch für 2022 auf knappe Kapazitäten ein – und will auf mittlere Distanzen künftig vermehrt mit dem Frachter fliegen.  

„Mit der gerade gestarteten Vermarktung der Kapazitäten unseres ersten A321-Frachters wollen wir insbesondere im Mittelstreckensegment Kunden neue Optionen für den stets wachsenden Bereich e-Commerce anbieten“, so von Boxberg.

Außerdem sollen in diesem Jahr Belly-Kapazitäten auf den Airlines der Lufthansa-Gruppe wieder deutlich zunehmen. Weitere Optionen, um unser Kapazitätsangebot zu steigern, prüfe man gegenwärtig, heißt es. Derzeit sehen man aber auch, dass die Lage in der Luftfracht dynamisch bleibe und man kurzfristig auf Entwicklungen auf dem Weltmarkt reagieren und flexibel bleiben müsse.

Im vergangenen Jahr konnte Lufthansa Cargo die Flottenmodernisierung auf eine reine, hoch effiziente „B777F“-Frachterflotte abschließen. Diese umfasst nach Unternehmensangaben derzeit 15 Maschinen, von denen zwei im vergangenen Jahr neu eingeflottet wurden. Die zweistrahlige Boeing 777F gelte als effizientestes, modernstes Frachtflugzeug seiner Klasse, heißt es. Zusätzlich vertreibt Lufthansa Cargo die Beiladekapazitäten von Lufthansa, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Eurowings Discover und SunExpress.

Zudem standen 2021 nachhaltige Flugkraftstoffe im Fokus bei Lufthansa Cargo: Neben wöchentlichen CO2-neutralen Frachtumläufen zwischen Europa und Asien, können Kunden seit vergangenem Sommer den Add-on Service „Sustainable Choice“ nutzen und so ihre Fracht CO2-neutral befördern lassen. Außerdem wurde Lufthansa Cargo Pilotkunde bei der ersten industriellen Power-to-Liquid (PtL) Anlage, um die Entwicklung und Erforschung des synthetischen PtL-Flugkraftstoffs zu fördern.

Lufthansa Cargo war nach eigenen Angaben mit positiven Erwartungen in das vergangene Geschäftsjahr gestartet. Durch die anhaltenden Auswirkungen der Pandemie blieben die Frachtkapazitäten bei gestiegener Nachfrage weltweit knapp. Geprägt von einer spürbaren Abkühlung des Luftfrachtmarktes vor der Corona-Pandemie hatte die Frachtfluglinie bereits 2019 ein strukturelles Kostensenkungsprogramm aufgelegt, das ebenfalls zum aktuellen Ergebnis beiträgt.

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