Trendbericht: Roboter können Spielraum für Nearshoring schaffen

Robotik und Automation werden 2022 verstärkt dafür eingesetzt werden, die Produktion abzusichern, prognostiziert die IFR.

Welche Trends treiben den Einsatz von Robotern 2022 voran? Dieser Frage hat sich die IFR gewidmet. (Foto: Style Photography / Fotolia)
Welche Trends treiben den Einsatz von Robotern 2022 voran? Dieser Frage hat sich die IFR gewidmet. (Foto: Style Photography / Fotolia)
Therese Meitinger

Die International Federation of Robotics (IFR) hat die wichtigsten Trends ermittelt, von denen die Robotik und Automation 2022 ihrer Ansicht nach weltweit geprägt werden, wie es in einer Pressemitteilung vom 16. Februar heißt. „Roboter sichern die Produktion“ nannte die Organisation dabei als einen von fünf Trends. Handelskonflikte und die Covid-19-Pandemie führten dazu, dass Unternehmen die Produktion wieder näher an den Kunden rücken möchten, argumentiert die IFR. Probleme in der Lieferkette führten dazu, dass viele Betriebe „Nearshoring“ mithilfe von Automation als Lösung in Betracht zögen.

Pandemie treibt Bereitschaft an, in Robotik zu investieren

Eine Statistik aus den USA zeigt der IFR zufolge, wie die Automatisierung den Firmen helfe, geschäftliche Aktivitäten zu beflügeln: Nach Angaben der Association for Advancing Automation (A3) sind die Roboterbestellungen in den Vereinigten Staaten im dritten Quartal 2021 um 35 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2020 gestiegen. Mehr als die Hälfte der Aufträge kam dabei demnach aus dem nicht-automobilen Sektor.

Dieses Rekordwachstum erwirtschafte nicht allein die Robotik – sondern Bildverarbeitung, Bewegungssteuerung und Motoren nähmen ebenfalls stark zu, heißt es in der Mitteilung.

„Die Pandemie mit den daraus resultierenden Engpässen in den Lieferketten und der Arbeitskräftemangel scheinen für viele Unternehmen der Anstoß gewesen zu sein, Investitionen in Robotik und Automation zu rechtfertigen", sagt Dr. Susanne Bieller, Generalsekretärin des IFR.

Firmen, die vorher schon länger über Schritte zur Automatisierung nachgedacht hätten, gehörten jetzt zu den ersten, die tatsächlich investierten.

 „Der Einsatz von Robotik nimmt in traditionellen und auch ganz neuen Branchen zügig an Fahrt auf", sagt Milton Guerry, Präsident der International Federation of Robotics.

Als weitere Trends nannte die IFR:

Roboter in neuen Einsatzfeldern: Die Automation mit Robotern erreicht dem Verband zufolge inzwischen Einsatzbereiche, die noch relativ neu sind. Angetrieben vom Verbraucherverhalten versuchten Unternehmen, die steigende Nachfrage nach personalisierten Produkten und Lieferungen zu bedienen, so die IFR. Insbesondere im elektronischen Handel habe die Pandemie eine konjunkturelle Revolution ausgelöst und der E-Commerce dürfte auch 2022 weiter zulegen. Weltweit seien heute Tausende von Robotern installiert, die es vor fünf Jahren in diesem Segment noch gar nicht gab.

Roboter einfacher zu handhaben: Die neuen Roboter-Generationen lassen sich nach IFR-Angaben von den Nutzern einfacher bedienen. Der Trend gehe zu Benutzeroberflächen, die mit einfachen Symbolen und einer geführten Programmierung arbeiteten und so die vereinfachte Steuerung von Robotern möglich machten, so die Mitteilung. Roboterhersteller und einige Drittanbieter bündeln demnach zudem Hardwarepakete und Software, um die Implementierung zu erleichtern. Der Trend, komplette Ökosysteme anzubieten, könne Aufwand und Zeit bis zur Inbetriebnahme deutlich reduzieren, heißt es.

Roboter und Menschen lernen dazu: Immer mehr Regierungen, Industrieverbände und Unternehmen erkennen laut der IFR die Notwendigkeit, frühzeitig in eine Grundausbildung für die nächste Generation von Robotern und Automatisierungssystemen zu investieren. Auf dem Weg zu datengesteuerten Produktionslinien werde der Schwerpunkt auf der Aus- und Weiterbildung liegen, heißt es. Neben der internen Schulung von Mitarbeitern verbessern externe Bildungswege die Lernprogramme für Mitarbeiter.

Roboter unterstützen digitale Automation: Für das Jahr 2022 und darüber hinaus sieht die IFR einen Schwerpunkt auf der Datennutzung als Steuerungsfaktor künftiger Fertigung. Die von automatisierten Prozessen intelligent erfassten Informationen werden demnach von den Herstellern analysiert, um darauf basierend Entscheidungen zu treffen. Die Fähigkeit eines Roboters, durch KI zu lernen und Aufgaben zu teilen, könnten Unternehmen auch in neuen Umgebungen leichter einsetzen, heißt es.