Transporte: Wirtschaftliche Entwicklung trübt sich ein

Starker Anstieg der Transportkapazitäten deutet auf Rückgang des Wirtschaftswachstums hin.

Straßentransporte: Die zur Verfügung stehende Kapazität an freiem Frachtraum ist im ersten Quartal 2019 verglichen mit dem vierten Quartal 2018 um fast ein Drittel gewachsen. Das besagt der 39. Transport Market Monitor von Transporeon und TIM Consult. (Foto: industrieblick/AdobeStock)
Straßentransporte: Die zur Verfügung stehende Kapazität an freiem Frachtraum ist im ersten Quartal 2019 verglichen mit dem vierten Quartal 2018 um fast ein Drittel gewachsen. Das besagt der 39. Transport Market Monitor von Transporeon und TIM Consult. (Foto: industrieblick/AdobeStock)
Matthias Pieringer

Die für Straßentransporte zur Verfügung stehende Kapazität an freiem Frachtraum ist im ersten Quartal 2019 verglichen mit dem vierten Quartal 2018 um fast ein Drittel gewachsen. Damit wurden zu Jahresbeginn bereits deutlich weniger Güter auf der Straße transportiert als in den Monaten zuvor, wie die 39. Ausgabe des Transport Market Monitors (TMM) von Transporeon und Tim Consult jetzt zeigt.

Langsameres Wachstum

Im Vergleich zum ersten Quartal 2018 sei in diesem Jahr von Januar bis März ebenfalls mehr Transportkapazität verfügbar gewesen (+14,9 %), teilten der IT-Spezialist Transporeon und das Beratungsunternehmen Tim Consult mit. Der starke Anstieg sei ein erster Beleg, „dass die Wirtschaft in Europa und Deutschland bereits langsamer wächst als in den vergangenen Jahren“. Die Transportpreise waren laut dem Transport Market Monitor im ersten Quartal 2019 um 8,4 Prozent niedriger als im vierten Quartal 2018, was sich unter anderem auf einen deutlichen Rückgang der Dieselpreise zurückführen lasse.

„Der von uns in den letzten Monaten beobachtete starke Anstieg der verfügbaren Transportkapazität kann als ein erster Beleg für die Eintrübung der wirtschaftlichen Entwicklung herangezogen werden“, sagte Oliver Kahrs, Geschäftsführer Tim Consult. „Bislang gab es nur entsprechende Prognosen, beispielsweise der deutschen Bundesregierung. Sie geht im Ende Januar veröffentlichten Jahreswirtschaftsbericht 2019 nur noch von einem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts um ein Prozent aus.“ Für innerdeutsche Transporte wurden gemäß dem Transport Market Monitor im ersten Vierteljahr 2019 bezogen auf das davorliegende Quartal sogar 38 Prozent mehr freie Kapazitäten für tagesaktuell zu vergebende Transporte (Spotmarkt) angeboten. „Sowohl in Europa als auch in Deutschland gab es nur im 1. Quartal 2009 noch mehr frei verfügbaren Frachtraum. Das war im Zuge der Banken- und Wirtschaftskrise“, so Kahrs weiter.

Preise: Rückläufig, aber weiterhin verhältnismäßig hoch

Die Transportpreise zeigten sich, wie die Analyse verdeutlicht, im ersten Quartal dieses Jahres zwar stark rückläufig, aber weiterhin verhältnismäßig hoch. „Der Transportpreisindex für Q1 2019 liegt 1,3 Prozent über dem Wert für das 1. Quartal 2018“, stellte Jan Rzehak, Director Business Consulting bei Transporeon, fest. „Eigentlich hätten die Preise dieses Jahr jedoch günstiger sein müssen als zu Jahresbeginn 2018, da diesmal im 1. Quartal 14,9 Prozent mehr freier Frachtraum verfügbar war. Bei innerdeutschen Transporten lagen die Transportpreise im 1. Quartal sogar 4,5 Prozent über den Preisen von Q1 2018. Ein Grund hierfür könnte die Anpassung der Lkw-Mautsätze zu Jahresbeginn sein“, sagte Rzehak.

Preisdifferenz wächst

Da dem Transport Market Monitor zufolge immer mehr freier Frachtraum angeboten wird, nimmt auch die Preisdifferenz zwischen dem günstigsten und teuersten Angebot je Transportauftrag auf dem Spotmarkt zu: „Die verfügbare Transportkapazität ist in den ersten Monaten saisonal bedingt meist höher als im weiteren Jahresverlauf“, so Rzehak. „Daher fällt auch die Preisdifferenz im 1. Quartal tendenziell größer aus. 2019 war sie mit 25 Prozent jedoch besonders hoch.“

Verladende Industrie- und Handelsunternehmen dürften daher dem Experten zufolge bei der Vergabe ihrer Transportaufträge am Spotmarkt von günstigeren Preisen profitiert haben. „Entsprechende Unterschiede zwischen dem höchsten und niedrigsten Angebot pro Transportauftrag haben wir zuletzt im 4. Quartal 2009 beobachten können“, erläuterte Rzehak. „Das war das erste Jahr, in dem die Europäische Union im Zuge der Banken- und Wirtschaftskrise ein negatives Wachstum verzeichnete. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung dürfte die Preisdifferenz auch in den kommenden Monaten überdurchschnittlich ausfallen. Eine Transportvergabe am Spotmarkt ist damit weiterhin höchst attraktiv.“.

Über den Transport Market Monitor

Der Transport Market Monitor wird aus den Spotmarkt-Daten der Transporeon-Plattform auf Basis der Spotmarkt-Transportvergabelösung „Best Carrier“ erhoben. Er erscheint vierteljährlich. Die Publikation enthält Quartalszahlen und gibt darüber hinaus Auskunft, wie sich die Transportkapazitäten und -preise im Rückblick über einen Zeitraum von zwölf Monaten und mehr entwickelt haben.