transport logistic 2023: Wo steht der digitale Lieferschein Cloud4Log?

BVL, GS1 und Anwenderunternehmen des digitalen Lieferscheins gaben Einblicke in die Praxis und die nächsten Schritte für „Cloud4log“.

Auf der transport logistic sprachen Anwenderunternehmen über den digitalen Lieferschein "Cloud4Log". (Bild: Meitinger)
Auf der transport logistic sprachen Anwenderunternehmen über den digitalen Lieferschein "Cloud4Log". (Bild: Meitinger)
Therese Meitinger

Seit November 2022 ist die von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) und der Standardisierungsorganisation GS1 Germany kuratierte Onlineplattform „Cloud4Log“ nun online. Sie erlaubt den digitalen Austausch von Transportdokumenten. In einem Pressegespräch im Rahmen der transport logistic zogen am 10. Mai BVL, GS1 und Anwenderunternehmen nun eine erste Zwischenbilanz: Wie entwickeln sich die Lösung und die Prozesse bei den Anwendern? Welche Nutzenaspekte und Potenziale konnten sie ausschöpfen und wo bestehen noch Herausforderungen?

„Nichts ist im Ungefähren geblieben“, grenzte BVL-Geschäftsführer Dr. Martin Schwemmer den Planungsstand zu Beginn der Veranstaltung ein.

Gemeinsam mit Oliver Püthe, Lead Industry Engagement bei GS1 Germany gab er eine Einführung in „Cloud4Log“: Nach einer Proof-of-Concept-Pilotphase, an der rund 20 Unternehmen beteiligt waren, und dem Go-live Ende vergangenen Jahres ist die Zahl der registrierten Unternehmen auf 50 angewachsen. Im Mittelpunkt steht eine zentrale Cloud-Plattform, über die sich die Nutzer in drei Rollen – Versender, Logistiker / Spediteur und Empfänger – austauschen können. „Alle Informationen sind für alle am Prozess beteiligten Unternehmen verfügbar“, unterstrich Püthe einen der zentralen Benefits.

Komplexität im Zustellprozess reduzieren

Der digitale Lieferschein senke die Sprachbarriere, da Angaben in den jeweiligen Muttersprachen der Anwender – beispielsweise Fahrern – gemacht werden können, argumentierte Björn Hobusch, Head of Business Services bei der Nagel Group. „Angesichts des Fahrermangels ist uns alles hochwillkommen, was die Komplexität im Bestellvorgang reduziert.“

Steffen Riedel, Leiter der Logistik bei Eckes-Granini, sieht eine deutliche Zeitersparnis im Zuge der Vereinfachung der Erfassungsvorgänge. Man habe sich gefreut, mit dem Projekt dazu beitragen zu können, den „Papiertourismus“ in der Zustellung zu beenden.

„Ich glaube manchmal, das Projekt ist zu einfach. Man braucht ja nur einen Link und einen Internetzugang, um dabei zu sein“, nannte Michael Moise, Leiter ECR / EDI von Nestlé Deutschland scherzhaft einen Grund, warum manche Unternehmen einen digitalen Lieferschein ablehnen.

Die Lösung sei so konzipiert, dass die funktionieren könne, aber es müssten auch alle Parteien in der Zustellung mitmachen und sich auf eine Variante einigen, so Stefan Hohm, CDO von Dachser. „Eine Mischlösung – also ein Nebeneinander von digitalen und analogen Lösungen – wäre das Schlimmste.“ Unternehmen könnte man zum Umdenken bewegen, indem man analoge Scheine mit einem Pricing belege.  

Bei einigen Unternehmen der ersten Stunde ist der Roll-out des digitalen Lieferscheins bereits recht weit fortgeschritten: Nestlé hat den digitalen Lieferschein für seine Marke Maggi am Standort Singen ausgerollt. Bis Ende 2023 soll er für Nestlé in Deutschland angewandt werden. Auch dm kündigte an, die Dokumentation seiner Liefervorgänge bis Ende 2023 komplett digital abwickeln zu wollen. Eckes-Granini hat hingegen aktuell bereits die von dem Unternehmen betriebenen Warenläger auf den digitalen Lieferschein umgestellt.  

Wie sehen die nächsten Schritte aus? Unter anderem wollen sich die Projektpartner das digitale Handling von internationalen Papieren ansehen. Das sei im Moment nämlich noch nicht geklärt, so Martin Schwemmer und Oliver Püthe.