transport logistic 2019: Lieferketten leben von Kooperation

LOGISTIK HEUTE-Forum diskutiert die Vorteile digitaler Vernetzung und Zusammenarbeit in der Supply Chain.

Sprachen über Kooperationen in der Logistik (v.l.n.r.): Matthias Pieringer, LOGISTIK HEUTE, Marina Pufahl, Synfioo, Ralf Boelicke, Hermes und Alexander Lutze, BPW Innovation Lab. (Foto: Sandra Lehmann)
Sprachen über Kooperationen in der Logistik (v.l.n.r.): Matthias Pieringer, LOGISTIK HEUTE, Marina Pufahl, Synfioo, Ralf Boelicke, Hermes und Alexander Lutze, BPW Innovation Lab. (Foto: Sandra Lehmann)
Sandra Lehmann

Kann der Wirtschaftszweig Logistik durch Kooperationen seine Effizienz steigern und Wertschöpfungsketten reibungsloser gestalten? Dieser Frage ging LOGISTIK HEUTE-Chefredakteur Matthias Pieringer auf dem Messe-Forum „Kooperation in Logistik und SCM Beispiele, Technologien, Potenziale“ gemeinsam mit seinen Podiumsgästen am 6. Juni 2019 auf der Leistungsschau transport logistic in München nach.

Mangelende Kommunikation führt zu Störungen

Dass Effizienzsteigerungen in der Lieferkette künftig vermehrt durch die Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten möglich sein werden, ist Tenor des 9. Hermes-Barometers, das Ralf Boelicke, Head of Department Solution Design bei Hermes International, dem Publikum vorstellte. Darin kommt ein Großteil der rund 200 befragten Supply-Chain-Experten auch zu dem Schluss, dass mangelnde Kommunikation unter den Beteiligten einer Lieferkette zu massiven Problemen in der Supply Chain führen kann, die die Zusammenarbeit erschweren. Wie diese Herausforderungen unter anderem behoben werden können, zeigte Boelicke am Beispiel des WC-Sitze-Herstellers Sanilo, der teilweise mit Out-of-Stock-Situationen in seinen Distributionszentren zu kämpfen hatte. Als langfristige Lösung hat Hermes das Unternehmen dabei unterstützt, einen E-Commerce-Standort in den USA aufzubauen sowie ein intelligentes und einfaches Informationsmanagementsystem zu entwickeln.

„So konnten Lieferengpässe vermieden und kurze Wiederbeschaffungszeiten gewährleistet werden“, erläuterte Boelicke dem Publikum.

Die Zusammenarbeit mit Endkunden und Partnern zu suchen, hat sich der Nutzfahrzeugzulieferer BPW Bergische Achsen auf die Fahnen geschrieben. Im vom Unternehmen ausgegründeten BPW Innovation Lab hat der Achsenspezialist etwa eine Tracking- und Tracing-Lösung entwickelt, die es ermöglicht, Mehrweg-Ladungsträger zu orten und deren ungefähre Ankunftszeit sowohl beim Kunden als auch im Rücklauf zum Produzenten zu bestimmen. „Das brachte für unsere Projektpartner, Thyssen Krupp und Fuchs Schmierstoffe, entscheidende Vorteile im produktionslogistischen Prozess. Teilweise konnten die Vorläufe in der Fertigung um zwei Tage verkürzt werden, nur, weil die Unternehmen jetzt genau wussten, wann sie ihre Leergutbehälter beziehungsweise Ladungsträger von Kunden zurückerhalten“, erläuterte Alexander Lutze, Leiter des BPW Innovation Lab.

Pünktlichkeit steht auch im Fokus des Geschäftsmodells von Synfioo, einem Start-up mit Sitz in Potsdam. Dessen Gründer, Marian Pufahl, erklärte im Rahmen des LOGISTIK HEUTE-Forums, mit welchen Mitteln man unliebsame Störungen in der Transportlieferkette – wie Staus oder verpasste Anschlüsse im Intermodalverkehr – vermeidet oder am effektivsten mit ihnen umgeht. Dabei stehen Pufahl zufolge Kommunikation und Vernetzung im Mittelpunkt.

„Verspätungen sind nicht nur ärgerlich für Kunden, sondern auch für Verlader. Lösen kann man diese Herausforderung aus unserer Sicht nur durch den Dreiklang von Vernetzung, Transparenz und Vorhersage.“

Mitwirken an diesem Konzept müssen aus Sicht des Gründers alle Beteiligten einer Supply Chain.

„Hier sind Disponenten, Verlader und Empfänger gleichermaßen gefragt“, so Pufahl auf der transport logitic.

Um diesen Zustand zu erreichen, sei allerdings nicht nur die Einstellung von Dienstleistern und Kunden entscheidend. Vielmehr müsse im Sinne einer fortschreitenden Digitalisierung die Datenbasis in den Unternehmen stimmen.

„Saubere Datenströme sind essenziell für Services, wie wir sie bieten. Das ist jedoch längst noch nicht bei allen Ansprechpartnern der Fall. Da wird teilweise noch sehr viel über Excel gearbeitet. Im digitalen Zeitalter ist das quasi die Stufe nach dem Feuermachen“, sagte BPW-Innovation-Lab-Leiter Lutze in der anschließenden Diskussionsrunde mit allen Referenten.

Der Innovationexperte empfiehlt Unternehmen deshalb, klein anzufangen und erste Schritte in geschlossenen Systemen zu absolvieren.

„Beginnen sollte man mit Prozessen, die Kunden involvieren und dabei möglichst auch dem eigenen Unternehmen einen Mehrwert bringen. Konzentrieren sollte man sich außerdem auf den Schmerzpunkt seiner Klientel. Wer hier keine eigenen Lösungen offeriert, wird mit dem zurechtkommen müssen, was Kunden die Kunden einem an die Hand geben. Und das ist nicht zwangsläufig die beste Option.“

Damit das klappt, rät Synfioo-CEO Pufahl die Einstiegshürden in Systeme so niedrig wie möglich zu halten.

„Zum Beispiel kann man für den Anfang die Telematik, die in vielen Lkw ohnehin integriert ist, für erste Messungen und Ortungen nutzen. Das geht ohne großen Aufwand und ermöglicht bereits kleine Verbesserungen.“