Supply Chain Benchmarking: Fortgeschrittene Unternehmen nutzen Simulation zur Anlagenverbesserung

Um ihre Lieferketten intelligenter zu gestalten, setzt die Mehrheit der Logistikverantwortlichen in Nordamerika und Europa auf Digitalisierung, ergab das „Supply Chain Benchmarking 2022“ von Körber Supply Chain.

Rene Hermes (li.), Executive Vice President und CMO, und Michael Brandl, Executive Vice President EMEA Operations bei Körber Supply Chain Software, erläutern das Supply Chain Benchmarking 2022. (Bild: Gunnar Knüpffer)
Rene Hermes (li.), Executive Vice President und CMO, und Michael Brandl, Executive Vice President EMEA Operations bei Körber Supply Chain Software, erläutern das Supply Chain Benchmarking 2022. (Bild: Gunnar Knüpffer)
Gunnar Knüpffer

84 Prozent der Logistikverantwortlichen in Europa und Nordamerika geben an, dass die Digitalisierung einen strategischen beziehungsweise hohen Stellenwert einnimmt, um die Lieferketten intelligenter zu gestalten. Allerdings haben nur 33 Prozent der „führenden“ Unternehmen durchgängig automatisierte papierlose Prozesse etabliert. Das ergab das „Supply Chain Benchmarking 2022“, das die Strategieberatung Roland Berger im Auftrag von Körber Supply Chain bei 244 Logistikverantwortlichen in Nordamerika und Europa durchgeführt hat und dessen Ergebnisse jetzt vorliegen. Die Befragten gehören Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern sowie einem Umsatz über 50 Millionen Euro an und tragen Managementverantwortung im Bereich Supply Chain.

In dem Benchmarking wurden die Unternehmen der Befragten in Gruppen bezüglich ihres Reifegrades bei den Themen eingeordnet: Dies sind die Gruppen „Führend“, „Fortgeschritten“, „Ausbaufähig“ und „Beginnend“. Bei den Unternehmen der „fortgeschrittenen“ Kategorie teilten nur sechs Prozent mit, ihre Arbeitsabläufe vollständig automatisiert und papierlos zu gestalten.

„Die Unternehmen sollten bei der Digitalisierung damit beginnen, eine End-to-End- Transparenz bei ihren Daten zu erzeugen“, sagte Michael Brandl, Executive Vice President EMEA Operations bei Körber Supply Chain Software, im Interview auf der LogiMAT. Dann könne man mit den Daten und letztendlich mit den Waren variabel umgehen. Denn aufgrund der Lieferschwierigkeiten und der Warenverknappung müsse man die Ware maximal effizient zum Endkunden transportieren, sie also schnell verfügbar machen. Dabei geht es um Daten zum Retourenprozess, zur Verfügbarkeit und zu den verschiedenen Lagerstandorten.

Führende Firmen sehen Automatisierung als Kernkompetenz an

Aus Sicht der meisten „führenden“ Unternehmen (59 Prozent) sind Digitalisierung und Prozessautomatisierung der Supply Chain Kernkompetenzen, die sie mit eigenen Mitarbeitern durchführen. „Dabei können diese Firmen mit einem Zulieferer zusammenarbeiten, aber die Kompetenz wird innerhalb des Unternehmens aufgebaut“, erläuterte Rene Hermes, Executive Vice President und CMO bei Körber Supply Chain Software. Dies sei der Unterschied zu anderen Firmen, die abhängig von externen Ressourcen seien. 48 Prozent der befragten nordamerikanischen Unternehmen entfallen dabei auf die Kategorie „Führend“, in Europa sind es nur 21 Prozent.

Zur effizienten Gestaltung der Supply Chains müssen auch Betriebsanlagen und Lager optimiert werden, unabhängig davon, ob es sich um Neubauten oder Bestandsanlagen handelt. Dabei unterscheiden sich die Firmen beim Technologieeinsatz: Beispielsweise arbeiten 61 Prozent aus der Kategorie „Führend“ mit Modellierungs- und Simulationssoftware bei der Planung von Anlagenverbesserungen.

Auch sind die Unternehmen aus dieser Kategorie den anderen beim Einsatz von Autonomen Mobilen Robotern (AMR) sowie von sprachgeführten Lösungen voraus. Diese flexible Automatisierungstechnik könne laut des Benchmark die Mitarbeiter effektiv unterstützen und sie sei auch einfach skalierbar, um Änderungen beim Auftragsvolumen auszugleichen. „AMR bieten den Vorteil der sehr schnellen Integration und damit einen hohen Durchschlag bei der Automatisierung der Prozesse“, erklärte Brandl. Alternativ könnte man eine Anlage stark automatisieren, wofür man rund zwei Jahre bräuchte. Diese Zeit könne man durch AMR auf neun Monate reduzieren, weil man nur eine Halle benötige mit einem planen Boden. „Durch den E-Commerce-Boom kommt man auch mit den Automatisierungsprojekten nicht hinterher“, sagte Brandl, „und dann ist AMR ein gutes Mittel, um schnell Arbeitskräfte einsparen und trotzdem den Durchsatz erhöhen zu können.“

Die Untersuchung ergab zudem, dass Europäer eher bereit sind, Technologien wie Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen, Augmented Reality und Echtzeit-Ortungssysteme in ihren Lagern einzusetzen: Demnach planen 36 Prozent der europäischen Befragten deren Einführung, während es bei den Nordamerikanern nur 24 Prozent sind.

Printer Friendly, PDF & Email