Studie: Versorgungssicherheit bestimmt Risikomanagement

Nur etwa ein Drittel (34 Prozent) der befragten Unternehmen einer Inverto-Studie fühlen sich gut für Compliance mit dem deutschen Lieferkettengesetz vorbereitet.

Inverto hat untersucht, wie Einkaufsverantwortliche unterschiedliche Supply-Chain-Risiken bewerten. (Symbolbild: Ilkercelik / Fotolia)
Inverto hat untersucht, wie Einkaufsverantwortliche unterschiedliche Supply-Chain-Risiken bewerten. (Symbolbild: Ilkercelik / Fotolia)
Therese Meitinger

Entspannung erwarten die Teilnehmer der aktuellen Risikomanagementstudie der SCM-Beratung Inverto nicht, im Gegenteil: 72 Prozent der Befragten waren der Erhebung zufolge in den letzten sechs Monaten von Versorgungsengpässen betroffen. Zusätzlich sehen sich die Befragten mit den Auswirkungen der Inflation sowie gestiegenen Energiekosten konfrontiert, wie eine Pressemitteilung vom 2. März berichtet. Der Einsatz digitaler Tools schreite voran, heißt es.

119 Einkaufsverantwortliche und Geschäftsführer überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum und Großbritannien nahmen Inverto zufolge an der aktuellen Risikomanagementstudie teil. Rund die Hälfte von ihnen stammt aus den Branchen Chemie, Konsumgüter, Automobil sowie Maschinen- und Anlagenbau.

Versorgungssicherheit hat laut den Studienergebnissen nach wie vor höchste Priorität für den Einkauf. Für 77 Prozent der Befragten ist dies die größte Sorge, gefolgt von Preisrisiken (66 Prozent) und der Energieversorgung (48 Prozent). Einkaufsteams begegnen diesen Risiken laut Inverto, indem sie zusätzliche Lieferanten qualifizieren, Lagerbestände ausweiten und intensiver innerhalb bestehender Supply Chains kooperieren.

Einkauf investiert in Digitalisierung

Die Zahlen derjenigen, die ein proaktives Risikomanagement betreiben und dafür intensiv digitale Tools nutzen, ist im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozentpunkte auf 29 Prozent gestiegen.

„Unternehmen haben verstanden, dass ein effektives Monitoring nur mit digitalen Mitteln möglich ist - heute stellt sich nicht mehr die Frage, ob ein Unternehmen Prozesse digitalisiert, sondern wie“, sagt Sebastian Wellmann, Principal bei Inverto und verantwortlich für die Studie.

Allerdings verwendet immer noch rund ein Viertel der Befragten keinerlei digitale Lösungen zur Risikosteuerung.

Besonders an Bedeutung gewinnt laut Inverto die kurzfristige Reaktionsfähigkeit auf unerwartete Ereignisse: „Maßnahmen wie langfristige Rahmenverträge oder Dual-Sourcing-Strategien sind für Unternehmen weiterhin wichtig im Umgang mit Beschaffungsrisiken. Gleichzeitig beobachten wir, dass Geschwindigkeit wichtiger wird“, erklärt Wellmann. So haben 43 Prozent der Befragten in der Erhebung eine Task-Force für ein Ad-hoc-Management eingerichtet und 35 Prozent setzen ein Risiko-Früherkennungssystem ein.

Das am 1. Januar in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet Unternehmen, grundlegende Umwelt- und Menschenrechtsstandards entlang der Lieferketten zu wahren. Nur etwa ein Drittel (34 Prozent) der befragten Unternehmen fühlt sich laut der Studie dafür gut vorbereitet. Die Maßnahmen zur Risikoanalyse sowie die Grundsatzerklärung wurden demnach von rund der Hälfte der Befragten implementiert. Die Mehrheit der befragten Unternehmen sieht allerdings große Herausforderungen, etwa einen hohen zeitlichen Aufwand (77 Prozent) oder fehlenden Einfluss bei den Lieferanten (57 Prozent).