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Studie: Steigende Rohstoffpreise trafen viele unvorbereitet

Um Rohstoffversorgung zum bestmöglichen Preis zu gewährleisten, analysieren Unternehmen laut der Inverto-Rohstoffstudie vor allem ihre Supply Chains und bauen Lagerbestände auf.

Neben Kunststoffen zählen vor allem Eisenmetalle und Stahl sowie Holz, Papier und Cellulose zu den Rohstoffen, bei denen die Verfügbarkeit aktuell stark eingeschränkt ist. (Symbolbild: digitalstock / AdobeStock)
Neben Kunststoffen zählen vor allem Eisenmetalle und Stahl sowie Holz, Papier und Cellulose zu den Rohstoffen, bei denen die Verfügbarkeit aktuell stark eingeschränkt ist. (Symbolbild: digitalstock / AdobeStock)
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Therese Meitinger

Auf den schnellen und massiven Preisanstieg bei vielen Rohstoffen waren die meisten Unternehmen offenbar nicht vorbereitet. Doch nicht nur die Preise belasten die Betriebe, auch stehen nicht immer alle Materialien in benötigter Menge zur Verfügung. Für die kommenden Monate hoffen Entscheider auf Stabilisierung in den Lieferketten, rechnen aber weiterhin mit steigenden Preisen. Dies sind die zentralen Ergebnisse der Rohstoffstudie des Kölner Beratungsunternehmens Inverto, die Ende November veröffentlicht wurde.

Knapp 100 Einkaufsverantwortliche und Geschäftsführer überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum und Großbritannien nahmen laut Inverto an der diesjährigen Rohstoffstudie teil. Sie stammen zu 49 Prozent aus dem produzierenden Gewerbe, darüber hinaus sind Ansprechpartner aus dem Maschinenbau (16 Prozent) und der Automobilbranche (11 Prozent) in größerer Anzahl beteiligt. Der Umfragezeitraum war im Sommer 2021.

Realität überholt am Rohstoffmarkt die Erwartungen

Neun von zehn Unternehmen (89 Prozent), die an der Studie teilgenommen haben, stellen eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen fest. Am schwierigsten ist die Lage bei Kunststoffen (35 Prozent), Eisenmetallen und Stahl (31 Prozent) sowie Holz, Papier und Cellulose (33 Prozent). Wie schnelllebig die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten zurzeit ist, zeige die Tatsache, dass im Zeitraum der Umfrage – Sommer 2021 – zwar 48 Prozent der Teilnehmenden bei Aluminium Preissteigerungen wahrgenommen haben, aber nur 17 Prozent eingeschränkte Verfügbarkeit, so Inverto. Heute drohe der Industrie das Aluminium auszugehen, da in China die Produktion des für Aluminium unverzichtbaren Magnesiums weitgehend abgeschaltet wurde und nur langsam wieder anläuft.

Das gleiche Bild zeigt sich bei den Energiekosten: 27 Prozent der Befragten erwarteten in der Studie steigende Strompreise, 23 Prozent rechneten mit einem Anstieg der Gas- und Ölpreise. Jeweils fünf Prozent befürchteten Versorgungsengpässe. Jetzt, kurz vor dem Winter, sorgten die massiv erhöhten Energiepreise für Diskussionen innerhalb der europäischen Politik, so die Studienautoren. Die Gasspeicher seien leer wie selten zuvor, mancherorts werden gar kalte Wohnungen und Blackouts befürchtet.

„Die Volatilität ist infolge der Pandemie drastisch gestiegen“, stellt Lars-Peter Häfele, Rohstoffexperte und Managing Director bei Inverto, fest.

Steigende Kosten an Kunden weitergeben – oder nicht?

Wenig überraschend greifen die steigenden Preise den Geschäftserfolg an. 92 Prozent der Studienteilnehmer befürchten trotz Gegenmaßnahmen eine sinkende Marge infolge der teuren Rohstoffe.

Die am häufigsten von Unternehmen ergriffene Maßnahme, um die Versorgung zu bestmöglichem Preis sicherzustellen, ist der Studie zufolge die Analyse der Supply Chain und der Aufbau von Lagerbeständen. Dies handhaben gut zwei Drittel der Befragten so. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) hat – auch in Folge der Pandemie – neue Lieferanten angesprochen, während knapp die Hälfte (43 Prozent) Bestellvolumina zwischen bereits bekannten Lieferanten verschoben hat.

 „Kurzfristig können Unternehmen den steigenden Preisen nicht entkommen, den Weltmarkt schlägt man nicht“, betont Häfele.

Wohl auch deswegen sehen drei Viertel der Teilnehmenden (75 Prozent) die Weitergabe der gestiegenen Kosten an die eigenen Kunden als sinnvolle Maßnahme an. Allerdings sind nur 42 Prozent optimistisch, dass ihnen das auch in der Mehrzahl der Fälle gelingt.

Auf Lieferantenseite indes können Unternehmen den gestiegenen Kosten nicht ausweichen: So haben Festpreismodelle im Vergleich zu den Vorjahresstudien abgenommen, oder Lieferanten akzeptieren nur noch kurze Zeitspannen, in denen sie Festpreise garantieren. Zugenommen haben demgegenüber Preismodelle, bei denen für den Rohstoffanteil Gleitklausen oder Zuschläge definiert wurden. Über 40 Prozent der Befragten sind außerdem gezwungen, zumindest für einige der benötigten Materialien Spotpreise zu zahlen. Häfele: „In Zeiten von Knappheit und Preisrallye ist das definitiv die teuerste Lösung.“

Was Unternehmen tun können

Häfele rät in der aktuellen Situation zu Preismodellen mit indexbasierter Gleitklausel. So könnten Unternehmen profitieren, wenn die Kosten wieder sinken, und Lieferanten erhalten einen fairen Preis für ihren Wertschöpfungsanteil. Zudem bietee das Modell eine Argumentationshilfe, um gestiegene Kosten an die eigenen Kunden weiterzugeben.

Auch empfiehlt er, einen kühlen Kopf zu bewahren: „Die Rohstoffkrise trifft alle – sowohl international als auch die direkten Wettbewerber.“ Das wichtigste sei jetzt, die Versorgung zu sichern, um lieferfähig zu bleiben. „Unternehmen, die weiter produzieren können, haben jetzt die Chance, Marktanteile zu gewinnen“, sagt Häfele. Ferner sei es hilfreich, viel Zeit in Verhandlungen zu investieren: „Wer geschickt agiert und deswegen geringere Preisaufschläge hinnehmen muss, ist profitabler.“

Die heutigen Turbulenzen an den Rohstoffmärkten zeigen Inverto zufolge, wie wichtig ein professionelles Risikomanagement und eine vorausschauende verbindliche Planung sind. In beiden Bereichen haben Unternehmen der Studie zufolge durch Corona dazugelernt: 74 Prozent der Studienteilnehmer sagen, dass das intensivierte Risikomanagement auch nach der Pandemie Bestandteil der täglichen Arbeit sein wird. 51 Prozent wollen vermehrt vom Just-in-Time abrücken und wieder größere Lager aufbauen, während 49 Prozent erwarten, in künftigen Krisen koordinierter vorgehen zu können.

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