Studie: Reedereien müssen auf digitalen Wandel reagieren

Mehrzahl der Unternehmen auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern.
Deutsche Reedereien machen sich laut einer aktuellen Studie auf den Weg in die digitale Zukunft. (Stockphoto Mania/Fotolia)
Deutsche Reedereien machen sich laut einer aktuellen Studie auf den Weg in die digitale Zukunft. (Stockphoto Mania/Fotolia)
Sandra Lehmann

Die zunehmende Digitalisierung wird auch in den kommenden Jahren für deutsche Schifffahrtsbetreiber und Reedereien ein zentrales Thema bleiben. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor, die Ende Juli erschienen ist.

Plattformen im Fokus

Demnach ist aktuelle bereits jeder zweite Reeder von den Auswirkungen der Digitalisierung betroffen. Vier von fünf Befragten gehen davon aus, dass insbesondere Online-Anwendungen für Kunden zukünftig einen hohen Stellenwert auf dem Markt einnehmen werden. Insbesondere Plattformen, über die Schiffstransporte per Mausklick gebucht werden könnten, stünden hier im Fokus des Interesses.

Kritischer Blick auf Technologien

Gleichzeitig sehen die befragten Unternehmen laut PwC aber auch Risiken der Digitalisierung durch Wettbewerber und neue digitale Technologien. So glaubt etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer, dass der 3D-Druck weltweite Warenströme verändern und verringern wird. Darüber hinaus ist jeder vierte davon überzeugt, dass Onlinehändler wie Amazon zukünftig mit eigenen Schiffsflotten in den Reedereimarkt einsteigen werden. In der Vorjahresbefragung hielten das nur zwölf Prozent der Teilnehmer für wahrscheinlich.

Führungsrolle angestrebt

Nicht zuletzt deshalb sei sich mit 70 Prozent die Mehrzahl der Reeder darüber im Klaren, dass sie neue Geschäftsmodelle entwickeln müssen. Unternehmen, die sich selbst eine hohe Digitalkompetenz bescheinigen (57 Prozent), verfolgen der Studie zufolge dabei wesentlich aktivere Strategien als die Befragten, die sich selbst eher weniger gut für die Digitalisierung gerüstet sehen (43 Prozent). So streben 29 Prozent der Unternehmen mit hoher digitaler Kompetenz eine Führungsrolle als Kopf einer Transportkette mit anderen Logistikdienstleistern an. Eine vergleichbare Funktion trauen sich hingegen nur sieben Prozent der weniger digital-affinen Unternehmen zu. „Viel wird davon abhängen, welche Unternehmen sich in den nächsten Jahren digital und damit zukunftssicher aufstellen können“, sagt Claus Brandt, Leiter des Kompetenzzentrums Maritime Wirtschaft bei PwC. „Der Plattformeffekt, den wir schon jetzt in anderen Industrien beobachten, könnte auch in der Schifffahrt zum Tragen kommen. Größere Reedereien wären dann im Vorteil, weil sie über mehr Daten verfügen.“

Eigene Flotte im Vordergrund

Die relative Führungsstärke der vergleichsweise gut auf die Digitalisierung vorbereiteten Unternehmen zeige sich auch darin, dass diese seltener einen Zusammenschluss mit Wettbewerbern anstreben (39 Prozent vs. 47 Prozent) und nur im Ausnahmefall den Anteil eigener Schiffe in der Flotte verringern wollen (sieben Prozent vs. 18 Prozent).

Logistik mit wichtiger Rolle

Dass technologisches Know-how in den Augen der deutschen Reeder immer wichtiger wird, zeigt auch ihre Einschätzung zur künftigen Bedeutung verschiedener Marktteilnehmer: Jeweils rund drei Viertel der Befragten geben an, dass Logistikverantwortliche sowie Technologieunternehmen und Startups in Zukunft eine wichtigere Rolle innerhalb der maritimen Wertschöpfungskette spielen werden.