Studie: Prioritäten von COOs haben sich verschoben

Laut einer Erhebung des Beraters FTI-Andersch stehen für viele Operations-Verantwortliche die Themen Nachhaltigkeit, digitale Transformation und persönliches Engagement beim Lieferkettenmanagement 2022 weit oben auf der Agenda.

Das Thema digitale Transformation hat 2022 für COOs in Deutschland an Bedeutung gewonnen. (Symbolbild: Oliver Le Moal/AdobeStock)
Das Thema digitale Transformation hat 2022 für COOs in Deutschland an Bedeutung gewonnen. (Symbolbild: Oliver Le Moal/AdobeStock)
Sandra Lehmann

Die Chief Operating Officer (COO) deutscher Unternehmen setzen in diesem Jahr andere Prioritäten als noch 2021. Das geht aus der aktuellen Studie „COO-Agenda 2022“ des Beratungshauses FTI-Andersch hervor. Wie das Frankfurter Unternehmen in einer Pressemeldung mitteilt, steht an erster Stelle der wichtigsten Maßnahmen zwar unverändert die Verbesserung von Prozessen, allerdings mit weniger Zustimmung als im Vorjahr. War dies 2021 noch für 70 Prozent die Top-Priorität, gilt dies laut FTI-Andersch aktuell nur noch 67 Prozent der Befragten. Einen höheren Stellenwert als zuvor nehmen nun die Themen Nachhaltigkeit und Absatzsteigerung ein, die beide jeweils einen Anstieg von 28 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Ebenfalls an Relevanz gewonnen habe der Bereich digitale Transformation – hier gibt es dem Beratungshaus zufolge eine Steigerung um 22 Prozentpunkte.

Optimierung von Kosten nicht mehr im Fokus

Bei Kosten sieht nach Studienangaben nur noch eine Minderheit Schwerpunkte für Verbesserungsmaßnahmen (43 Prozent) – im Vorjahr hätten dies fast zwei Drittel noch im Fokus (65 Prozent) gehabt. Ähnliches gelte für die Veränderung von Organisationsstrukturen: dies steht nur noch für 28 Prozent ganz oben auf der Agenda (2021: 48 Prozent).

„Die Unternehmen haben trotz der sich deutlich erholenden Konjunktur im Jahr 2021 teils tiefgreifende Anpassungen in Kostenstruktur und Organisationsmodell vorgenommen. Ganz vorn mit dabei waren die für Operations-Themen verantwortlichen COOs. Darum schauen sie – ganz allgemein gefragt – jetzt trotz des schwierigen Umfelds verstärkt auf Wachstum und Zukunftsthemen“, sagt Philipp Oemler, Direktor bei FTI-Andersch und verantwortlich für die ‚COO-Agenda 2022‘. „Wenn man aber genauer nachfragt, fällt auf, dass gerade jetzt in den Prozessen große Herausforderungen stecken, die von den COOs direkt adressiert werden müssen. Es wird darum für viele gerade im bisher sehr volatil gestarteten Jahr 2022 knifflig sein, die Prioritäten zwischen Optimierung und Wachstum richtig zu setzen.“

Angesichts der andauernden Lieferkettenproblematik möchte sich laut der Erhebung ein Großteil der befragten COOs selbst in die Bedarfsplanung ihres Unternehmens sowie ins Lieferkettenmanagement einbringen. Das sagen jeweils 59 respektive 54 Prozent der Befragten. Das Supply Chain Management wollen 52 Prozent auf den Prüfstand stellen. Ebenso auf der COO Agenda 2022: 57 Prozent wollen daran arbeiten, die Arbeitsproduktivität weiter zu steigern und 46 Prozent das Standortportfolio überprüfen. 41 Prozent der Befragten wollen sich intensiver mit neuen Investitionsentscheidungen beschäftigen.

„Es gibt weniger Arbeitskräfte, weniger Rohstoffe, weniger Waren. Der Krieg in der Ukraine hat diesen Effekt noch einmal weiter verstärkt“, sagt Oemler. „All dies hat großen Einfluss auf die Operations-Bereiche in Unternehmen. In all diesen Bereichen wird der COO jetzt selbst mit anpacken müssen, um Wachstumsambitionen umzusetzen oder je nach Betroffenheit des Unternehmens in der jetzigen Situation Schlimmeres zu verhindern. Umso wichtiger wird agiles Denken und Handeln sein.“

Letzteres schätzen auch 58 Prozent der befragten COOs so ein: Sie sind der Meinung, dass Adaptionsfähigkeit eine deutlich wichtigere Kompetenz sein wird als zuvor (2021: 48 Prozent). Einen Sprung um 43 Prozentpunkte konnte ‚Digitales Mindset‘ als Schlüsselkompetenz verzeichnen. 78 Prozent sind davon überzeugt, dass dies heute eine Grundvoraussetzung ist. Im Vorjahr waren dies nur 34 Prozent.

„Digitales Mindset beschreibt hier nicht nur eine Affinität zu IT und Technologie“, sagt Mark André Nix, Senior Manager im Bereich Operational Excellence bei FTI-Andersch. „Sondern es umschreibt genau die Fähigkeit, in Zukunftsszenarien zu denken, mit Prototypen in Produkten und Dienstleistungen wie Prozessen zu arbeiten, kontinuierlich auf Basis von – auch internem – Kundenfeedback Verbesserungen umzusetzen, gezielter zu kommunizieren und im Allgemeinen ein agiles vor ein starres, erprobtes Vorgehen zu stellen. Die Unternehmen in unserer Befragung sind mehrheitlich der Ansicht, dass die Komplexität und damit die Unsicherheit weiter ansteigen wird. Um darin erfolgreich zu navigieren, werden sich COOs mit ihren Aufgaben wachsend jetzt weiter entwickeln müssen. Und soweit ich das erkennen kann, sind sie dazu in der Mehrheit absolut bereit. Denn wer stehenbleibt wird nicht erst in Zukunft, sondern schon jetzt einen Wettbewerbsnachteil erleiden.“