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Studie: Mehrweg ist nicht immer die beste Lösung

Einer Erhebung der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung zufolge könnten die in der europäischen Verpackungsverordnung vorgesehenen Mehrwegquoten zu einem erhöhten Einsatz von Kunststoff führen.

Sind Pappe und Papier die besseren Alternativen? Laut einer Studie der GVM sind Mehrwegverpackungen aus Kunststoff nicht immer sinnvoll, wenn es um Nachhaltigkeit und Effizienz geht. (Symbolbild: RPhotoworks/Adobe Stock)
Sind Pappe und Papier die besseren Alternativen? Laut einer Studie der GVM sind Mehrwegverpackungen aus Kunststoff nicht immer sinnvoll, wenn es um Nachhaltigkeit und Effizienz geht. (Symbolbild: RPhotoworks/Adobe Stock)
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Sandra Lehmann

Sollten die im Entwurf der europäischen Verpackungsverordnung vorgesehenen Mehrwegquoten für E-Commerce- und bestimmte Transportverpackungen umgesetzt werden, hätte dies erhebliche negative Effekte, aber nur vergleichsweise geringen Nutzen. Die pauschalen Vorgaben für einen weitreichenden Einsatz von Mehrwegverpackungen seien daher nicht zielführend. Zu dieser Bewertung gelangt die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) in einer neuen Studie, die im Auftrag des Verbandes der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW) erstellt wurde.

„Elf Prozent mehr Kunststoffverbrauch, 200 Prozent mehr Transportkilometer, 80 Prozent mehr Lagerfläche und um bis zu 400 Prozent höhere Kosten für Packmittel. Unter anderem diese Folgen drohen im Jahr 2040, wenn die Verpackungsverordnung in der von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Form verabschiedet wird“, warnt der Vorsitzende des VDW Dr. Steffen Würth unter Berufung auf die GVM-Studie.

Die Analyse beleuchtet anhand von Basisdaten aus dem Jahr 2021, wie sich die im Verordnungsentwurf vorgesehenen Mehrwegquoten für Transport- und Versandhandelsverpackungen auf den deutschen Markt auswirken würden.

„Wir sehen hier klare Widersprüche zu den Nachhaltigkeitszielen, die die Europäische Kommission nach eigenem Bekunden anstrebt – und das längst nicht nur beim erhöhten Transportaufkommen von insgesamt 400 Millionen Kilometern, was circa 10.000 Erdumrundungen entspricht“, so der VDW-Vorsitzende weiter.

Die prognostizierte Erhöhung des Kunststoffeinsatzes um elf Prozent bewertet Würth mit Blick auf Rohstoffbasis und Recyclingquoten als bedenklich:

„Die überwiegende Mehrheit der Kunststoffe wird weiterhin aus fossilen Rohstoffen hergestellt – anders als Wellpappe, die auf pflanzlichen und somit nachwachsenden Ressourcen basiert.“

Die faserbasierten Packstoffe Papier, Pappe und Karton zeichneten sich zudem durch eine hohe Recyclingquote aus, die sich in den vergangenen Jahren bei rund 80 Prozent bewegt habe. „Beim Recyclinganteil in der fertigen Verpackung können die VDW-Mitglieder im Durchschnitt bereits mehr als 80 Prozent vorweisen“, erläutert Würth in einer aktuellen Pressemeldung des Verbands.

Mehr Transportkilometer als bislang

Laut GVM-Studie sei damit zu rechnen, dass durch die Quotenvorgabe der Einsatz von Primärmaterial für Transportverpackungen bis 2040 sogar um ein Prozent ansteigen würde, statt einen Rückgang zu erzielen. Allein für den Aufbau der Mehrwegsysteme habe die GVM im ersten Jahr einen notwendigen Zukauf von 285 Kilotonnen Mehrwegverpackungen veranschlagt – eine Menge, die die zeitgleich eingesparte Wellpappe um 146 Kilotonnen übertreffen würde. „Das Ziel einer Minimierung von Verpackungsmaterial, für das sich auch die Wellpappenindustrie mit der Entwicklung immer effizienterer Lösungen täglich einsetzt, dürfte also durch die rigiden Vorgaben verfehlt werden“, folgert Würth.

Insgesamt attestiert die GVM den von der EU-Kommission angestrebten Quotierungen bei Transport- und Versandhandelsverpackungen einen nur geringen Nutzen bei vergleichsweise hohen Kosten, hießt es vonseiten des VDW. Pauschale Vorgaben seien hier nicht zielführend, so das Fazit der Analyse. Als Begründung führt die GVM unter anderem die große Variantenvielfalt bei den derzeit genutzten Transport- und E-Commerce-Verpackungen an. Diese in Mehrwegverpackungen darzustellen, sei weder ökonomisch und noch ökologisch sinnvoll.

„Wellpappe kann als flexibles Material ihre Stärken voll ausspielen, wenn es um leicht anpassbare oder sogar maßgeschneiderte Verpackungen geht“, so Würth.

Dies sei mit Blick auf eine möglichst effiziente Logistik und die weitere Senkung von Emissionen ein entscheidender Faktor.

„Mehrwegsysteme hingegen lassen mit ihrer notwendigen Beschränkung auf wenige Standardformate eher eine Zunahme des Leerraums in den Lieferketten befürchten – ein weiterer Punkt, der den Zielen des EU-Verordnungsentwurfes widerspricht.“

Weitreichende Folgen könnte die Mehrwegquote laut GVM-Analyse zudem bei Importen aus Nicht-EU-Staaten haben.

„Es ist durchaus möglich, dass Haushaltsgroßgeräte an der EU-Grenze dann künftig millionenfach in Mehrwegbehälter umgepackt werden müssten. In diesen Fällen würden also pro Produkt zwei Transportverpackungen genutzt – das ist eindeutig das Gegenteil von Effizienz und Umweltschutz“, erklärt Würth.

Die Wellpappenindustrie appelliere somit aus guten Gründen weiter eindringlich an die Politik, von pauschalen Mehrwegquoten für E-Commerce und Transportverpackungen abzusehen.

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