Studie: Logistik oft noch Cloud-los

BVL und Arvato Systems untersuchten gemeinsam die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit in der Transport- und Intralogistik.

Der Digitalisierung in Deutschland stellen die meisten Befragten einer Studie von BVL und Arvato Systems ein schlechtes Zeugnis aus. (Symbolbild: Bluebay / Fotolia)
Der Digitalisierung in Deutschland stellen die meisten Befragten einer Studie von BVL und Arvato Systems ein schlechtes Zeugnis aus. (Symbolbild: Bluebay / Fotolia)
Therese Meitinger

Wie beeinflusst die IT die Zusammenarbeit in der Logistik? Welche digitale Perspektive hat das Wirtschaftsfeld? Fragen wie diesen widmete sich eine Studie der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Zusammenarbeit mit dem Gütersloher Logistikdienstleister Arvato Systems, wie eine Pressemitteilung vom 26. Oktober berichtet. Ein Fokus lag dabei auf der Cloud-Nutzung in der Logistik. Die Ergebnisse präsentierte Bernd Jaschinski-Schürmann, Head of Digital Supply Chain Management bei Arvato Systems, beim Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.

Mehr als 590 Logistikerinnen und Logistiker haben sich Arvato Systems zufolge an der Studie beteiligt, die eine umfassende Vermessung der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit in der Transport- und Intralogistik bieten will. Die Intensität der Zusammenarbeit lässt nach Ansicht der Studienautoren noch Luft nach oben. Besonders der Handel bewertet der Erhebung zufolge die Intensität der Zusammenarbeit tendenziell geringer als die Industrie und Logistikdienstleister.

Hohe Investitionsbereitschaft, geringer Umsetzungsgrad

IT und insbesondere Cloud-Technologien werden hingegen von den meisten Befragten als ein Schlüsselfaktor identifiziert. Gleichwohl besteht in der Logistik vor allem bei diesem Thema noch Nachholbedarf, wie die Studienautoren befinden: Aktuell arbeiten laut der Befragung nur rund 50 Prozent der Logistiker in der Cloud. Viele wichtige Systeme und Tools seien noch nicht miteinander vernetzt, heißt es. Immerhin sei die Notwendigkeit den meisten bewusst. Die Studie sieht eine hohe Investitionsbereitschaft in derartige Technologien.

„Besonders überrascht hat mich das Ergebnis, dass rund zehn Prozent der Befragten bisher gar keine IT-Systeme im Einsatz haben beziehungsweise fast 20 Prozent der Befragten kein ERP- oder Warehouse Management System nutzen“, erklärt Bernd Jaschinski-Schürmann.

Dem gegenüber stehe, dass die Unternehmen, die bereits stark auf Cloud-Technologien setzten, sich als digitale Vorreiter wahrnähmen und den höchsten Zufriedenheitsgrad in der Zusammenarbeit aufwiesen, so Jaschinski-Schürmann weiter.

Zu ihrer Einschätzung der zukünftigen Logistik befragt, skizzieren die Studienteilnehmer ein attraktives Bild. Jeweils eine Mehrheit glaubt, dass es künftig keine Datensilos mehr geben wird und papierlose Prozesse sowie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Lager deutlich zunehmen werden. Zwei Drittel der Befragten glauben, dass Unternehmen, die ihre Daten teilen, langfristig erfolgreicher sein werden. Nur 21 Prozent gehen dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass Speditionen künftig ausschließlich digitale Frachtmarktplätze nutzen werden.

Der Digitalisierung in Deutschland stellen die meisten Befragten ein schlechtes Zeugnis aus. 56 Prozent glauben, dass die Digitalisierung hierzulande schlechter fortgeschritten ist als in anderen Ländern der EU. Unterschiede zeigen sich hier in den verschiedenen Logistikdisziplinen: Insgesamt fast 70 Prozent der Befragten sehen die Intralogistik bei der Digitalisierung besser (29 Prozent) oder mindestens gleich gut (40 Prozent) aufgestellt als andere Bereiche der Logistik. Für die Transportlogistik dagegen glauben lediglich zwölf Prozent der Befragten, dass diese besser als die anderen Bereiche dasteht: 47 Prozent sehen sie in einem gleich fortgeschrittenen Status, 34 Prozent in einem schlechteren. Bemerkenswert ist, dass 61 Prozent der Befragten ihr eigenes Unternehmen im Vergleich zur Branche als digital besser oder mindestens auf Augenhöhe sehen, nur 35 Prozent glauben sich hier im Hintertreffen.