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Studie: Komplexe Zollvorschriften setzen Handel zu

Mit dem zunehmenden Protektionismus im Welthandel nimmt auch die Kurzfristigkeit von Zollerhebungen zu.

Europäische Unternehmen sehen sich von der Vielzahl neuer Zollvorschriften zunehmend überfordert, so eine Studie. (Symbolbild: Medienzunft Berlin / AdobeStock)
Europäische Unternehmen sehen sich von der Vielzahl neuer Zollvorschriften zunehmend überfordert, so eine Studie. (Symbolbild: Medienzunft Berlin / AdobeStock)
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Geopolitische Störungen, neue sowie immer komplexere Zollvorschriften stellen die Wirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Die Customs Support Group, die Zollabfertigungsdienste für rund 50.000 Unternehmen in Europa durchführt, hat in einer aktuellen Umfrage untersucht, wie Unternehmen sich angesichts von Personalmangel und fehlendem zollspezifischen Fachwissen auf das Jahr 2025 einstellen. Darüber berichtet eine Pressemitteilung vom 10. Dezember.

Die „Strategic Radar Customer Survey“ wurde demnach mit Unterstützung einer internationalen Unternehmensberatung im dritten. Quartal 2024 durchgeführt. Es wurden insgesamt 33 qualitative Tiefeninterviews mit repräsentativen multinationalen Unternehmen mit komplexen Supply Chains und einer großen Anzahl an grenzüberschreitenden Verkehren in Deutschland, UK, den Niederlanden, Belgien und Italien geführt. Bei den Befragten handelt es sich um Personen aus dem Senior Management von großen Logistikdienstleistern sowie produzierenden Unternehmen aus den Bereichen Automotive, Lebensmittel, Einzelhandel und Fashion.

Internationale Konflikte und gestörte Handelswege halten die Unternehmen dauerhaft in Atem: Ob die Blockade im Suezkanal oder der Krieg in der Ukraine - mehr als die Hälfte der in der Studie befragten Unternehmen (51 Prozent) sagen, dass sie bereits von globalen Schocks betroffen waren. Und insgesamt 45 Prozent der Befragten sind Eigenaussagen zufolge auf externes spezialisiertes Fachwissen angewiesen, um lokale und internationale Zollvorschriften sowie strengere Umweltvorschriften einhalten und schnell auf neue Zollvorschriften reagieren zu können.

„Die Komplexität der Vorschriften und die damit verbundenen Risiken bringen Unternehmen zunehmend an ihre Grenzen“, sagt John Wegman, CEO der Customs Support Group. „Das wird durch die zunehmenden geo- und wirtschaftspolitischen Spannungen noch verstärkt, sodass sich viele Unternehmen externe Unterstützung suchen.“

Wie die Wirtschaft auf neue Zölle reagiert

Mit dem zunehmenden Protektionismus im Welthandel nimmt auch die Kurzfristigkeit von Zollerhebungen zu. „Die EU-Kommission hat 2024 beispielsweise recht schnell Strafzölle auf E-Autos aus China verhängt“, sagt John Wegman. „Die Regelung trat am 5. Juli in Kraft und galt zunächst bis November. Eine typische Reaktion der Wirtschaft: Kurz vorher wurden noch massenhaft chinesische E-Autos nach Deutschland und Europa importiert, um die Läger zu füllen.“

Diese Strategie funktioniere aber nur vorübergehend. „Zölle entscheiden am Ende auch immer darüber, wie teuer ein Produkt ist - dabei werden höhere Preise in der Regel an die Verbraucher weitergeben“, erklärt John Wegman weiter. Das erklärt ihm zufolge auch die Sorge der deutschen Wirtschaft vor Zoll-Ankündigungen aus den USA. Ob Unternehmen angesichts höherer Zölle ihre Lieferketten tatsächlich umgestalten, entscheide sich in der Regel erst sehr viel später.

In Zeiten des zunehmenden Protektionismus werden sich Unternehmen ihm zufolge voraussichtlich aber auch im Jahr 2025 auf neue und komplexe Zölle einstellen müssen. „Angesichts von Personalnot und mangelnden Kapazitäten gehen wir davon aus, dass der Trend zum Outsourcing im Bereich der Zollberatung und Zollanmeldungen weiter zunehmen wird“, sagt John Wegman.

Externes Fachwissen ist gefragt

Die Umfrage der Customs Support Group kommt zu dem Schluss, dass große internationale Unternehmen zwar auf interne Kapazitäten setzen, um sich ihre Eigenständigkeit zu bewahren, sich aber zunehmend an externe Zollexperten wenden, weil ihnen das nötige Fachwissen fehlt, um komplexe Zollthemen zu bewältigen und finanzielle sowie operative Risiken zu mindern.

Fast 60 Prozent der Befragten entscheiden sich demnach für die Auslagerung von Zollaufgaben, um einen Kapazitätsmangel zu beheben. Insgesamt 45 Prozent wollen Zugang zu zollspezifischem Fachwissen erhalten. Branchenspezifisches Wissen war für 48 Prozent der Befragten wichtig.

Expertenwissen war auch bei der Dual-Use-Verordnung gefragt: Im Jahr 2021 hatte die EU gemeinsame Genehmigungspflichten und -verfahren für die Ausfuhr von Dual-Use-Goods festgelegt. Dabei handelt es sich um Güter, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke verwendet werden können. „Bei einem unserer Kunden, der weltweit Nutzfahrzeuge exportiert, müssen 300.000 Artikel neu klassifiziert werden, um Compliance-Risiken zu minimieren“, erläutert John Wegman. „Das ist ein Unterfangen, das viele Monate dauert und Kosten in Millionenhöhe verursacht.“

Potenziale und Grenzen von KI

Weitere Gründe für die Auslagerung der Zollaufgaben sind der Umfrage zufolge der Zugang zu fortschrittlicheren digitalen Lösungen, die die Effizienz und die Datengenauigkeit verbessern, sowie die begrenzten internen Möglichkeiten, große Mengen an Dokumenten zu verwalten und Routineaufgaben auszuführen.

Denn die Zollabwicklung ist immer noch papierintensiv, manuell und fehleranfällig. Daher hoben 42 Prozent der Befragten in der Umfrage die Bedeutung neuer technologischer Lösungen hervor; viele sehen Künstliche Intelligenz (KI) als wichtige Möglichkeit zur Verbesserung der Automatisierung und der Effizienz an.

Die Komplexität der Vorschriften und der Dokumentation hat laut der Mitteilung jedoch zu Unsicherheiten bei der effektiven Umsetzung dieser Technologien geführt, da Bedenken hinsichtlich möglicher Compliance-Verstöße durch automatisierte maschinelle Eingriffe bestehen.

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