Studie: Globalisierung trotzt geopolitischen Spannungen
DHL und die New York University Stern School of Business haben am 19. November den neuen „DHL Global Connectedness Tracker“ veröffentlicht – ein Update der Analyse zum Stand der Globalisierung. Als Erweiterung des „DHL Global Connectedness Report“ soll der Tracker aufzeigen, wie sich Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme um die Welt bewegen.
Der Global Connectedness Tracker misst internationale im Verhältnis zu nationaler Aktivität auf einer Skala von null Prozent bis 100 Prozent. Der aktuelle Wert von 25 Prozent zeigt den Studienautoren zufolge, dass sich die Globalisierung trotz geopolitischer Spannungen und Unsicherheiten weiter auf Rekordniveau bewegt. Gleichzeitig verdeutliche der Wert, dass die Welt trotz jahrzehntelanger Globalisierung längst nicht vollständig vernetzt ist, heißt es.
Trends im Bereich Globalisierung und Welthandel können DHL zufolge mit dem neuen Global Connectedness Tracker nach Region, einzelnen Ländern und geopolitischer Ausrichtung untersucht werden. Nutzer können dabei Diagramme und Daten herunterladen und teilen.
Globaler Handel bleibt zentraler Faktor
Der Global Connectedness Tracker kommt zu dem Schluss, dass es weltweit noch unzählige Möglichkeiten für Länder und Unternehmen gibt, ihre Märkte zu erweitern. Das internationale Umfeld verändere sich, aber die grundlegenden Triebkräfte und Vorteile internationaler Vernetzung bliebe bestehen, so der Report.
Die jüngsten Daten unterstreichen nach Überzeugung der Autoren, dass der globale Handel weiter eine entscheidende Rolle spielt. 2023 wurden 21 Prozent des Wertes aller weltweit produzierten Waren und Dienstleistungen international gehandelt. Der Wert liegt nur knapp unter dem Allzeithoch von 22 Prozent, das erstmals 2008 und ein weiteres Mal 2022 erreicht wurde.
Vorteil für Staaten, die weder enge Verbündete der USA noch Chinas sind
Die Beziehungen zwischen den USA und China haben sich der Erhebung zufolge weiter abgeschwächt. Der direkte Handel zwischen den USA und China sank demnach von 3,5 Prozent des weltweiten Warenhandels im Jahr 2016 auf 2,6 Prozent im Jahr 2024 (Januar bis Juli). Zugleich spiegeln diese Zahlen wider, dass der direkte Handel zwischen den USA und China nur einen kleinen Teil des Welthandels ausmacht.
Der Global Connectedness Tracker kommt außerdem zu dem Schluss, dass Staaten, die weder enge Verbündete der USA noch Chinas sind, für einen wachsenden Anteil des Welthandels stehen und neue Rollen als „Brücken“ zwischen geopolitischen Rivalen annehmen. Länder, die keine engen Verbündeten einer der beiden Supermächte sind, haben demnach ihren Anteil am Handel von 42 Prozent im Jahr 2016 auf 47 Prozent im Jahr 2024 gesteigert. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, Vietnam, Brasilien und Mexiko verzeichneten dabei in diesem Zeitraum besonders große Handelsanteilsgewinne.
Unklarer Impact möglicher neuer US-Zölle
Angesichts möglicher Zollerhöhungen auf US-Importe und möglicher neuer Handelskonflikte nach der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus rät die Analyse zur Vorsicht, was Vermutungen angeht, dass solche Entwicklungen die Globalisierung umkehren würden. DHL Global Connectedness Tracker weist darauf hin, dass der Welthandel bereits nach dem Brexit, im Handelskonflikt zwischen den USA und China, während der Covid-Pandemie sowie während der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen resilient geblieben sei.
In turbulenten Zeiten sei es wichtig, über das politische Kreuzfeuer zur Globalisierung hinwegzublicken, um fundierte Entscheidungen zu treffen, so die Studienautoren. Diese sollten darauf basieren, wie sich die internationalen Ströme tatsächlich entwickeln. Es gibt dem Report zufolge zwar keine Garantie dafür, dass die globalen Ströme so robust bleiben. Aber es zeige sich, dass Unternehmen und Länder oft kreative Wege fänden, um die Vorteile der Globalisierung zu bewahren. Solange Märkte miteinander verbunden sind, kann demnach ein Unternehmen, das sich einseitig von der Globalisierung zurückzieht, seine Wettbewerbsposition gefährden.
Der Global Connectedness Tracker kommt zu dem Schluss, dass Informationsströme am stärksten globalisiert sind und - aufgrund der Digitalisierung - in den vergangenen zwei Jahrzehnten den größten Anstieg des Globalisierungsgrads aufweisen. Personenströme, zu denen etwa Migration und Reisen zählen, weisen dagegen einen sehr geringen Grad an Globalisierung aus.
Kein breiter Trend zu Regionalisierung
Obwohl es in den vergangenen Jahren ein höheres Interesse daran gab, Waren näher an Kunden zu produzieren, schlussfolgert die Analyse: Regionalisierung überholt nicht die Globalisierung. In Wirklichkeit finden laut der Studie die meisten Ströme über stabile oder weitere Entfernungen statt - was gegen einen breiten Trend hin zu Regionalisierung spricht. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 legten die gehandelten Waren sogar die längste durchschnittliche Entfernung aller Zeiten zurück (4.970 Kilometer). Passend dazu sank der Anteil des Warenhandels, der innerhalb der großen Weltregionen stattfand, auf einen neuen Tiefstand von 51 Prozent.
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