Studie: Europäische Lieferketten bleiben unter Druck

Eine Studie von FourKites und Reuters sieht eine mangelnde Nachverfolgbarkeit und einen niedrigen Digitalisierungsgrad als größte Hindernisse angesichts der anhaltenden Lieferkettenstörungen.

Die aktuellen Probleme entlang der Lieferketten in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden sind einer Studie zufolge ähnlich, doch es gibt auch regionale Unterschiede. (Foto: TMLsPhotoG / AdobeStock)
Die aktuellen Probleme entlang der Lieferketten in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden sind einer Studie zufolge ähnlich, doch es gibt auch regionale Unterschiede. (Foto: TMLsPhotoG / AdobeStock)
Therese Meitinger

Das US-amerikanische IT-Unternehmen FourKites hat gemeinsam mit Reuters Events den Status quo europäischer Lieferketten untersucht. Für eine am 22. November veröffentlichte Studie „Stand der Europäischen Lieferkette: Report zu Logistik, Nachhaltigkeit und Visibilität 2022“ wurden mehr als 450 Industrie- und Handelsunternehmen befragt, mit besonderem Schwerpunkt auf Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden.

Die Antworten zeigten aktuelle Bedenken und Herausforderungen im Zusammenhang mit europäischen Lieferketten, Nachhaltigkeit und der Rolle der Echtzeit-Sichtbarkeit bei der Rationalisierung von Abläufen auf, heißt es in einer Pressemitteilung. Die hohe Nachfrage, Arbeitskräftemangel, Hafenstörungen und Kapazitätsengpässe hätten die Einführung von Lösungen zur Transparenz der Lieferkette in ganz Europa beschleunigt. Obwohl viele Unternehmen neue digitale Praktiken eingeführt haben, gaben dem Bericht zufolge mehr als 60 Prozent der europäischen Unternehmen zu, nur langsam auf sich ändernde Trends bei Logistiktechnologien zu reagieren.

Als zentrale Erkenntnisse nennen FourKites und Reuters:

  • Mehr als die Hälfte aller Befragten nutzt derzeit Lösungen zur Lieferkettentransparenz, aber ein Drittel (33 Prozent) hat Schwierigkeiten, datengesteuerte Prozesse wie Prognosen, Wareneingang und Personaleinteilung zu verbessern.
  • Die Mehrheit der Befragten (67 Prozent) nannte durchgehende Nachverfolgbarkeit von Fracht als ihren größten Problempunkt beim Warentransport.
  • Mehr als die Hälfte der Befragten sieht Carrier, die mit ungenauen ETAs arbeiten, als anhaltendes Problem.

Betrachtet man ihre drei größten Probleme beim Transport von Gütern, gaben die Befragten der drei Länder in der Studie überraschend unterschiedliche Antworten:

  • Großbritannien war relativ ausgeglichen, wobei 71 Prozent der Befragten durchgehende Nachverfolgbarkeit der Fracht, Beziehungen zu Spediteuren und die Verweildauer als ihre größten Problempunkte angaben.
  • In den Niederlanden gaben 75 Prozent der Einzelhändler und Hersteller an, ihr größtes Problem seien die Beziehungen zu Transportunternehmen.
  • In Deutschland hatten 100 Prozent der Befragten Schwierigkeiten dabei, durchgängige Nachverfolgbarkeit ihrer Fracht zu gewährleisten.

Insgesamt gaben die Befragten an, dass die Transparenz der Lieferkette ihre Planung und ihr Bestandsmanagement (60 Prozent), den Kundenservice (56 Prozent) und ihre Effizienz (38 Prozent) verbessert hat. In den Niederlanden verzeichneten 40 Prozent eine Verbesserung ihres Kundenservices, während diese Zahl in Deutschland mit 100 Prozent sogar noch höher lag. Im Vergleich dazu gaben 63 Prozent in Großbritannien an, dass bessere Planung und Bestandsverwaltung die Hauptvorteile von Transparenz für sie sind.

Auch das am häufigsten genutzte Transportmittel war europaweit sehr unterschiedlich: 63 Prozent der britischen Befragten nannten volle Lkw-Ladungen als wichtigstes Frachtmittel, während 80 Prozent der niederländischen Befragten Lkw-Teilladungen verwenden und 100 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer Luftfracht im In- und Ausland nutzen.

Bei Nachhaltigkeit bleibt Luft nach oben

Die Umfrage zeigt, dass sich die befragten Unternehmen der Wichtigkeit von Nachhaltigkeit absolut bewusst sind. Mehr als 80 Prozent gaben an, ihr Engagement für Nachhaltigkeit entweder konstant zu halten (44 Prozent) oder zu erhöhen (40 Prozent).

Hierbei waren die beiden wichtigsten Nachhaltigkeitsziele der Lieferkette, die von den Befragten genannt wurden, die Reduzierung der CO2-Emissionen beim Transport (39 Prozent) und der Herstellung (31 Prozent), sowie die Reduzierung nicht erneuerbarer Verpackungsmaterialien (31 Prozent). Mehr als ein Viertel der Befragten gab jedoch auch an, dass der Fokus auf Nachhaltigkeit über die gesamte Lieferkette hinweg mit Herausforderungen bei der Modernisierung ihres Fuhrparks verbunden ist.