Laut einer Studie, die das Jobportal Meinestadt.de am 30. Juni veröffentlichte, macht sich ein Viertel der Logistikfachkräfte Sorgen, der eigene Arbeitsplatz könne aufgrund der Digitalisierung in Gefahr sein. Für die Studie hat das Marktforschungsinstitut Respondi 2.020 Fachkräfte mit Berufsausbildung im Alter von 18 bis 64 Jahren befragt, darunter 228 aus dem Bereich Logistik & Verkehr.
Grundsätzlich sehen 35 Prozent der befragten Logistikfachkräfte Arbeitsplätze durch die Digitalisierung bedroht – der höchste Wert im Branchenvergleich. Untersucht wurden insgesamt fünf Bereiche: „Handel / Einzelhandel“, „Handwerk“, „Logistik & Lager“, „Pflege“ und „Öffentlicher Sektor“. Ein Verlust des Arbeitsplatzes drohe dabei im Segment „Logistik & Lager“ vor allem den Unqualifizierten, so die Macher der Studie. Auf die Frage, in welchen Berufsgruppen ihrer Meinung nach am ehesten Arbeitsplätze durch die Digitalisierung wegfallen, gibt eine deutliche Mehrheit von 54 Prozent in diesem Bereich „Personen ohne Berufsausbildung“ an. Dennoch fürchtet immerhin ein Viertel der Logistikfachkräfte, ihr eigener Arbeitsplatz könnte trotz Berufsausbildung aufgrund der Digitalisierung in Gefahr sein – das ist der zweithöchste Wert im Branchenvergleich. Nur Fachkräfte aus dem Handel machen sich hier noch größere Sorgen (30,3 Prozent).
Die Einführung neuer Technologien bringt in der Logistik viele Vorteile mit sich, argumentieren die Studienautoren: Sie führe unter anderem zu Zeitersparnis, körperlicher Entlastung der Beschäftigten und einem geringeren Bedarf an Lagerfläche. Das hätten auch die Logistikunternehmen erkannt und die Digitalisierung vorangetrieben. 46,1 Prozent der Fachkräfte in der Logistik geben in der Befragung an, dass sich ihr Arbeitsplatz durch die Digitalisierung alles in allem bereits stark beziehungsweise sehr stark verändert hat – das ist der zweithöchste Wert hinter dem öffentlichen Sektor. Bei etwas weniger als einem Drittel hat die Digitalisierung bereits Teile der Arbeit ersetzt. Knapp die Hälfte fürchtet, dass dies zukünftig der Fall sein könnte. Auch dies ist der zweithöchste Wert im Branchenvergleich – nur Fachkräfte im Handel sehen noch eine größere Substitutionsgefahr durch die Digitalisierung. Neben Fachkräften im Handel sind Logistikfachkräfte am wenigsten zuversichtlich, dass es ihren Ausbildungsberuf in zehn Jahren noch geben wird.
Fehlende Weiterbildungsangebote
Fachkräfte in der Logistik schätzen ihre persönlichen Kompetenzen, bei den immer digitaler werdenden Prozessen mithalten zu können, überwiegend als eher gering ein: 57,9 Prozent der Befragten ordnen sich auf einer Skala von 1 (sehr niedrig) bis 5 (sehr hoch) bei den Werten 1 bis 3 ein. Dabei seien die Unternehmen am Qualifizierungsdefizit ihrer Fachkräfte nicht unbeteiligt, so die Studienmacher. Auf die Frage, wie gut sich Logistikfachkräfte von ihrem Arbeitgeber bei den Veränderungen durch die Digitalisierung unterstützt fühlen, antwortet nur knapp ein Drittel mit gut oder sehr gut. Das ist nicht verwunderlich, denn in 62,3 Prozent der Betriebe gibt es der Befragung zufolge keine Weiterbildungsmaßnahmen zu Digitalkompetenzen oder sie sind den Fachkräften unbekannt. Nur etwa jede fünfte Logistikfachkraft hat schon einmal an einer Weiterbildungsmaßnahme zur Digitalisierung teilgenommen.
Nur vier Prozent der Fachkräfte in der Logistik schreiben ihrem Betrieb eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung zu. 47,8 Prozent sind der Auffassung, ihr Betrieb tue „genug“, um auf dem neuesten Stand der Technik zu sein und 31,4 Prozent sehen in ihrem Unternehmen einen „Nachholbedarf bei der Digitalisierung“. Als Grund für den Nachholbedarf gibt die Mehrheit von 56,8 Prozent der Logistikfachkräfte das mangelnde Engagement der Unternehmensleitung an. Weitere Gründe sind laut der Erhebung Personalmangel, begrenzte finanzielle Möglichkeiten sowie Veränderungsresistenz in der Belegschaft und mangelndes Know-how im Betrieb.
„Es genügt nicht, die Logistikfachkräfte mit neuen Technologien auszustatten, sie müssen auch digital geschult und weitergebildet werden”, sagt Wolfgang Weber, Geschäftsführer von meinestadt.de. „Der Mensch und seine Entscheidungen werden auch weiterhin der wichtigste Faktor für Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens sein. Daher müssen Betriebe ihre Fachkräfte mitnehmen und fördern – das nimmt ihnen auch die Sorge vor den Veränderungen. Auch für das Anwerben neuer Fachkräfte spielt die Weiterbildung eine entscheidende Rolle. Moderne Betriebe ziehen Berufseinsteiger an und sichern damit den Fachkräftenachwuchs.”
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