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Studie: Coronakrise bremst Globalisierung nicht aus

Laut dem DHL Global Connectedness Index 2021 stieg der internationale Warenhandel im Vergleich zu Vor-Pandemie-Zeiten deutlich an. Eine Trendwende zur Regionalisierung sei nicht zu beobachten, heißt es.

3,5 Millionen Datenpunkte zu Länderverbindungen maß DHL weltweit aus. (Grafik: DHL)
3,5 Millionen Datenpunkte zu Länderverbindungen maß DHL weltweit aus. (Grafik: DHL)
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Therese Meitinger

Der Logistikdienstleister DHL und die NYU Stern School of Business haben am 30. November das Update 2021 zu ihrem „DHL Global Connectedness Index“ veröffentlicht. Im zehnten Jahr seines Bestehens soll der Bericht neue Einblicke in die Auswirkungen der Pandemie auf die Globalisierung geben, auf Basis umfassender Analysen der internationalen Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme. Dabei misst er die Länder nach der Intensität ihres internationalen Austauschs („depth“) sowie dessen geografischer Verteilung („breadth“). Der DHL Global Connectedness Index umfasst DHL zufolge mehr als 3,5 Millionen Datenpunkte der Länderverbindungen aus dem Zeitraum 2001 bis 2020.

Obwohl sich die verschiedenen Ströme sehr unterschiedlich entwickelt hätten, sei der DHL Global Connectedness Index im Jahr 2020 insgesamt nur sehr geringfügig gesunken und werde 2021 voraussichtlich steigen, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Covid-19-Stresstest habe jedoch auch seit Langem bestehende Defizite und entsprechenden Handlungsbedarf aufgezeigt.

„Viele hatten befürchtet, dass die globale Krise den Fortschritt der Globalisierung gefährden würde. Wir analysieren die verschiedenen internationalen Ströme seit vielen Jahren. Nach eineinhalb Pandemiejahren können wir nun mit Sicherheit sagen: Die Pandemie hat die Globalisierung nicht zurückgedreht“, sagt John Pearson, CEO von DHL Express.

Nach einem anfänglichen Rückgang im Jahr 2020 steige der DHL Global Connectedness Index in diesem Jahr bereits wieder, so Pearson weiter. Für viele Länder habe sich der Handel als Lebensader erwiesen.

Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme unterschiedlich betroffen

Nach einem heftigen Einbruch zu Beginn der Pandemie erholte sich der Warenhandel dem GCI zufolge rasch. Bis Ende 2020 war demnach das Vor-Covid-Niveau wieder erreicht und 2021 hat der weltweite Güteraustausch neue Rekorde aufgestellt. Die ausländischen Direktinvestitionen sind DHL zufolge 2020 sogar noch stärker zurückgegangen als der internationale Handel, werden sich aber 2021 voraussichtlich vollständig erholen.

Mit der Verlagerung persönlicher Interaktionen ins Internet nahmen die internationalen Datenströme 2020 sprunghaft zu. Trotzdem setzte sich, so der Bericht, der längerfristige Trend einer langsameren Globalisierung der Informationsströme weiter fort. Der internationale Personenverkehr sei am härtesten getroffen und erhole sich nur langsam von der Pandemie, heißt es. Die internationale Reisetätigkeit ist laut dem Index 2020 um 73 Prozent eingebrochen. Seit Mitte 2021 sei jedoch ein zaghafter Anstieg erkennbar.

„Die Widerstandsfähigkeit des weltweiten Austauschs ist eine gute Nachricht, weil die internationale Vernetzung die besten Voraussetzungen für eine kräftige und nachhaltige Erholung von der Covid-19-Pandemie schafft. In Krisenzeiten ist das Verschanzen hinter nationalen Grenzen für viele von uns ein natürlicher Impuls. Doch je extremer die Herausforderung, desto wichtiger ist der Zugriff auf die besten Ideen und Ressourcen im In- und Ausland“, betont Steven A. Altman, Senior Research Scholar und Direktor der DHL Initiative on Globalization an der Stern School of Business der New York University.

Überraschend starker Anstieg im internationalen Warenhandel

Der starke Anstieg des internationalen Handels seit Mitte 2020 hat DHL zufolge die ursprünglichen Prognosen bei Weitem übertroffen, wobei sich der Warenmix jedoch deutlicher veränderte als in anderen Jahren. Der Handel mit Gütern zur Bekämpfung der Pandemie stieg laut dem Bericht stark an, während der Trend bei vielen anderen Produkten rückläufig war. Auch die Erwartung, dass die Pandemie zu einer stärkeren Regionalisierung des Warenaustauschs führen würde, bewahrheitete sich nicht. Tatsächlich wurde der Warenverkehr im Jahr 2020 im Schnitt sogar über größere Entfernungen abgewickelt. Die Daten zu Kapital-, Informations- und Personenströmen zeigen auch keine eindeutigen Hinweise auf eine Verlagerung von der Globalisierung zur Regionalisierung

Unterdessen liegen die ärmsten Länder der Welt in Bezug auf die Erholung der Globalisierung weiterhin zurück, so die Studie. Während der Welthandel Anfang 2021 neue Rekorde verzeichnete, haben die Länder mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen demnach immer noch weniger Handel betrieben als im Jahr 2019. Die ausländischen Direktinvestitionen in Länder mit niedrigem Einkommen gingen im gleichen Zeitraum ebenfalls zurück, während sie in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen deutlich stiegen. Die ärmsten Länder der Welt weisen immer noch eine bedenklich geringe Vernetzung auf. Stärkere Verbindungen zum Rest der Welt könnten ihre Erholung von der Covid-19-Pandemie beschleunigen.

Es zeige sich, dass der Grad der Globalisierung nicht weit von seinem Rekordhoch entfernt sei – aber auch, dass die internationale Vernetzung immer noch begrenzt sei und es daher noch viel ungenutztes Potenzial für Länder und Unternehmen gibt, heißt es vonseiten DHL. Die meiste Geschäftstätigkeit findet laut dem Bericht immer noch innerhalb der nationalen Grenzen und nicht grenzüberschreitend statt, und der grenzüberschreitende Austausch findet größtenteils zwischen benachbarten Ländern statt. Die vorherrschenden Trends signalisieren enorme Zukunftschancen durch eine stärkere internationale Vernetzung.

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