Studie: Brexit lässt Export von Kleidung und Schuhen einbrechen
Bürokratie und neue Vorschriften schaden dem Export von Bekleidung und Schuhen aus Großbritannien in die EU seit dem Brexit einer Studie zufolge schwer. Die Ausfuhren seien von 7,4 Milliarden Pfund (8,7 Milliarden Euro) im Jahr 2019, also vor dem EU-Austritt, auf 2,7 Milliarden Pfund 2023 gefallen, zitierte die Zeitung "Guardian" am Mittwoch eine Studie des Beratungsunternehmens Retail Economics und der Online-Plattform Tradebyte. Das habe zu einem Einbruch beim Export sogenannter Non-Food-Waren in Länder des EU-Binnenmarkts um knapp ein Fünftel (18 Prozent) beigetragen.
Großbritannien war Ende Januar 2020 aus der EU ausgetreten und ist nach einer Übergangsphase seit 2021 auch nicht mehr Mitglied des EU-Binnenmarkts und der Zollunion. Trotz eines in letzter Minute vereinbarten Freihandelsabkommens werden seitdem in einigen Bereichen neue Zölle fällig, auch bürokratische Vorschriften erschweren die Geschäfte. Der bilaterale Handel ist deutlich gesunken. Oppositionsführer Keir Starmer, dessen sozialdemokratische Labour-Partei die Parlamentswahl am 4. Juli Umfragen zufolge gewinnen dürfte, hat angekündigt, die britischen Regeln bei Lebensmitteln und Agrarprodukten an die EU anpassen. Eine Rückkehr in den Binnenmarkt oder die Wiedereinführung der EU-Freizügigkeit schließt er aber aus.
Einige Bereiche legen aber auch zu
Wegen des Rückgangs seien die Verkäufe britischer Marken und Einzelhändler in die EU seit dem Brexit eingebrochen, obwohl der europäische E-Commerce-Markt floriere, hieß es in dem Bericht weiter. Betroffen seien vor allem kleine und mittlere Unternehmen, für die es aufwendiger sei, die neuen bürokratischen Vorschriften zu erfüllen. Nicht alle Non-Food-Güter waren betroffen. In den Bereichen Health and Beauty, also Gesundheits- und Schönheitsprodukte, sowie Heimwerken und Gartenbedarf stiegen die Exportumsätze. Dadurch seien die Rückgänge in der Bekleidungs- und Schuhbranche teilweise ausgeglichen worden.
Mitunter erkläre sich der Einbruch damit, dass britische Unternehmen wegen des Brexits ein Büro in der EU eröffnet hätten, um die neuen Regelungen zu umgehen, sagte Studien-Co-Autor Richard Lim von Retail Economics. Allerdings hätten viele britische Bekleidungshersteller aufgrund bürokratischer Hürden auch ihre Produktion in ein EU-Land verlagert - auf Kosten von Fachkräften und Arbeitsplätzen in Großbritannien.
Dienstleistungen legen zu
Laut einer Studie der Denkfabrik UK in a Changing Europe, die am Dienstag veröffentlicht worden war, sind britische Warenexporte in die EU seit dem Brexit zurückgegangen. Allerdings seien die Dienstleistungsexporte im Vergleich zum Februar 2020 um fast 30 Prozent gestiegen.
"Diese Branche, zu der auch juristische Dienstleistungen und Beratungen gehören, hat mittlerweile die Fertigungs- und Transportausrüstung (einschließlich Autos) überholt und ist Großbritanniens größter Exportsektor", hieß es.
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