Ein „Dreifachschock“ aus höheren Material- und Produktionskosten, steigenden Lohnkosten und einem deutlichen Zinsanstieg belastet die deutschen Unternehmen. Auch die wirtschaftliche Schwäche setzt vielen Firmen zu. Zu diesem Fazit gelangt der Hamburger Kreditversicherer Allianz Trade in seiner jüngsten Analyse. Er geht laut einer Pressemitteilung vom 9. Februar im ersten Quartal 2023 erneut von einer milden Rezession aus. Erst Mitte des Jahres geht es nach Ansicht des Versicherungsunternehmens aufwärts – und auch dann nur sehr verhalten.
„Das ist keine Hiobsbotschaft, aber auch eine milde Rezession bleibt eine Rezession. Die Wachstumsaussichten sind auch 2024 sehr verhalten“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Die deutsche Wirtschaft steht angesichts der multiplen Krisen vor der wohl größten Herausforderung der Nachkriegszeit.“
Bis Ende 2024 werde die deutsche Wirtschaft nur geringfügig größer sein als vor der Coronapandemie Ende 2019, so Allianz Trade. Das bedeute praktisch vier Jahre Stagnation.
„Deutsche Unternehmen, insbesondere der Mittelstand, sind allerdings vergleichsweise krisenfest“, sagt Bogaerts. „Sie sollten sich jetzt auf ihre Stärken konzentrieren. Damit sorgen sie dafür, dass 2023 kein ‚verlorenes Jahr‘ wird, sondern ein ‚Brückenjahr‘ in eine erfolgreiche Zukunft.“
Verschlechterte Zahlungsmoral, steigende Insolvenzen
Infolge der zahlreichen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen erwartet Allianz Trade weiterhin steigende Zahlungsausfälle und steigende Insolvenzen. Die weltweite Zahlungsmoral habe sich seit 2022 deutlich verschlechtert, bereits seit Mitte des letzten Jahres seien deutlich steigende Zahlungsausfälle und Insolvenzen zu beobachten gewesen, heißt es.
2023 dürften Insolvenzen in Deutschland nach Schätzungen des Kreditversicherers um rund 15 Prozent ansteigen, 2024 um voraussichtlich weitere sechs Prozent. Das sei zwar der stärkste Anstieg seit der europäischen Schuldenkrise, aber von sehr niedrigem Niveau. Insofern sieht Allianz Trade momentan nur eine sukzessive Normalisierung des Insolvenzgeschehens.
Deutschland zeigt sich in der Prognose aber im Vergleich zu vielen anderen Ländern vergleichsweise robust. Weltweit dürften die Insolvenzen 2023 nach Schätzungen des Unternehmens mit 19 Prozent wesentlich stärker ansteigen, in Westeuropa sind es sogar 25 Prozent.
Verarbeitendes Gewerbe und Baubranche besonders betroffen
Am stärksten gefährdet sind – wenig überraschend – der Prognose zufolge die energieintensiven Branchen sowie die Sektoren, die stark von gestiegenen Material- und Rohstoffpreisen betroffen sind. Innerhalb der Branchen ist die Entwicklung demnach allerdings sehr heterogen, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe.
Die Industrieproduktion hat sich im Dezember 2022 erheblich verlangsamt und die Produktion in den energieintensiven Sektoren sank den Allianz-Trade-Zahlen zufolge besonders stark um 6,1 Prozent gegenüber dem Vormonat und ist nun um fast 20 Prozent niedriger als im Dezember 2021. Besonders stark sank demnach die Aktivität im Baugewerbe im Dezember um acht Prozent im Vergleich zum vorherigen Monat.
Den stärksten Anstieg bei den Insolvenzen zeigten zuletzt die Baubranche (zehn Prozent) vor dem verarbeitenden Gewerbe (sieben Prozent) und dem Bereich Verkehr und Lagerung (sechs Prozent) - während einige Sektoren wie die Immobilienbranche oder das Gastgewerbe beispielsweise verschont blieben. Gerade hier waren die Fallzahlen dem Kreditversicherer zufolge allerdings während der Pandemie entgegen dem allgemeinen Trend gestiegen.
Die Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe seien den aktuellen Herausforderungen in unterschiedlicher Weise ausgesetzt, was sich in einer heterogenen Insolvenzdynamik zeige, heißt es. Höhere Insolvenzen sind laut dem Kreditversicherer vor allem in den Bereichen Datenverarbeitungsgeräte und Elektronik (16 Prozent), Gummi- und Kunststoffwaren (16 Prozent), Möbel (14 Prozent), Nahrungs- und Futtermittel (13 Prozent) zu verzeichnen. Bei den absoluten Zahlen verzeichneten die Metallindustrie, Nahrungs- und Futtermittel und Maschinenbau besonders hohe Fallzahlen.
Energiepreisschock trifft Zinsanstieg
Energiepreise liegen nach der jüngsten Studie von Allianz Trade für deutsche Unternehmen 2023 voraussichtlich rund 40 Prozent höher als vor dem Ukraine-Krieg. Dabei federe der staatliche Gaspreisdeckel die Preisentwicklung bereits deutlich ab, so der Kreditversicherer. Dennoch geraten viele Unternehmen dadurch von zwei Seiten unter Druck.
„Nicht alle Unternehmen können die steigenden Kosten an ihre Kunden weitergeben und wenn, meist nur teilweise“, sagt Bogaerts. „Sie bleiben sie häufig auch nicht unerheblichen Mehrkosten sitzen. Daraus resultieren höhere Fixkosten ein höherer Druck auf Margen und Gewinne. Teilweise erhöht das auch den Finanzierungsbedarf – bei steigenden Zinskosten entsteht daraus schnell eine Spirale, zumal viele Unternehmen in der Pandemie zusätzliche Kredite aufgenommen haben.“
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