Laut einer aktuellen Studie des Low-Code-Anbieters Mendix möchte die Mehrheit der Industriebeschäftigten in Deutschland neue IT-Skills erlernen und mit neuen kollaborativen Softwareentwicklungsansätzen wie Low-Code die Digitalisierung ihrer Unternehmen vorantreiben, das gab die Siemens-Tochter Mendix kürzlich bekannt. Ein Trend, von dem auch die Prozessautomatisierung in der Logistik profitiert, so das Unternehmen gegenüber LOGISTIK HEUTE.
Die Digitalisierung bestehender Prozesse gehöre demnach nicht nur in der Logistik, sondern in nahezu jedem Bereich der industriellen Wertschöpfungskette zu den größten und dringendsten Herausforderungen. Ein Hauptproblem bei IT- und Automatisierungsprojekten sei die fehleranfällige Abstimmung zwischen der zentralen IT-Abteilung und den Fachexperten auf dem Hallenboden.
Low-Code in der intelligenten Prozessautomatisierung
Analysten wie Forrester und Gartner prognostizieren für die Zukunft, dass die Low-Code-Technologie eine Schlüsselrolle bei der intelligenten Prozessautomatisierung der Zukunft spielen wird; genauer ist Low-Code ein Softwareentwicklungsansatz, der es jedem Mitarbeiter mit einem grundlegenden Verständnis seines Business-Problems ermöglicht, Anwendungen für das Web und mobile Endgeräte zu erstellen, so die Mendix-Angaben. Dies geschehe über eine grafische Benutzeroberfläche mit kombinierbaren Drag-and-Drop-Komponenten. Gegenüber traditioneller Softwareentwicklung, bei der professionelle IT-Entwickler jede Zeile Programmcode selbst schreiben müssen, verspreche Low-Code die Entwicklung von IT-Projekten deutlich zu beschleunigen.
Branchenübergreifende Digitalisierung
Die Low-Code-Plattform von Mendix wurde Unternehmensangaben zufolge in der Vergangenheit bereits erfolgreich in einer ganzen Reihe von Branchen eingesetzt. Beispielsweise bei der Rabobank beim Aufbau einer neuen Kern-Onlinebanking-Anwendung oder der niederländischen Bahn bei der Entwicklung einer App für die Waggon-Auslastungsüberwachung. Ein Beispiel dafür, wie eine Low-Code-Plattform logistische Prozesse automatisieren kann, liefern der Werftbetreiber Austal und der Schiffbauzulieferer W&O (LOGISITK HEUTE berichtete im Sonderheft Software), die mit einer auf Mendix entstandenen App ihren gesamten Beschaffungsprozess innerhalb einer Woche automatisierten.
Low-Code-Forecast 2021: Industrielle Fertigung im Fokus
In der neuen Studie „Low-Code-Forecast 2021“ nahmen Mendix und das Marktforschungsinstitut Reputation Leaders deshalb speziell Mitarbeiter aus dem Umfeld der industriellen Fertigung in den Fokus. Die Frage war, welche Wünsche und Erwartungen Industriebeschäftigte an ihre Beteiligung in Digitalisierungsprozessen stellen und welche Rolle neue kollaborative Softwareentwicklungsansätze wie Low-Code dabei spielen können.
Angst vor Automatisierung bestätigt sich nicht
Anders als erwartet, bestätigten die 250 befragten Industriebeschäftigten laut Mendix die oft beschworene Angst vor Jobverlust durch Automatisierung und KI nicht. Tatsächlich wollen 61 Prozent aktiv die Digitalisierung ihrer Organisation mitgestalten. Ganze 79 Prozent bekundeten darüber hinaus Interesse daran, neue digitale Skills wie App-Programmierung erlernen zu wollen. 76 Prozent der Befragten gaben an, zukünftig enger mit der eigenen IT-Abteilung zusammenarbeiten zu wollen.
Zudem zeigen die Studienergebnisse, dass Software-Programmierung dank Low-Code immer mehr auch außerhalb der IT angewendet wird: 71 Prozent würden aus Berufsgründen Low-Code erlernen und bei ihrer aktuellen Tätigkeit nutzen. Sechs Prozent der Befragten arbeiten bereits aktiv mit dieser Technologie. Umgerechnet auf die deutsche Gesamtarbeitnehmerzahl im Industriebereich entspreche dies über 326.000 „Low-Codern“. Potentiell wären demzufolge rund 1,85 Millionen Industriebeschäftigte verfügbar, Low-Code zu erlernen und zukünftig die Digitalisierung ihrer Unternehmen voranzubringen – so die Ergebnisse der Studie.
Großer Wunsch nach mehr digitalen Skills und Mitgestaltung bei der Software-Entwicklung
Mehr als drei Viertel der Teilnehmer gaben an, dem Erlernen neuer digitaler Fähigkeiten hohe Relevanz beizumessen. 51 Prozent begründeten diesen starken Fokus auf die berufliche Zukunftsplanung mit der Verbesserung ihrer eigenen Arbeit sowie 43 Prozent mit der Hoffnung auf bessere Karriereaussichten.
Nahezu zwei Drittel der Befragten haben klare Vorstellungen darüber, wie sie diese Fähigkeiten erlernen wollen: 32 Prozent der Befragten bevorzugen ein externes Training, während sich 30 Prozent ein internes Coaching durch die eigene IT-Abteilung wünschen. Für Arbeitgeber bietet sich den Ergebnissen zufolge hier eine gute Möglichkeit, gezielt mit entsprechenden Maßnahmen ihre Belegschaft weiterzubilden und aktiv in die Digitalisierung einzubinden. 15 Prozent der Teilnehmer ziehen es vor, die Anwendungsentwicklung im Selbststudium kennenzulernen und auszuprobieren und wünschen sich hierfür ein Zeitkontingent vom Arbeitgeber. Ein Drag-&-Drop-basiertes Programmierinterface mit vorgefertigten Code-Bausteinen, wie es Low-Code-Plattformen wie Mendix anbieten, wünschen sich heute bereits zehn Prozent.
Noch Neuland
Wie die Umfrage jedoch weiter ergeben hat, ist der Begriff „Low-Code“ laut Mendix zu einem großen Teil unter Industriebeschäftigten noch unbekannt: So hatten 46 Prozent zuvor noch nie von Low-Code gehört. Weitere 30 Prozent der Befragten gaben an, zwar schon von Low-Code gehört zu haben, allerdings ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, was Low-Code eigentlich sei. Im Gegensatz dazu stehen 18 Prozent der Teilnehmer, die sowohl schon von Low-Code gehört haben, als auch wissen, wofür die Technologie steht. Zu guter Letzt gaben sechs Prozent an, bereits aktiver Low-Code-Nutzer zu sein.
Low-Code als Digitalisierungstreiber
„Von der Demokratisierung der Software-Entwicklung durch Technologien wie Low-Code und einem daraus resultierenden Schub für die Digitalisierung ist schon länger die Rede. Die Umfrage hat gezeigt, dass auch unter Nicht-IT-Profis ein großes Interesse nach mehr Entwickler-Skills besteht“, sagt Hans de Visser, VP Product Management bei Mendix. „Zugleich sehen wir eine überraschende Kluft zwischen dem Wunsch nach Partizipation und der unzureichenden Bekanntheit von Low-Code. Low-Code kann diese Lücke schließen und als Digitalisierungstreiber auch in der Industrie wirken. Die Chancen sind groß, denn bei umgerechnet 1,8 Millionen potentiellen Low-Code-Anwendern alleine im Industrieumfeld in Deutschland, sogenannten Makern, gibt es zahlreiche brillante Ideen für Anwendungen, die nur auf ihre Umsetzung warten und ihren Organisationen einen enormen Mehrwert liefern werden.“
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