Sensorik: Sick AG stellt neues digitales Lösungsportfolio vor

Zu den Neuentwicklungen des Unternehmens zählen SensorApps, die die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen sollen.

Die SensorApp PeopleCounter gehört zu den Neuentwicklungen des Unternehmens Sick und soll helfen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. (Grafik: Sick AG)
Die SensorApp PeopleCounter gehört zu den Neuentwicklungen des Unternehmens Sick und soll helfen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. (Grafik: Sick AG)
Sandra Lehmann

Der Sensorikspezialist Sick AG hat in einer virtuellen Pressekonferenz am 9. Juni 2020 sein neues digitales Lösungsportfolio vorgestellt. Wie das Unternehmen mit Sitz in Waldkirch bekannt gab, gehören zu den Neuntwicklungen unter anderem die beiden SensorApps „PeopleCounter“ und „DistanceGuard“, die helfen sollen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.

Signal bei fehlendem Abstand

Vor allem in Umgebungen, in denen die aktuell empfohlenen Mindestabstände zwischen Personen eingehalten werden müssen, zum Beispiel beim Schlange stehen an der Kasse, kann DistanceGuard laut Sick in Verbindung mit dem 2D-LiDAR Sensor „TiMxxx“ die Entfernung zwischen zwei Personen ermitteln. Sobald der minimale Abstand von zwei Personen unter den konfigurierten Mindestabstand fällt, werde ein Signal erzeugt. Der Kunde hat dabei die Wahl zwischen einem Licht, einem Ton oder einem visuellen Signal, so der Anbieter.

Anonymisiert Personen zählen

Der Personenzähler PeopleCounter (PeCo) ist eine von Sick entwickelte SensorApp, die nach Eigenangaben eine anonymisierte Datenverarbeitung und Differenzierung von Personen zu anderen Objekten für große Detektionsbereiche ermöglicht. Basierend auf der Hardware des 3D-LiDAR Sensors „MRS1000“ werden Messdaten in Form einer Punktewolke generiert. Die integrierte PeopleCounter-App identifiziere Personen anhand ihrer Kontur. Auf diesem Weg werden laut Anbieter ausschließlich Personen gezählt und andere Objekte ausgeblendet. Dieser Vorgang laufe anonymisiert und, ohne personenspezifische Daten zu erfassen. Durch die vier Lagen des Sensors werde auch die Bewegungsrichtung einer Person eindeutig bestimmt und die aktuelle Auslastung einer definierten Zone könne überwacht werden. Um die maximale Personenzahl im Blick zu behalten, werden Sick zufolge die erhobenen Daten über Telegramme und digitale Ausgänge ausgegeben. Die Kombination mehrerer Sensoren ermögliche es, auch größere Bereiche mit verschieden Ein- und Ausgängen, wie etwa Einkaufszentren, Flughäfen oder Messen, abzudecken.

Wie das Waldkirchner Unternehmen außerdem mitteilte, werden sensorbasierte Anwendungen künftig in zwei Marken gebündelt: dem „SICK AppSpace“ und dem „SICK IntegrationSpace“. Im AppSpace können Kunden Ende des Jahres erste eigene Applikationen mit den LiDAR Sensoren „MRS1000P“ und „TiM881P“ lösen. Das Ecosystem ermögliche etwa die schnelle Konfiguration programmierbarer Sensoren und Edge-Devices mittels SensorApps. Viele Apps stünden dabei bereits über den „SICK AppPool“ zum Download zur Verfügung.

Apps selbst konfigurieren

Für spezifische Anwendungen können SensorApps auch vom Kunden eigenständig und unterstützt von einer Developer-Community gemeinsam mit den Experten des Anbieters entwickelt werden, so Sick. Bisher waren für die Erstellung eigener SensorApps im SICK AppStudio grundlegende Programmierkenntnisse notwendig. Mittels einer neuen grafischen Oberfläche innerhalb von SICK AppStudio können Anwender laut dem Unternehmen jetzt spezifische Sensor Applikationen auch ohne Programmierkenntnisse lösen, indem sie vordefinierte Funktionsblöcke in einem Dataflow vernetzen und konfigurieren.

Daten besser extrahieren und verwalten

Die Plattform SICK IntegrationSpace ermögliche hingegen den Zugriff auf die virtuelle Repräsentanz eines Sensors und seiner Daten, um diese Informationen in intelligente digitale Services zu integrieren. Mit kontinuierlich weiterentwickelten digitalen Services, aufbauend auf den ebenfalls neuen Lösungen „SICK AssetHub“ und „SICK LiveConnect“, werden nach Unternehmensabgaben die Möglichkeiten von Sensorik kundenindividuell nutzbar. So könne etwa digitale Zwillinge über die Anwendungen flexibler verwaltet werden. Die gewonnene Transparenz der Sensordaten biete aus Sicht von Sick die Grundlage für neue Optimierungspotenziale in Geschäftsprozessen.

Im Rahmen der virtuellen Pressekonferenz stellte der Sensorikspezialist auch die im April veröffentlichten Umsatzzahlen des Jahres 2019 sowie die Investitionsbemühungen des Unternehmens erneut vor. Demnach verzeichnete Sick nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1.750,7 Millionen Euro (2018: 1.636,8 Millionen Euro), was einem Plus von sieben Prozent zum Vorjahr entspricht. Das Umsatzwachstum trug Sick zufolge, neben anderen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung, zu einer Erhöhung des EBIT um 13,1 Prozent auf 132,9 Millionen Euro bei.

Weiterhin in Innovation investieren

Das Unternehmen konnte damit nach eigenen Aussagen seine für das Geschäftsjahr 2019 prognostizierten Ziele erfüllen. Gleichwohl hielt Sick nach Eigenangaben an seiner Innovationsstrategie fest und hat mit 11,5 Prozent erneut einen Anteil des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert.

„Viele Industrien stehen vor einem tiefgreifenden Strukturwandel und die Dynamik der Digitalisierung nimmt weiter zu. Sick hält an den hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung fest, um neue Technologien zusammen mit unserem traditionellen Automationsgeschäft weiter voranzubringen. Nur so können wir gemeinsam mit unseren Kunden die Chancen digitaler Technologien nutzen, um agiler auf die sich schnell ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu reagieren“, kommentierte Dr. Robert Bauer, Vorstandsvorsitzender der Sick AG, die Bilanzzahlen 2019 anlässlich der Veröffentlichung.