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Seefracht: „Wir rechnen aktuell nicht mit Hafensperrungen in China“

Florian Braun, Head of Ocean EMEA bei der SCM-Plattform Flexport, sieht im Zuge lokaler Lockdowns in China jedoch Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten.

In Shanghai liegt der umschlagstärkste Containerhafen der Welt. (Bild: lotusjeremy / AdobeStock)
In Shanghai liegt der umschlagstärkste Containerhafen der Welt. (Bild: lotusjeremy / AdobeStock)
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Über die Gefahr von Lockdowns oder Teillockdowns in chinesischen Häfen wird viel diskutiert, seit in Shanghai ab dem 28. März eine zweiphasige Abriegelung der Stadt greift. Die chinesischen Behörden reagieren damit im Rahmen ihrer Zero-Covid-Strategie auf die zuletzt stark gestiegene Zahl von Coronainfektionen in Shanghai. Während viele U-Bahn- und Buslinien eingestellt wurden, sind die dortigen Häfen jedoch weiter in Betrieb. Auch während der jüngsten Abriegelungen in Shenzhen und Dongguan – zwei der größten Produktionszentren Chinas – blieben die dortigen Häfen geöffnet. Sind die empfindlichen Störungen der weltweiten Lieferkette, die 2021 die Teilschließungen der Containerhäfen Yantian und Ningbo Zhoushan also eine Maßnahme aus der Vergangenheit?

LOGISTIK HEUTE hat Florian Braun, Head of Ocean EMEA der SCM-Plattform Flexport, um eine Einschätzung zu den Auswirkungen der Lockdowns in China auf die internationalen Supply Chains gebeten.

LOGISTIK HEUTE: Wie machen sich die Lockdowns im Zuge der chinesischen No-Covid-Politik in den dortigen Häfen bemerkbar?

Florian Braun, Head of Ocean EMEA bei Flexport: Da die allgemeinen Sperrungen [in Shenzen und Dongguan, Anm. d. Red.] bereits seit dem 21. März, wie von den chinesischen Behörden ursprünglich geplant, wieder aufgehoben wurden, hat sich der Betrieb an allen chinesischen Häfen und Terminals wieder normalisiert. Unsere Daten zeigen deutlich, dass die Häfen in China wieder effizienter arbeiten: So hat sich die CRD-to-ATD-Timeline im Vergleich zu Februar um 50 Prozent reduziert und auch der Median liegt jetzt [am 28. März, Anm. d. Red.] wieder unter 14 Tagen – das ist nahezu Normalbetrieb.

Ebenfalls wieder aufgenommen wurde die Produktion in den Fabriken in Shenzhen, und auch für Dongguan wird mit einem baldigen Normalbetrieb gerechnet. Trotzdem bleibt die Entwicklung dynamisch – durch die strenge chinesische No-Covid-Politik gibt es immer wieder begrenzte Mini-Lockdowns für einzelne Quartiere und Gebiete. Trotzdem rechnen wir derzeit nicht mit neuen Hafensperrungen, auch wenn es aufgrund der Gesamtsituation und der vielen vorgeschriebenen Corona-Massentests zu Verzögerungen kommt.

Mit welcher weiteren Entwicklung in den chinesischen Häfen rechnen Sie?

Auch wenn wir aktuell nicht mit weiteren Hafensperrungen rechnen, beeinflusst die Covid-Gesamtlage trotzdem noch die Vor- und Nachlaufbereiche sowie die Fabrikkapazitäten. Das betrifft vor allem die Mitarbeiter- und Materialsituation. Wir gehen davon aus, dass es aufgrund lokaler Lockdowns zu Lkw-Engpässen kommt, die sich negativ auf die maritime Supply Chain auswirken und die voraussichtlich auch noch einige Zeit anhalten werden. Wir erwarten, dass die Reedereien als Reaktion auf diese jüngsten Entwicklungen einige Häfen auslassen und in naher Zukunft Leerfahrten ankündigen könnten.

Das Problem der überlasteten Infrastruktur zeigt sich momentan eher in Europa: So haben die Häfen von Rotterdam und Hamburg aktuell mit deutlich längeren Durchlaufzeiten zu kämpfen. Die Frachtraten werden sich – trotz der leichten Rückläufigkeit im März aufgrund der Abschwächung des Marktes – im April daher wohl weiterhin auf hohem Niveau bewegen.

Ergänzendes Update, 31. März, 11.30 Uhr: Der Containerhafen von Shanghai ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht geschlossen, es kommt aber zu deutlichen Einschränkungen, da Arbeitskräfte im Zuge des allgemeinen Lockdowns dort nicht arbeiten können und beispielsweise Lagerhäuser ausfallen. Viele Prozesse laufen in Shanghai jedoch automatisiert ab. Laut Angaben der Plattform VesselsValue kam es wegen der verzögerten Abwicklung der Container bereits am ersten Tag des Lockdowns zum Rückstau von Schiffen. Zudem ist der Lkw-Verkehr in und aus Shanghai derzeit deutlich reduziert, wie etwa Maersk angibt.

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