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Seefracht: Welche Auswirkungen der Unfall in Baltimore für Automobil- und Gipsindustrie haben kann

Wenn die Automobilhersteller wie zum Beispiel Nissan, Toyota, General Motors und Volvo keine Transportnetze über benachbarte Häfen einrichten, ist laut einer Analyse von Project44 mit Störungen der Produktion auf dem Automobilmarkt zu rechnen. Und eine Unterbrechung der Lieferung von Gips könnte sich auf mehrere Branchen auswirken, am drastischsten jedoch für die Bauindustrie.

USA, Baltimore: Präsident Biden, an Bord von Marine One, machte einen Rundflug über die eingestürzte Francis Scott Key Bridge, von einem Begleitflugzeug aus gesehen. Das Containerschiff "Dali" hatte einen Stützpfeiler der Francis Scott Key Bridge in Baltimore im Bundesstaat Maryland gerammt und die mehr als 2,5 Kilometer lange, vierspurige Autobahnbrücke so zum Einsturz gebracht. Inzwischen laufen die Aufräumarbeiten. (Bild: Manuel Balce Ceneta/AP/dpa )
USA, Baltimore: Präsident Biden, an Bord von Marine One, machte einen Rundflug über die eingestürzte Francis Scott Key Bridge, von einem Begleitflugzeug aus gesehen. Das Containerschiff "Dali" hatte einen Stützpfeiler der Francis Scott Key Bridge in Baltimore im Bundesstaat Maryland gerammt und die mehr als 2,5 Kilometer lange, vierspurige Autobahnbrücke so zum Einsturz gebracht. Inzwischen laufen die Aufräumarbeiten. (Bild: Manuel Balce Ceneta/AP/dpa )
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Gunnar Knüpffer

Nach dem Einsturz der Francis Scott Key Bridge im nordamerikanischen Baltimore (Teil I-695) gibt es bislang keinen konkreten Zeitplan für die Wiedereröffnung des Kanals. Die US-Küstenwache hat am 2. April 2024 einen alternativen Ersatzkanal eröffnet, der für Schiffe mit kritischen Gütern genutzt werden kann, berichtet die Plattform für Verlader und Logistikdienstleister Project44 am 8. April in einer Presseaussendung. Dieser wird vorrangig für Aufräumarbeiten genutzt. Es wurden Bundesmittel bereitgestellt, damit der Hafen so schnell wie möglich wieder betriebsbereit ist. Zusätzliche Kräne wurden in das Gebiet gebracht, um die Aufräumarbeiten zu beginnen.

Vielen Containern, die den Hafen anlaufen sollten, wurde ein neuer Löschhafen zugewiesen: Lieferungen, die für Baltimore bestimmt waren, werden nun hauptsächlich nach New York (41 Prozent), Norfolk (30 Prozent) und Newark-Elizabeth (10 Prozent) umgeleitet. Die Verweildauer der Importe im Hafen von Norfolk hat sich im Laufe der Woche um über zwei Tage verlängert.

Sofern es sich nicht um Maersk-Container handelt, müssen sich die Kunden selbst um den Weitertransport kümmern. Das wird laut project44 wahrscheinlich dazu führen, dass die Nachfrage und somit auch die Preise für Lkw- und Bahntransport in diesen Regionen steigen werden.

Da der Hafen von Baltimore weiterhin geschlossen bleibt, arbeiten die Spediteure daran, die Ausweichhäfen so schnell wie möglich zu aktualisieren. Die Ports of Discharge (PODs) werden tendenziell aktualisiert, bevor die Schiffe nach Baltimore aufbrechen. Das ist sowohl für die Spediteure als auch die Verlader ideal, meint project44. Es herrschten klare Anweisungen, wohin sie fahren müssen, anstatt vor Anker gehen und auf Anweisungen warten zu müssen. Verlader hätten zudem mehr Zeit, den Transport vom neuen Hafen aus zu organisieren.

Es wird davon ausgegangen, dass die entsprechenden Häfen mit dem zusätzlichen Volumen zurechtkommen werden. Project44 beobachtet die Verweilzeiten der Import in diesen Häfen weiterhin genau. Ein Anstieg am Montag, den 1. April sei dabei eher auf die Osterfeiertage zurückzuführen. In Norfolk sind die Verweilzeiten an einigen aufeinanderfolgenden Tagen gestiegen. In den anderen Häfen bleiben sie jedoch stabil.

Auswirkungen auf die Automobil- und Gipsindustrie

Baltimore ist eine Schlüsselstadt für die Automobilindustrie in den Vereinigten Staaten. Vor allem ist der Hafen der wichtigste Umschlagplatz für die Ein- und Ausfuhr von Autos in den USA. Der Hafen von Baltimore wickelt Fracht von großen Automobilherstellern, wie zum Beispiel Nissan, Toyota, General Motors und Volvo ab. Wenn die Unternehmen keine Transportnetze über benachbarte Häfen einrichten, ist mit Störungen der Produktion auf dem Automobilmarkt zu rechnen. Jede Unterbrechung wird eine Auswirkung auf den gesamten Herstellungsprozess in der Industrie haben.

Neben der Autoindustrie ist Baltimore der größte Importeur von Gips. Eine Unterbrechung der Lieferung könnte sich auf mehrere Branchen auswirken, am drastischsten jedoch für die Bauindustrie. Gips ist ein wichtiger Bestandteil von Trockenbauwänden, Putz, Deckplatten, Bausteinen und einer Vielzahl von weitern Baumaterialien. Wenn das Gipsangebot sinkt, kann es zu Engpässen und damit zu einem Anstieg der Kosten kommen. Dies wäre dann vergleichbar mit der Verknappung von Bauholz während der Pandemie. Zudem wird Gips noch in einer Vielzahl von weiteren Produkten verwendet, darunter Düngemittel, Zahnpasta oder Shampoo.

Die Scott Key Bridge ist auch für den Straßenverkehr nicht mehr zugänglich. Daher sinkt auch die Pünktlichkeit für Lkw-Ladungen in Baltimore. Im März lag die durchschnittliche Pünktlichkeit bei 81 Prozent – unter Berücksichtigung des erwarteten, zyklischen Rückgangs an Wochenenden. Am Tag des Einsturzes lag dieser Wert bei 70 Prozent. Der aktuelle Wert liegt mit 80 Prozent zwar unter dem Spitzenwert von 87 Prozent in der vorherigen Woche, stabilisiert sich aber weitestgehend wieder. Hinzu kommt der vergangene Osterfeiertag, was die Pünktlichkeitsquote weiter sinken lässt. Die Raten der kommenden Woche werden zeigen, wie schnell sich der Markt erholt. 

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