Seefracht-Outlook: Der Druck bleibt, die Preisdynamik bessert sich

Während laut einer Prognose von FourKites 2023 die Frachtraten weiter abnehmen, bleiben Arbeitskämpfe eine Herausforderung.

Auch 2023 bleibt die Lage für die Seefracht wohl herausfordernd. (Bild: FourKites)
Auch 2023 bleibt die Lage für die Seefracht wohl herausfordernd. (Bild: FourKites)
Therese Meitinger

Des Supply-Chain-Visibility-Anbieter FourKites hat am 28. Februar die Studie „The Great Reset: Ocean Shipping in a Post-Pandemic World“ veröffentlicht. Auf Basis der Daten der eigenen Plattform sowie der Einschätzung von Experten hat das US-Unternehmen darin die Entwicklung der internationalen Seefracht über die letzten 18 Monate hinweg nachverfolgt und gibt eine Prognose zu der erwarteten Entwicklung in 2023.  Nach turbulenten Jahren für die globalen Lieferketten sieht der Anbieter die Akteure der Seefracht auch 2023 unter dem Druck sich verändernder wirtschaftlicher Bedingungen, geopolitischer Einflüsse und arbeitsrechtlicher Herausforderungen.

Effekte aus fallenden Spotpreisen

Angesichts der über die letzten Jahre hinweg zuletzt deutlich abnehmenden Spotpreise, werden dem Bericht zufolge größere Spediteure wohl Druck ausüben, was günstigere Kontraktraten angeht – schließlich möchten sie Geld für den Fall zurücklegen, dass die Spotpreise wieder anziehen. Entsprechende Kontraktraten auszuhandeln, kann größeren Verladern helfen, aus der Preisstabilität sowie Mengenrabatten Kapital zu schlagen. Außerdem zahlen Kontrakte auf die Genauigkeit der Vorhersagen und stabile Kapazitäten ein.

Kleine und mittelgroße Transportunternehmen, die sich keine langfristigen Vertragsverpflichtungen leisten können, werden FourKites zufolge dennoch große Mengen an Frachtkapazität binden. Der Anbieter geht davon aus, dass Unsicherheiten in der Frachtkapazität und der Nachfrage dazu führen werden, dass einige Spediteure auch in einem schwachen Frachtmarkt mehr investieren müssen, um bestimmte Mengen zu sichern.

Die Diskussion um Nearshoring und Onshoring sieht der Bericht eine zunehmende Dynamik gewinnen, nachdem die Pandemie die Risiken des Offshorings deutlich offengelegt hat. Immer mehr Hersteller, Handelsunternehmen und E-Commerce-Anbieter werden den Prognose zufolge von Just-in-Time- und Lean-Ansätzen wie etwa Kanban auf „Just-in-Case“-Philosophien in der Fertigung setzen.        

Wenig Erleichterung sieht FourKites für die Seefracht auf dem Arbeitsmarkt. Hier wird die Inflation perspektivisch die Gehälter der Fachkräfte nach oben treiben. Zugleich drohen in den USA und mehreren europäischen Ländern Arbeitskämpfe im Seefracht-Umfeld, die auch Lieferkettendisruptionen nach sich ziehen können. Als mögliche Reaktion darauf sieht FourKites eine Beschleunigung der Automatisierung von Prozessen.