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SCRM-Prognose: Klimawandel führt zu mehr Lieferkettenunterbrechungen

Dürren treiben laut einer Analyse von Setlog zudem die Logistikkosten nach oben. In Deutschland bestehe etwa Handlungsbedarf am Rhein.

Hier ist der Wasserstand noch kein Problem: Binnenschiff auf dem Rhein bei Bingen. Zuletzt behinderte Niederigwasser immer wieder die Binnenschiffahrt auf dem Fluss. (Bild: Matthias Pieringer)
Hier ist der Wasserstand noch kein Problem: Binnenschiff auf dem Rhein bei Bingen. Zuletzt behinderte Niederigwasser immer wieder die Binnenschiffahrt auf dem Fluss. (Bild: Matthias Pieringer)
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Therese Meitinger

Lieferverzögerungen, Warenengpässe, höhere Sicherheitsbestände, wachsende Logistikkosten: Der Klimawandel könnte künftig zu mehr Lieferkettenstörungen und negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft als bisher nach sich ziehen. Das prognostizieren anlässlich der aktuellen Durchfahrtbeschränkungen für Schiffe im Panamakanal die SCM-Spezialisten des Bochumer Softwarehauses Setlog, wie ein Pressemitteilung vom 25. August berichtet. Auch wenn die Situation in Mittelamerika keine spürbaren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft habe, sei es für Politik und Unternehmen ratsam, Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen – zum Beispiel für den Rohstoff- und Warentransport auf Wasserstraßen bei Niedrigwasser, so der Anbieter.

Schiffstau am Panamakanal verdeutlicht Problem

Hintergrund: Aktuell stauen sich Setlog zufolge Dutzende Frachtschiffe an beiden Seiten des Panamakanals, da wegen einer lang anhaltenden Dürre in Mittelamerika Wasser für die Schleusenprozesse aller wartenden Schiffe fehlt. Die zuständige Behörde beschränkte daher von Ende Juli bis Anfang September die täglichen Durchfahrten sowie den maximalen Tiefgang.

Die Wasserstraße spielt vor allem für die Versorgung der US-amerikanischen Wirtschaft eine wichtige Rolle. Hier habe sich beobachten lassen, dass sowohl die Preise für Container als auch die Transportpreise für bestimmte Relationen auf dem Spotmarkt stiegen, erklärt Setlog. Das könne auch Kooperationspartner Shippeo bestätigen: Da aktuell keine Hochsaison ist und genug Kapazitäten zur Verfügung stehen, gehen die Pariser Visibility-Spezialisten davon aus, dass viele Firmen, die noch Zeit für Lieferungen haben, das Problem umschiffen werden. Sie ändern Transportrouten und Verkehrsträger.

Laut Setlog-Vorstandsmitglied Ralf Düster haben der Stau im Panamakanal und seine Folgen auf Deutschland hingegen so gut wie keine Auswirkungen: „Nicht einmal zwei Prozent des Exports aus den deutschen Häfen sind für die Pazifikküste in Nord- und Südamerika bestimmt“, so Düster. Der Stresstest für die Logistikketten in Panama zeige jedoch, dass Extremwetterereignisse wie Dürren oder Stürme die Supply Chains künftig öfter und heftiger als bisher stören würden.

„Der Klimawandel ist in der Logistik angekommen. Die Prognosen der Klimaforscher zeigen, dass es höchste Zeit für Politik und Firmen ist, Vorkehrungen zu treffen“, betont Düster.

Deutsche Industrie auf Rheinschifffahrt angewiesen

In Deutschland muss man sich Düster zufolge vermehrt auf Niedrigwassersituationen in der Binnenschifffahrt einstellen. Besonders im Fokus der Politik müsse beispielsweise der Rhein stehen. Allein in Duisburg, Europas größtem Binnenhafen, wurden 2022 rund 42 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen. Düster erinnert in diesem Zusammenhang an die schwierigen Situationen im Rhein in den Sommern 2018 und 2022. Zwar werden hierzulande nur fünf Prozent der Güter per Binnenschiff transportiert.

„Aber Analysen des Kiel Institut für Weltwirtschaft zu den Folgen niedriger Rheinpegel haben gezeigt, dass die Industrieproduktion in Deutschland in einem Monat mit 30 Tagen Niedrigwasser um rund ein Prozent ‎sinkt. Für einige Branchen, etwa die Chemieindustrie, ist die Versorgung per Binnenschiff existenziell“, führt er an.

Unternehmen rät er, zum einen auf die Digitalisierung der Lieferketten zu setzen, zum anderen auch Transportalternativen wie die Landbrücke, also die Umladung von Waren von Schiff auf Bahn oder Lkw, als Alternative in der Hinterhand zu halten. Seiner Ansicht nach müssen auch innovative Schiffe eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang verweist er auf das im Mai 2023 in von der BASF in Betrieb genommenen Schiff „Stolt Ludwigshafen“, das selbst bei extremem Niedrigwasser den Rhein passieren kann.

Damit die Wirtschaft ohne Bedenken weiter auf das Binnenschiff setzen kann, ist Düster zufolge die Politik angehalten, die Forderungen aus den Firmen zügig umzusetzen – vor allem die Verbesserung der Wasserstandsvorhersagen sowie die Bereitstellung von aktuellen Tiefendaten, die Prüfung wasserbaulicher Alternativen und die Optimierung von Abladestellen am Mittel- und Niederrhein.

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