SCM: Überproduktion und Schwund schmälern den Umsatz um 3,6 Prozent

Laut einer Studie von Avery Dennison für die Länder USA, Großbritannien, Frankreich, China und Japan verdirbt 4,3 Prozent der Ware innerhalb der Supply Chain, bevor sie das Regal erreicht. Weitere 3,7 Prozent der Produkte werden aufgrund von Überproduktion zu Abfall.

Nur vier Prozent des Technologie-Budgets werden laut einer Studie von Avery Dennison durchschnittlich für die Verbesserung der Supply-Chain-Nachhaltigkeit eingesetzt. (Bild: AdobeStock, kentoh)
Nur vier Prozent des Technologie-Budgets werden laut einer Studie von Avery Dennison durchschnittlich für die Verbesserung der Supply-Chain-Nachhaltigkeit eingesetzt. (Bild: AdobeStock, kentoh)
Gunnar Knüpffer

Überproduktion und Schwund verschärfen die Supply Chain-Krise und kosten Unternehmen jährlich 3,6 Prozent ihres Umsatzes. Denn acht Prozent der Lagerbestände verderben oder werden einfach weggeworfen, ergab eine Studie von Avery Dennison mit dem Original-Titel The Missing Billions: The Real Cost of Supply Chain Waste, die am 16. Februar veröffentlicht wurde. Diese konzentriert sich auf die Länder USA, Großbritannien, Frankreich, China und Japan. Demnach verdirbt 4,3 Prozent der Ware innerhalb der Lieferkette, bevor sie das Regal erreicht. Weitere 3,7 Prozent der Produkte werden aufgrund von Überproduktion zu Abfall. Der Warenschwund macht der Erhebung zufolge pro Jahr einen Wert von 163,1 Milliarden US-Dollar aus.

Im Fokus der Studie stehen die Bereiche Automotive, Schönheits- und Körperpflege, Bekleidung sowie Lebens- und Arzneimittel. Die Datenerhebung erfolgte anhand einer Befragung von 318 globalen Unternehmen. Demnach ist den meisten Unternehmen das Problem des Warenschwunds durchaus bewusst, es wird aber kein Budget für dessen Behebung zur Verfügung gestellt. Interviewpartner äußerten, dass im Durchschnitt 28,9 Prozent der Nachhaltigkeitswirkung ihres Unternehmens auf die Supply Chain zurückzuführen sind. Dennoch werden nur vier Prozent des Technologie-Budgets durchschnittlich für die Verbesserung der Supply-Chain-Nachhaltigkeit eingesetzt.

60 Prozent spüren starken Druck, nachhaltiger zu werden

„Die gegenwärtigen Störungen in der Supply Chain führen zu einer Verschwendungskrise, was die Dringlichkeit und Notwendigkeit für nachhaltiges Handeln noch verstärkt“, sagte Francisco Melo, Senior Vice President and General Manager bei Avery Dennison Smartrac.

Es bestehe eine große Chance für Unternehmen, die digitale Transformation zu beschleunigen, welche dabei helfen werde, einen längerfristigen Systemwechsel mitzugestalten.

Neun von zehn Unternehmen gaben in der Studie an, sie stünden unter Druck, nachhaltiger zu werden, für 60 Prozent von ihnen galt dies als höchste Dringlichkeit. Um eine resiliente Lieferkette zu erreichen, müssen sie dabei noch einige Herausforderungen bewältigen: Dazu gehört etwa das Integrieren von unterschiedlichen Systemen und die mangelhafte Koordination unter den einzelnen Akteuren.

61 Prozent der Unternehmen nutzen Tracking-Lösungen

Die Unternehmen wollen sich diesen Problemen stellen: 61 Prozent der Firmen setzten bereits Lösungen für das Tracking von einzelnen Artikeln ein, was bis zu 95 Prozent ansteigen wird, da weitere 34,6 Prozent dies zukünftig planen, um die Supply Chain Visibility und Rückverfolgbarkeit zu verbessern. Blockchain-Investitionen werden den größten Schub erfahren: 97 Prozent der Unternehmen planen innerhalb der nächsten fünf Jahre, in diesen Bereich zu investieren, verglichen zu heutigen zwölf Prozent. Im selben Zeitraum beabsichtigen 99 Prozent der Unternehmen, smarte Geräte (inklusive Sensoren und Drohnen) und 97 Prozent das Industrial Internet of Things zu nutzen.

Die Studie von Avery Dennison beleuchtet zudem verschiedene Signale hinsichtlich des Kaufverhaltens: Erwartungsgemäß hat der Preis eine hohe Priorität. Von den 7.500 weltweit befragten Konsumenten stufen 22 Prozent die Qualität mit dem Preis an erster Stelle ein. Konsumenten aus UK sind mit 28 Prozent die preisbewusstesten und geben den Preis als Top-Prorität an, dicht gefolgt von Frankreich und Japan mit jeweils 25 Prozent.

Nur 16 Prozent der Kunden zählen Nachhaltigkeit zu einem der Top-3-Entscheidungsfaktoren und ganze zwölf Prozent priorisieren eine ethische Beschaffung ihrer Produkte. Dennoch deutet die Recherche auch auf eine Veränderung in Richtung langlebige Produkte hin: Haltbarkeit wurde bei einem von zwei globalen Kunden (48 Prozent) als Top-5-Anliegen eingestuft, was Unternehmen eine Möglichkeit bietet, die Zukunft der Nachhaltigkeit mitzugestalten, indem sie einen stärkeren Fokus auf die Langlebigkeit von Produkten richten.

Zwei von fünf Befragten (43 Prozent) stimmten überein, dass beim Kauf von Kleidung Transparenz über den Entstehungsweg eines Produktes bis zum Kunden wichtig ist. Transparenz hinsichtlich eines Materials oder der verwendeten Inhaltsstoffe wurde als höchster Einflussfaktor für nachhaltigere Entscheidungen beim Kauf von Lebensmitteln (37 Prozent) und Schönheitsprodukten (35 Prozent) genannt.