SCM-Studie: Osteuropa Top-Region für Nearshoring und Friendshoring

Laut der „Inverto Nearshoring Studie 2023“ des Beratungsunternehmens werden Nearshoring und Friendshoring nicht als vorübergehende Trends bewertet.

Die regionale Differenzierung des Lieferantenportfolios hat für viele Unternehmen einen hohen Stellenwert, so eine Studie von Inverto. (Symbolbild: Kamonrat / Fotolia)
Die regionale Differenzierung des Lieferantenportfolios hat für viele Unternehmen einen hohen Stellenwert, so eine Studie von Inverto. (Symbolbild: Kamonrat / Fotolia)
Therese Meitinger

Near- und Friendshoring werden von den Teilnehmern der aktuellen „Inverto Nearshoring Studie“ als anhaltender Trend eingeschätzt. Dabei wird Osteuropa als Schwerpunktregion für Nearshoring-Aktivitäten betrachtet. Geopolitische Spannungen haben für die Befragten einen erheblichen Einfluss auf die Entscheidungen in der Lieferkette, wie einer Pressemitteilung des Kölner Beratungsunternehmens vom 13. November zu entnehmen ist.

Rund 95 Unternehmen, hauptsächlich aus der DACH-Region, nahmen Firmenangaben zufolge an der Nearshoring-Studie teil. Mehr als die Hälfte der Befragten stammt demnach aus dem produzierenden Gewerbe. Darüber hinaus beteiligten sich Ansprechpartner aus den Bereichen Dienstleistung, Bau, Prozessindustrie und dem Handel. Rund 50 Prozent der Befragten hat laut Inverto einen Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro.

Mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmer sehen Nearshoring und Reshoring nicht als vorübergehendes Phänomen an. Im Gegenteil: Unternehmen betrachten den Studienautoren zufolge die Verlagerung von Aufträgen in benachbarte Länder als die am besten geeignete Umstrukturierungsoption, um ihre Effizienz zu steigern, Flexibilität zu verbessern und die Lieferzeiten zu verkürzen. Zwei Drittel der befragten Unternehmen planen laut der Erhebung eine Umstrukturierung ihrer Lieferketten in den nächsten fünf Jahren. Insbesondere Industrieunternehmen (67 Prozent) beabsichtigen eine verstärkte Regionalisierung und wollen Beschaffungskapazitäten in politisch stabilere Gebiete zu verlagern.

Geopolitische Spannungen als Entscheidungsfaktor

Dabei werden osteuropäische Länder als wichtigste Option betrachtet. Bereits 57 Prozent der befragten Unternehmen beziehen Güter aus der Region, während 32 Prozent planen, in den nächsten Jahren ihre Aktivitäten nach Osteuropa zu verlagern. 91 Prozent der Studienteilnehmer geben an, geopolitische Spannungen in ihrer Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Für die Zukunft erwarten die Befragten eine multipolare Welt und Blockbildung.

„Mit Nearshoring lassen sich Potenziale in drei Dimensionen erschließen – Erhöhung der Widerstandsfähigkeit, Beschleunigung der Durchlaufzeiten und Fortschritte in der Nachhaltigkeit“, erklärt Jan Mersmann, Principal bei Inverto und Experte für Lieferkettenmanagement. „Um das gesamte Spektrum der Möglichkeiten zu erfassen, sollten Unternehmen bei der Bewertung des Nearshoring-Potenzials ihre Beschaffungsstrategie überdenken und den geografischen Geltungsbereich erweitern“, rät Mersmann.

Dafür sollten Unternehmen zunächst Transparenz in ihrer gesamten Lieferkette schaffen. Auf dieser Grundlage lasse sich anhand einer „Total Cost of Ownership“-Analyse feststellen, für welche Vorprodukte sich Möglichkeiten für Near- und Friendshoring ergeben und welche Lieferregionen geeignet sind, heißt es vonseiten Inverto.