SCM-Studie: Automotive-Unternehmen setzen auf Dual-Sourcing und Nearshoring
Immer wieder haben massive Störungen die Lieferketten erschüttert, von den Folgen der Corona-Katastrophe über den russischen Angriffskrieg bis zum Niedrigwasser im Rhein. Die Unternehmensberatung McKinsey hat im April/Mai 2023 zum vierten Mal Führungskräfte im Lieferkettenmanagement gebeten, die Situation und die Strategien ihrer Unternehmen zu bewerten. 101 Manager aus verschiedenen Branchen und Ländern nahmen teil an diesem „Supply Chain Pulse Survey“. Die Kernfrage: Wie wollen Unternehmen Risiken reduzieren und ihre Widerstandsfähigkeit erhöhen? Die Ergebnisse der Auswertung liegen LOGISTIK HEUTE vorab vor.
Resilienz wächst gegenüber Vorjahr
Die Resilienz hat im Vergleich zu 2022 insgesamt zugenommen, zeigt die aktuelle Erhebung. Wichtigste Maßnahmen, die Unternehmen umsetzen, bleiben die Erhöhung der Lagerbestände und Dual-Sourcing. 66 Prozent der Unternehmen wollen ihre Lieferanten näher an ihren Hauptmärkten ansiedeln, ein Anstieg um 34 Prozent gegenüber 2022. 64 Prozent haben begonnen, ihre Lieferketten zu regionalisieren. 89 Prozent planen neue Netzwerke, um die Abhängigkeit von anderen Regionen zu verringern.
„Das Nearshoring von Zulieferern hat an Bedeutung gewonnen, vor allem in der Automobil- und Konsumgüterindustrie“, stellt Knut Alicke fest, Partner von McKinsey in Stuttgart und als Professor für Supply Chain Management an der Universität Köln tätig.
42 Prozent haben den Studienergebnissen zufolge vor, ihre Produktion ins nahe gelegene Ausland zu verlagern, fast dreimal so viele wie 2019. Auch der Aufbau von Backup-Produktionsstätten ist in den letzten Jahren zum Trend geworden. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Backup-Produktionsanlagen im vergangenen Jahr aufgestockt haben, hat sich der Studie zufolge von 22 Prozent auf jetzt 44 Prozent verdoppelt.
Szenarioplanung zunehmend gefragt
Die Ergebnisse wertet McKinsey dahingehend, dass eine „technologische Revolution im Lieferkettenmanagement im Gange“ sei. In diesem Jahr ist demnach der Anteil der Befragten, die Dashboards für die End-to-End-Transparenz eingeführt haben, deutlich auf 79 Prozent gestiegen. 71 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den nächsten drei Jahren ihre Planungsprozesse und deren Steuerung neu justieren wollen.
Bei der Befragungswelle vor einem Jahr hatten zwei Drittel der Supply Chain Manager die Herausforderung gemeistert, die Abläufe über alle Schnittstellen der Lieferkette hinweg sichtbar zu machen. Etwas mehr als die Hälfte verfügte 2022 über hochwertige Daten. Nur 37 Prozent nutzten damals schon routinemäßig die Szenarioplanung in ihren Lieferkettenabläufen.
„End-to-End-Transparenz, effektive Szenarioplanung und der Zugang zu IT-Fachkräften sind die drei wichtigsten Faktoren, um Lieferketten widerstandsfähig zu machen“, sagt Knut Alicke.
Fachkräftemangel bleibt limitierender Faktor
Die diesjährige Umfrage zeigt eine deutliche Zunahme beim Einsatz von Advanced Planning and Scheduling-Systemen. „APS-Systeme helfen Unternehmen, Angebot und Nachfrage in komplexen Netzwerken abzustimmen“, erklärt Alicke. „76 Prozent der Befragten operieren jetzt damit.“ Viele Unternehmen haben zudem ihre Kapazitäten für das Risikomanagement in der Lieferkette erhöht. 71 Prozent der Befragten verfügen inzwischen über solche Fähigkeiten.
Bei einem anderen, seit Langem bestehenden Hindernis für die Einführung von Supply Chain-Technologien gab es allerdings keine Fortschritte: dem Zugang zu qualifizierten Fachkräften. Wie im letzten Jahr geben weltweit nur acht Prozent an, dass sie auf eine ausreichende Zahl von IT-Experten zurückgreifen können, um ihre Digitalisierungsziele zu erreichen.
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