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SCM: Pandemien werden als Risikofaktor vernachlässigt

Laut einer Umfrage des BME berücksichtigen nur 30 Prozent der befragten Unternehmen Pandemien in ihren Risikoszenarien.  

Pandemien können Lieferketten schwerwiegend beeinträchtigen - und sie sind kein Einzelfall. (Foto: Ilkercelik / Fotolia)
Pandemien können Lieferketten schwerwiegend beeinträchtigen - und sie sind kein Einzelfall. (Foto: Ilkercelik / Fotolia)
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Therese Meitinger

Die weltweiten Lieferketten sind infolge der Corona-Krise stark unter Druck geraten. Bis zu vier von fünf Unternehmen melden massive Probleme aufgrund von Lieferverzögerungen – so eine Pressemitteilung des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Die aktuelle BME-Logistikumfrage 2020 „Risikomanagement in Supply Chains“ hat dafür einen wesentlichen Grund ausgemacht: Die meisten Unternehmen seien mit ihren Risikoplänen nicht das Szenario einer Pandemie vorbereitet. Weniger als 30 Prozent berücksichtigen demnach eine Pandemie als eigenständiges Risikoszenario – und von diesen wiederum hatte nur jedes vierte Unternehmen entsprechende Maßnahmenpläne für die eigenen Supply Chains entwickelt.

Doch war diese Pandemie unvorhersehbar, sodass sich die Unternehmen auf ein solches Ausmaß nicht vorbereiten konnten?

„Nein, denn allein im 21. Jahrhundert gab es bereits eine Vielzahl von Epidemien und auch Pandemien“, so BME-Logistikexperte Carsten Knauer.

Pandemien sind kein Einzelfall

Dazu zählten ihm zufolge beispielsweise die weltweite Grippewelle 2017/2018, die Vogelgrippe 2004 oder SARS 2002/2003. Darüber hinaus hat bereits im Jahr 2012 das Bundesinnenministerium unter fachlicher Federführung des Robert-Koch-Instituts das Szenario „Pandemie durch Virus Modi-SARS“ untersucht. „Die Übereinstimmung des Szenarios mit der aktuellen Situation ist frappierend“, sagt Prof. Michael Huth von der Hochschule Fulda.

Risiken würden wegen der Flexibilität von Einkauf und Logistik durch das Top-Management nicht als bedeutsam wahrgenommen werden, erklärt Thomas Möllers, Leiter Logistik, Zoll und Außenwirtschaft in einem deutschen Industrieunternehmen. „Dort herrscht die Meinung vor: Einkauf und Logistik bekommen das schon hin.“ Stellenwert und Bedeutung dieser Abteilungen sollten daher deutlich steigen, aber auch das Risikomanagement sollte zukünftig eine höhere Transparenz bis in die Tier-n-Stufen aufweisen. Lieferanten müssen Möllers Ansicht nach bis tief in die weit verzweigten Lieferketten hinein bekannt sein, sodass man das Risiko von Lieferausfällen besser abschätzen könne. Gleichzeitig sollten Lieferanten vermehrt aus unterschiedlichen Regionen kommen.

BME-Logistikstudie 2020

Ziel: Erhebung und Dokumentation des Status quo zum Risikomanagement in Supply Chains

Projektpartner: BME e.V., Hochschule Fulda

Methodischer Ansatz: Online-Umfrage, Experteninterviews

Zeitraum: Mai bis Juli 2020

Rücklauf: 116 abgeschlossene Fragebögen, zwölf Experteninterviews

Veröffentlichung der kompletten Ergebnisse: Ende Oktober 2020

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