Angesichts geopolitischer Krisen setzen 80 Prozent der Konsumgüter- und Handelsunternehmen in Deutschland wieder stärker auf regionale Beschaffung. 83 Prozent investieren in sogenanntes Friendshoring und konzentrieren somit ihre Supply-Chain-Netzwerke zunehmend auf Länder, die als politische und wirtschaftliche Verbündete gelten, um das Risiko in der Lieferkette zu reduzieren. Dies zeigt die aktuelle Studie des Capgemini Research Institute, „Illuminating the path“.
Die Studie analysiert, wie Unternehmen der Konsumgüterindustrie und des Einzelhandels ihre Lieferkettenstrategien umgestalten, um Resilienz, Effizienz und Nachhaltigkeit zu stärken. Das Capgemini Research Institute –hauseigener Think-Tank der Beratung Capgemini in digitalen Angelegenheiten – hat im August und September diesen Jahres 300 Unternehmen weltweit, darunter 30 aus Deutschland, aus der Konsumgüterbranche und dem Einzelhandel befragt, um ihre Herangehensweise an die Herausforderungen in der Lieferkette zu verstehen. Zudem wurden ausführliche Interviews mit Führungskräften geführt.
Auswirkungen auf die Effizienz der Lieferketten
Wie eine Capgemini-Presseinformation vom 15. November zur Studie berichtet, wird die Stabilität globaler Lieferketten derzeit durch eine Vielzahl von Faktoren beeinträchtigt, zum Beispiel Inflation, geopolitische Spannungen und übermäßige Abhängigkeit von einzelnen Ländern bei bestimmten Produkten. Für 87 Prozent der befragten deutschen Unternehmen wirken sich die aktuellen geopolitischen Krisen auf die Kosten und Effizienz ihrer Lieferketten aus.
Rückgang der Offshore-Beschaffung erwartet
Weltweit erwarten die Befragten bis 2025 einen Rückgang der Offshore-Beschaffung um sieben Prozent. Nearshoring und die inländische Beschaffung sollen dagegen um vier beziehungsweise drei Prozent zunehmen. Nordamerika führt den Nearshoring-Trend an: Hier wird bis 2025 ein Anstieg der Nearshore-Beschaffung um neun Prozent (gemessen am Dollarwert), ein Anstieg der Inlandsbeschaffung um vier Prozent und ein Rückgang der Offshore-Beschaffung um 15 Prozent erwartet.
Zu den größten Herausforderungen, mit denen deutsche Unternehmen in der Weihnachtssaison 2023 rechnen, zählen verspätete Lieferungen aufgrund von Importverzögerungen (60 Prozent), Arbeitskräftemangel (40 Prozent) sowie mangelnde Produktverfügbarkeiten beziehungsweise Fehlmengen (17 Prozent).
Nachhaltigkeitsinitativen skalieren
80 Prozent der deutschen Unternehmen geben an, dass sie sich bewusst um mehr Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette bemühen. Zudem gehen 83 Prozent davon aus, dass ethische und verantwortungsvolle Beschaffung, Transport und Produktion der Schlüssel zu Wettbewerbsvorteilen sind. Allerdings hat bisher, so ein weiteres Studienergebnis, nur etwa die Hälfte der deutschen Unternehmen Nachhaltigkeitsinitiativen umgesetzt und skaliert: So haben beispielsweise 57 Prozent Initiativen zu verantwortungsvoller Beschaffung eingeführt, ein Drittel (33 Prozent) für zirkuläres Produktdesign und etwa die Hälfte (53 Prozent) für recycelbare Verpackungen.
„Die konsequente Ausrichtung auf nachhaltige Lieferketten ist für Konsumgüterunternehmen und Einzelhändler zu einem unverzichtbaren Eckpfeiler ihrer Geschäftsstrategie geworden. Gleichzeitig ist sie eine der größten Herausforderungen für beide Sektoren“, sagte Andreas Unruhe, Leiter des Bereichs Consumer Products, Retail, Distribution & Transport bei Capgemini in Deutschland. „Dazu tragen nicht zuletzt die hohe Verbrauchnachfrage nach umweltfreundlichen Produkten sowie die notwendige Umsetzung gesetzlicher Regulierungen bei. Die Studienergebnisse zeigen, dass in der praktischen Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsambitionen für Unternehmen noch Nachholbedarf besteht.“
Durch bessere Planung, Prozessoptimierung und Automatisierung wollen Konsumgüter- und Handelsunternehmen die Kosten entlang ihrer Lieferkette optimieren. Für ein Fünftel (20 Prozent) der Befragten in Deutschland ist es demnach aktuell das wichtigste Ziel, die Kosteneffizienz ihrer Lieferkette in den nächsten zwölf bis 18 Monaten zu verbessern. Im globalen Durchschnitt sind es sogar 42 Prozent der Unternehmen.
Die überwiegende Mehrheit (80 Prozent) der deutschen Unternehmen geht davon aus, dass sich ihre Lieferkette erheblich verändern muss, um dieses Ziel zu erreichen. Acht von zehn deutschen Unternehmen geben an, dass Daten (87 Prozent) und Technologie (80 Prozent) eine zentrale Rolle bei diesem Wandel spielen müssen. Zu den Technologielösungen, die sie zur Kostensenkung und Umsatzsteigerung einsetzen, zählen vor allem Datenmanagement (74 Prozent), Cloud Computing (62 Prozent) sowie Track-and-Trace-Lösungen (62 Prozent).
„Angesichts des hohen wirtschaftlichen Drucks steht die Konsumgüter- und Handelsbranche jetzt vor der Aufgabe, die Kosten in ihren Lieferketten zu senken und gleichzeitig ihre Resilienz zu stärken“, so Andreas Unruhe. „In diesem Streben nach höherer Effizienz können Daten und neue Technologien Schlüsselinstrumente sein, mit denen Unternehmen nicht nur den Kostendruck mindern, sondern auch die Grundlagen für eine zukunftsfähige und robuste Lieferkette legen."
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