SCM: Hoffnungsschimmer für Elektronik-Lieferketten

Laut dem „Commodity IQ Report“ von Supplyframe zeichnen sich für einige elektronische Bauteile kürzere Lieferzeiten, eine stabilere Preisentwicklung und ein sinkender Bedarf ab.

Die Nachfrage an Halbleitern bleibt hoch, aber bei manchen Elektronikkomponenten entspannt sich die Lage. (Symbolbild: Naka / AdobeStock)
Die Nachfrage an Halbleitern bleibt hoch, aber bei manchen Elektronikkomponenten entspannt sich die Lage. (Symbolbild: Naka / AdobeStock)
Therese Meitinger

Der Plattformanbieter Supplyframe hat die Ergebnisse seines neusten „Commodity IQ Report“ für das dritte Quartal 2022 veröffentlicht. Der vierteljährliche Report bietet laut einer Pressemitteilung vom 24. August einen Überblick über die Marktentwicklung in der Elektronikindustrie – einschließlich Preisgestaltung, Vorlaufzeit und Nachfrage. Die neuen Entwicklungen deuten nach Ansicht des Anbieters auf ungleichmäßige Veränderungen für Endmärkte und Elektronik-Komponenten hin. Während sich die Verfügbarkeit von elektronischen Bauteilen verbessere und sich die Preise in vielen Kategorien stabilisierten, blieben verlängerte Lieferzeiten, geopolitische Unsicherheiten, erhöhte Logistik- und Arbeitskosten für das Elektronik-Ökosystem bis zum ersten Halbjahr 2023 problematisch, heißt es vonseiten Supplyframe.

Der Commodity IQ basiert laut dem Anbieter auf Praxisdaten und dem Fachwissen von im Supplyframe DSI-Netzwerk aktiven Unternehmen im Bereich Rohstoffmanagement. Zusätzlich hätten Branchenexperten und Marktforschungsanbieter, darunter mehr als 500 Unternehmen aus der gesamten Elektronik-Wertschöpfungskette, Fachwissen eingebracht, so Supplyframe.

Lieferzeiten und Preisentwicklung verbessern sich

Einige Teile werden der Erhebung zufolge zunehmend leichter verfügbar, und die Preise für beispielsweise Speichermedien sinken langsam. Insgesamt findet demnach bei den Speicherbausteinen eine Preisangleichung statt, wobei die Preise für vertraglich vereinbarte Mengenkäufe sinken. Die Analyse des Commodity IQ prognostiziert, dass weniger als die Hälfte aller Preisangaben für elektronische Komponenten im dritten Quartal steigen werden – im zweiten Quartal waren es noch 74 Prozent.

Supplyframe sagt zudem voraus, dass 52 Prozent aller Lead Times für elektronische Komponenten im dritten Quartal sinken oder sich stabilisieren werden – eine deutliche Verbesserung gegenüber dem zweiten Quartal, in dem 80 Prozent der Lead Times zugenommen hatten. Unter anderem hätten sich die Lieferzeiten für Keramikkondensatoren im Vergleich zum Vorquartal deutlich verbessert, und die Verfügbarkeit von Elektrolytkondensatoren werde sich voraussichtlich im ersten Quartal 2023 stabilisieren, so der Anbieter. Die Lieferzeiten für Leiterplatten werden laut dem Report bis zum Jahresende voraussichtlich sinken. Und die Verfügbarkeit von NAND-Flash verbessert sich, was sich positiv auf die Lieferzeiten von Solid-State-Drives (SSDs) auswirkt.

„Die Lieferkette für elektronische Komponenten verbessert sich langsam und ungleichmäßig“, so Steve Flagg, CEO und Gründer von Supplyframe. „Die mehrstufige Elektronik-Lieferkette befindet sich in einem komplizierten und unbeständigen Umfeld, in dem sich unvorhergesehene Ereignisse weiterhin auf Kapazitäten, Kosten, Vorlaufzeiten und andere Aspekte auswirken. Engpässe und Einschränkungen sind noch nicht vorbei. Eine Neuordnung der Lagerbestände und Korrekturen auf dem Komponentenmarkt sind im Gange.“

Heterogenes Bild in unterschiedlichen Produktgruppen

Die weltweite Nachfrage nach Elektronikkomponenten ging der Erhebung zufolge im Juni im Vergleich zum Vormonat um elf Prozent zurück, während sie in der Vergangenheit um vier Prozent gestiegen war. In der EMEA-Region war demnach die Nachfrage nach elektronischen Bauteilen im Juni um 14 Prozent niedriger als im Mai und um 17 Prozent niedriger als im Vorjahr. Deutschland, Frankreich, Italien und das Vereinigte Königreich verzeichneten die größten Rückgänge. Zu den am stärksten rückläufigen Bauteilen in der EMEA-Region gehören Kondensatoren mit -29 Prozent und Verstärker mit -23 Prozent im Jahresvergleich.

Die nachlassende Verbrauchernachfrage, insbesondere in China, und wirtschaftliche Bedenken sieht Supplyframe als die Hauptursachen dafür, dass die Beschaffung zwischen Mai und Juni im Vergleich zum Vorquartal um sieben Prozent und elf Prozent zurückging. Die Nachfrage nach Kondensatoren und Widerständen schrumpfte laut Report um zwölf Prozent, was auf Auftragsverschiebungen und -stornierungen zurückzuführen ist. Andere passive Bauelemente erlitten demnach ein ähnliches Schicksal und verzeichneten Rückgänge im einstelligen Prozentbereich.

PC- und Smartphone-Komponenten deutlich weniger gefragt

In einigen Bereichen ist die Nachfrage rückläufig, bleibt aber in anderen robust. Dem Commodity IQ Demand Index zufolge ist die Nachfrage nach aktiven und passiven Komponenten sowie nach Speicherbausteinen vom ersten auf das zweite Quartal zurückgegangen, mit Ausnahme von programmierbaren Logikbausteinen, die um neun Prozent zugenommen haben.

„Der starke Rückgang der Nachfrage nach PC- und Smartphone-Komponenten ist besorgniserregend, aber wir erwarten kein Überangebot an Halbleitern, da die Nachfrage in Sektoren wie Automobil, Industrie und Medizin weiterhin robust ist“, sagte Richard Barnett, Chief Marketing Officer bei Supplyframe.

Inzwischen ist die weltweite Speichernachfrage vom ersten zum zweiten Quartal um sechs Prozent gesunken. Nach Analysen des Commodity IQ Reports wird sie im dritten Quartal voraussichtlich erneut um zwei Prozent zurückgehen. Die Nachfrage nach Server-DRAM ist hingegen robust, aber die sinkende Nachfrage bei PCs, Laptops und Smartphones wirkt sich auf die DRAM-Preise aus. Supplyframe hat außerdem Hinweise darauf gefunden, dass PC-OEMs ihre Prognosen für das zweite Quartal um bis zu 30 Prozent gesenkt haben.